Die Rose der Highlands
niemals erlauben!«
»Nein, sie hat das Haus in eine Armenküche und in eine Unterkunft
für Obdachlose umfunktioniert. Und Isobel scheint damit einverstanden, denn sie
soll in diesem Verein mitarbeiten, in dem auch deine Mutter und dieser schmierige
Anwalt tätig sind.«
»Meinst du Mister Brodie?«
Keith nickte.
»Aber das ist doch eigentlich eine gute Sache. Ich meine, da dient
das Haus wenigstens einem guten Zweck. Das ist ganz in meinem Sinn.«
»Ach ja?«, fragte er in scharfem Ton. »Und wenn ich dir nun sage,
dass es in der Brennerei Schwierigkeiten gibt und wir jeden Penny gebrauchen
könnten, um den Betrieb wieder aufÂ
Vordermann zu bringen?«
»Du brauchst Geld?«, fragte Rose erschrocken. Bislang hatte sie geglaubt,
dass sie einen vermögenden Mann geheiratet hatte. Nicht dass das der Grund für
ihren Entschluss gewesen war, mit ihm fortzugehen. Wenn sie ehrlich war, hatte
sie überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet.
»Aber was soll ich tun?«
»Wir müssen einen Anwalt beauftragen, der den Verkauf des Hauses in
die Hand nimmt und dir deinen Anteil auszahlt, denn ich glaube kaum, dass deine
Familie das tun wird. Und wovon auch?«
»Ich könnte Isobel bitten, meinen Anteil am Haus zu übernehmen und
mir dafür Bargeld zu geben. Sie besitzt schlieÃlich reichlich Vermögen.«
»Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass Isobel dir nach allem,
was zwischen euch vorgefallen ist, Geld gibt!«, bemerkte er in scharfem Ton.
»Da magst du recht haben. Sie wollte ja schon nicht einmal meine
Schule bezahlen. Und die Collane hat sie sich auch unter den Nagel gerissen.
Sie wird mir bestimmt nicht entgegenkommen, wenn sie zudem noch erfährt, dass
es um dein Unternehmen geht. Aber einen Anwalt? Ist das nicht ein Affront?«
Keith lachte bitter auf. »Worauf willst du warten? Dass diese Leute
Schaden im Haus anrichten und es später unverkäuflich ist?«
Rose aber hörte ihm nur noch mit halbem Ohr zu. Plötzlich stand ihr
der ganze Streit mit Isobel wieder vor Augen. Und wie gemein sie gewesen war,
ihr absichtlich das Kleid zu zerreiÃen. Nein, Isobel hatte wirklich keine
Rücksicht verdient. Auch wenn sie inzwischen gewiss genug gelitten hatte, weil
Keith sie hatte sitzenlassen.
»Du musst dich entscheiden«, sagte Keith nachdrücklich. »Sonst ist
dein Vermögen weg.«
Rose atmete ein paarmal tief durch. »Ich werde ihr erst einmal einen
Brief schreiben. Ob sie etwas dagegen hat, wenn ich sie aufsuche.«
»Ach, mein Herzchen, was versprichst du dir denn davon? Aber gut,
wenn es dir besser damit geht, aber warte nicht mehr zu lange.«
»Hast du zufällig in Erfahrung bringen können, ob Isobel auch mit
nach Little Scatwell gegangen ist?«
»Nein, sie hat ein kleines Haus in Beauly. Sie ist dort offenbar
Direktorin der Schule geworden.«
»Sag mal, woher weiÃt du das eigentlich alles?«, fragte Rose nun aufgeregt.
Es war doch merkwürdig, dass er in den paar Tagen seit ihrer Rückkehr alles
über ihre Familie in Erfahrung gebracht hatte. Arbeitete er denn nicht?
»Ich habe einen alten Bekannten aus Inverness getroffen. Der wusste
über alles Bescheid.«
Rose holte tief Luft. »Weià er auch, wie es meiner Mutter geht?«
Keith schüttelte den Kopf.
»Können wir sie vielleicht morgen besuchen? Morgen ist Sonntag.«
»Es tut mir leid«, erwiderte Keith.
»Wie meinst du das?« Rose sah ihn aus schreckensweiten Augen an.
»Wir werden sie gar nicht besuchen!«
»Aber das hast du mir doch versprochen!«
»Es liegt nicht an mir â¦Â« Er stockte und nahm ihr Gesicht in beide
Hände. »Du musst jetzt tapfer sein«, beschwor er sie.
»Aber was ist denn ⦠nun sag schon!« Rose standen die Tränen in den
Augen.
»Ich war bei ihr und habe ihr unseren Besuch angekündigt.« Er lieÃ
seine Hände sinken und blickte geknickt zu Boden.
»Und was hat sie gesagt?«, keuchte Rose atemlos.
Keith wand sich. »Ich ⦠also ich ⦠sie ⦠sie hat mich nicht ins Haus
gelassen und mir angedroht, dass sie erst ruht, wenn ich hinter Schloss und
Riegel bin.«
»Aber warum? Du hast doch nichts Unrechtes getan!«
»Das habe ich ihr auch gesagt, doch sie hat Stein und Bein geschworen,
dass sie etwas finden wird, das sie mir anhängen kann. Da sei ihr jedes Mittel
recht, hat sie
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