Die Rose der Highlands
Leben
tatsächlich unentbehrlich machte. Kurz, diese Frau musste verschwinden!
Noch hatte sie keinen Beweis für ein Verhältnis der beiden, aber sie
war fest entschlossen, einen zu finden.
Nachdem sich ihr pochendes Herz etwas beruhigt hatte, eilte Rose
zielstrebig zu Keiths Schlafzimmer. In dieses Zimmer hatte sie bislang noch
keinen Fuà gesetzt, und sie erschrak, als ihr eigenes Kindergesicht sie von der
Wand anlächelte. Rose hatte sich schon gefragt, wo das Gemälde geblieben war.
SchlieÃlich hatte er von ihr verlangt, das Bild bei ihrer Flucht aus Scatwell
Castle mitzunehmen, damit sie eine Erinnerung an ihr Zuhause habe. Und nun hing
es in seinem Schlafzimmer. Was hat das zu bedeuten, dachte Rose, während sie
seine Bettdecke zur Seite schob. Was erwarte ich? Dass ich Miss Brannons
Dessous finde?
Hastig deckte sie das Bett wieder zu und strich es glatt. Es machte
alles nicht den Eindruck, als hätte sich hier ein Paar besinnungslos in den
Laken gewälzt. Rose fühlte sich wie eine hässliche Schnüfflerin. Trotzdem warf
sie noch einen flüchtigen Blick in seinen Nachttisch, aber sie traute sich
nicht, auch nur einen der Briefe, die er in der Schublade verwahrt hatte,
anzufassen.
Ihr Blick fiel auf die Zwischentür. Was, wenn sie abgeschlossen war?
Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter und wunderte sich nicht wirklich,
als sie ungehindert in Miss Brannons Zimmer gelangen konnte. Ihr Bett war
verwühlt. Rose zitterte am ganzen Körper. Doch war das ein Beweis, der genügte,
um zu verlangen, dass Miss Brannon ihr Haus auf Nimmerwiedersehen verlieÃ? Wohl
kaum, durchfuhr es Rose eiskalt, ich muss sie in flagranti ertappen, sonst wird
Keith es leugnen und mich auslachen.
Auch in Miss Brannons Nachttisch warf sie einen flüchtigen Blick.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie einen dunkelbraunen Ledereinband
erblickte. Wenn die Dame ihr Verhältnis zu Keith einem Tagebuch anvertraut
hätte, dann hätte ich meinen stichhaltigen Beweis, dachte Rose. Caitronia
behauptete immer, Männer brauchten das. Die Weisheit hatte sie von ihrer Mutter
eingetrichtert bekommen. Genau wie den Ratschlag: Deshalb muss du mitmachen, ob
es dir Spaà macht oder nicht. Wenn Miss Brannon eine nette Person wäre, würde
Rose vielleicht schweigen, bis sie selbst bereit war, sich in Keiths Bett zu
legen, aber so? Nein, diese Frau war gefährlich und versuchte, sie auszubooten.
Wie sie es auch drehte und wendete, sie musste die leidenschaftliche Seite
ihrer Ehe fortan in die eigenen Hände nehmen.
Ein Geräusch aus dem Flur lieà sie zusammenzucken. Erschrocken griff
sie nach dem Tagebuch, lieà es im Ausschnitt ihrer Bluse verschwinden und
schlüpfte unbemerkt in Keiths Schlafzimmer. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Es
hätte nicht viel gefehlt und Miss Brannon hätte sie beim Schnüffeln ertappt,
denn aus deren Zimmer drangen nun die energischen Schritte der Haushälterin
durch die dünne Verbindungstür.
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R ose hatte gerade
das Tagebuch in ihrem Schreibtisch verstaut,Â
als sie Keith nach Hause kommen hörte. Sie merkte es an der schrillen
Stimme von Miss Brannon, die sich lautstark bei ihm beschwerte. Rose konnte
sich denken, worüber, und sie freute sich schon jetzt auf das, was sie der
Haushälterin bieten würde.
Sie strich sich noch einmal ihren Rock glatt und setzte ein breites
Lächeln auf. So eilte sie die Treppe hinunter und flötete: »Liebling, ach, wie
schön dich zu sehen.« Sie ahnte, dass das Ganze übertrieben und schrecklich
affektiert wirkte, aber genau das beabsichtigte sie. Sie fühlte sich ein wenig
wie in der schuleigenen Theatergruppe, wo sie im letzten Schuljahr die Irina in
»Drei Schwestern« von Tschechow gespielt hatte. Ohne sich um Keiths verdutztes
Gesicht zu scheren, gab sie ihm einen Kuss auf den Mund.
Miss Brannon hatte vor Schreck das Zetern eingestellt, doch Rose
blickte jetzt scheinheilig von Keith zu seiner Haushälterin und zurück.
»Ich hoffe, ich habe nicht gestört. Gibt es irgendetwas, das ich
wissen sollte, Miss Brannon? Ich hörte Ihre aufregte Stimme bis nach oben.«
Rose konnte nicht verhehlen, dass ihr dieser Auftritt ungeheuer SpaÃ
machte. Für sie war es Theater, aber aus Miss Brannons Miene sprach ehrliche
Entgeisterung.
Auch Keith war so überrascht von Roses Verhalten, dass er keine
Worte fand.
»Gut, mein Liebling, wenn es mit Miss
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