Die Rose der Highlands
werde in Zukunft auf der Black Isle leben«, erklärte er ein wenig
ausweichend und fügte hastig hinzu: »Ich habe auf der Halbinsel ein Schloss!«
»Ein Schloss auf der Black Isle?«, entgegnete Isobel verwundert.
»Aber das kann doch gar nicht sein. Das einzige Schloss, das je auf der Black
Isle gestanden hatte, wurde im achtzehnten Jahrhundert während der
Jakobitenaufstände vollständig zerstört â¦Â«
»Dann wissen Sie, Frau Lehrerin, sicher auch, dass es um jenes Schloss,
Castle Chanonry of Ross , immer wieder erbitterte
Kämpfe zwischen dem Makenzie- und dem Munroy-Clan gab?«, erklärte Lord Fraser
grinsend.
Isobel lief rot an. Sie fühlte sich durchschaut. Wie eine
Oberlehrerin hatte sie mit ihm geredet. Das machte sie wütend. Wütend auf sich
selbst! Und sie konterte schärfer als beabsichtigt: »Tut mir leid, ich wollte
Ihnen keinen geschichtlichen Vortrag halten, denn offenbar wissen Sie über das
Schloss mindestens so viel oder so wenig wie ich!«
»Sie sind bezaubernd, wenn Sie sich aufregen«, entgegnete Lord Fraser,
und ehe sie es sich versah, war er aufgestanden, hatte sich zu ihr
hinuntergebeugt und ihr einen Kuss auf den Mund gegeben. »So bezaubernd, dass
ich nicht mehr an mich halten konnte«, fügte er mit gespielter Zerknirschung
hinzu, während er sich wieder auf seinen Platz zurückbegab, als wäre nichts
geschehen.
Isobel war sprachlos. Das Tempo, mit dem er sich ihr näherte,
verunsicherte sie. Und doch schmeckte sie immer noch den Kuss auf ihren Lippen.
»Ich, ich â¦Â« Isobel hielt inne und hatte das Gefühl, ihre Wangen
glühten wie Feuer. Was wollte sie ihm überhaupt sagen? Dass sein Kuss herb und
nach Whisky geschmeckt hatte und dass sie noch nie zuvor von einem Mann geküsst
worden war?
Lord Fraser legte den Kopf schief und blickte sie verschmitzt an.
»Wenn ich Ihnen zu schnell bin, dann sagen Sie Bescheid. Dann bremse
ich mich ein wenig. Aber ich bin über das Alter hinaus, wo ich mich mit langem
Vorgeplänkel aufhalten möchte. Ich bin knapp über dreiÃig, und Sie sind sicherlich
auch keine achtzehn mehr.«
»Weit über zwanzig!«, rutschte es Isobel heraus, was sie auf der
Stelle bereute. Ob er sich dadurch abschrecken lieÃ?
»Das sieht man Ihnen aber gar nicht an â¦Â« Er stockte. »Entschuldigen
Sie, das kann doch aber nicht sein. Ich weià zwar nicht, wie alt Ihre Frau
Mutter wirklich ist, aber nein, das ist nicht möglich ⦠Sie wollen mich testen,
nicht wahr? Ob ich einen Rückzieher mache, wenn Sie sich älter machen, als Sie
tatsächlich sind. Aber da muss ich Sie enttäuschen. Ich bin kein Mann, der nach
einer blutjungen Frau sucht. Da ich ohnehin keine â¦Â« Lord Fraser unterbrach
sich hastig. »Also jedenfalls würde das meine Begeisterung für Sie nicht im
Geringsten mindern. Aber geben Sie schon zu, dass Sie geschwindelt haben.«
Isobel nickte, während sie sich fieberhaft fragte, was der Lord ihr
gerade hatte sagen wollen? Vielleicht: Da ich ohnehin keine Kinder bekommen
kann? Wenn es das war, hätte er es ruhig aussprechen können, denn Isobel war
sich so gut wie sicher, keine Kinder mehr zu bekommen. Sie wollte später nicht
die älteste der Mütter in der Schule sein. Das kannte sie von einem Mädchen aus
ihrer Klasse, der es jedes Mal schrecklich unangenehm war, wenn ihre Mutter bei
den Schulaufführungen zwischen all diesen jungen Frauen saàâ¦
Während des Hauptgangs sprachen sie kein Wort. Isobel überlegte
fieberhaft, ob Lord Fraser gemerkt hatte, dass sie ihn wegen Lili
angeschwindelt hatte. Und sie war fest entschlossen, ihm auf der Stelle die
Wahrheit zu sagen. Was sollte die ganze Heimlichtuerei? Isobel holte tief Luft,
doch in dem Augenblick fragte Lord Fraser wie nebenbei: »Wollen Sie meine Frau
werden, Isobel?«
Isobel wollte ihren Ohren nicht trauen. Aber er hatte es gefragt, er
hatte es tatsächlich gefragt!
Sie schluckte mehrmals trocken, bevor sie heiser hervorstieÃ: »Meinen
Sie nicht, dass wir uns erst einmal besser kennenlernen sollten?« Auch diesen
Satz bedauerte sie noch in demselben Augenblick. Ich bin wirklich nicht geübt
in Liebesgeflüster, durchfuhr es sie eiskalt.
Zu ihrer groÃen Ãberraschung nahm er ihre Hand und führte sie zum
Mund. »Ich brauche keine Bedenkzeit, Isobel, aber, wenn dir das alles
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