Die Rose der Highlands
Brannon nichts mehr zu
plaudern gibt, dann lass uns in den Salon gehen. Ich habe dir so viel zu
erzählen«, säuselte Rose und fügte an Miss Brannon gewandt freundlich hinzu:
»Ob Sie meinem Mann und mir wohl das Essen servieren würden? Das wäre reizend.«
Rose musste sich ein Grinsen verkneifen. Sie hatte Miss Brannon noch nie so
fasssungslos erlebt.
Keith folgte ihr zögernd.
»Meinst du nicht, wir sollten Miss Brannon zu Tisch bitten?«, fragte
er etwas hilflos.
»Heute nicht. Wir haben, seit wir wieder in den Highlands sind, noch
nicht einmal unter vier Augen geplaudert. Und ich mache mir Sorgen. Du machst
einen nervösen Eindruck, seit wir in dieses Haus gezogen sind. Wir sollten unsere
kostbare Zeit nicht mit Streiten vergeuden. Ich möchte dir eine gute Frau sein
â¦Â« Rose nahm seine Hand und führte sie zu ihren Lippen und küsste zärtlich
seine Fingerspitzen.
Keiths harte Gesichtszüge wurden weicher.
»Was ist in dich gefahren, Kleines? Du bist ja wie ausgewechselt«,
flüsterte er.
»Nein, ich will uns nur das bewahren, was wir auf dieser schönen
Reise erlebt haben.« Rose näherte sich seinem Gesicht, legte den Kopf schief
und bot ihm ihren Mund zum Kuss. Sie küssten sich leidenschaftlich, bis sich
Keiths Lippen rasch von ihren lösten. Er stöhnte laut auf.
»Rose, du küsst so, als würdest du mehr wollen, aber du weiÃt doch,
dass ⦠ich meine, dass wir noch warten wollen, bis du achtzehn bist.«
»Das habe ich nicht vergessen«, raunte sie heiser, »Aber ich habe nichts
gegen einen kleinen Vorgeschmack.«
Sie spürte, dass er zögerte, ob er sie erneut küssen sollte, aber
sie zog sein Gesicht sanft zu sich heran.
Ihre Zärtlichkeit wurde unterbrochen, als die Tür aufflog. Keith zog
sich sofort von Rose zurück, als hätte er sich verbrannt.
Mit säuerlicher Miene knallte Miss Brannon die Schüssel mit dem
Essen auf den Tisch, wie Rose triumphierend beobachtete. Sie platzt vor
Eifersucht, vermutete Rose, während sie Keiths Hand ergriff und seufzte: »Ach,
Liebling, wie schön!« Sie verlieh ihrer Stimme den Ton, den Caitronia als Olga
in die »Drei Schwestern« angeschlagen hatte. Sie hatte so furchtbar
übertrieben, dass bei der Aufführung vereinzelte Lacher aus dem Publikum
gekommen waren, wo sie eigentlich gar nicht hingehörten.
»Ich muss Sie sprechen, Sir«, fauchte die Haushälterin. »Unter vier
Augen und sofort!«, fügte sie beinahe drohend hinzu.
»Tut mir leid, Miss Brannon, ich werde erst einmal in Ruhe mit
meiner Frau zu Abend essen. Sie hat offenbar etwas auf dem Herzen.«
Miss Brannon verlieà schnaubend das Zimmer.
Aufrichtig gerührt betrachtete Rose ihren Mann. In diesem Augenblick
war er ihr wieder so nahe wie bei ihrem ersten Kuss und manchmal auf der Reise
durch Europa. Sie war froh, dass er ihr wieder vertrauter war, wenngleich sie
sich dazu des Theaterspiels bedienen musste.
Ob sie es wagen sollte, nach dem Essen mit ihm ins Schlafzimmer zu
gehen? Sie war jedenfalls bereit dafür. Solange er sie nicht schwängerte, war
alles in Ordnung.
»Was wolltest du mir eigentlich sagen?«, fragte er, nachdem sie eine
Zeitlang schweigend gegessen hatten.
Rose stieà einen tiefen Seufzer aus. »Du hast mir versprochen, dass
wir gleich nach unserer Heimkehr meine Mutter in Scatwell Castle besuchen
werden. Und seit Tagen vertröstest du mich.«
Auf der Stelle verfinsterte sich Keiths Miene.
»Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, aber nun muss es sein.
Erstens kannst du deine Mutter nicht mehr in Scatwell Castlebesuchen, weil sie da nicht mehr wohnt.«
»Keith, hör auf mit dem Unsinn!«
»Ich sage die Wahrheit. Deine Mutter ist nach Little Scatwell
gezogen. Scatwell Castle steht zum Verkauf.«
»Wie bitte?«
»Das habe ich mir gedacht, dass es dich aufregen wird. Und ich frage
mich, ob sie das darf oder ob es nicht genau so eine Eigenmächtigkeit ist wie
der geplatzte Verkauf eures Geschäftshauses.«
»Scatwell Castle hat zuletzt meinem Vater gehört, und er hat meine
Mutter zur Erbin eingesetzt. Sie darf es verkaufen, aber trotzdem, ich verstehe
das nicht. Warum tut sie das?«
Keith hob die Schultern. »Keine Ahnung, aber da wäre noch etwas. Sie
hat schon wieder über das Geschäftshaus verfügt.«
»Hat sie es verkauft? Aber das würde Isobel
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