Die Rose der Highlands
überlegte, was sie ihm wohl Kluges
antworten könne, da hörte sie sich bereits flöten: »Da hat das Schicksal wohl
ein wenig nachgeholfen.«
»Glauben Sie an die Fügungen des Schicksals?« Lord Fraser blickte
sie prüfend an.
»Ich denke schon, dass einiges vorherbestimmt ist, was in unserem
Leben geschieht«, erwiderte sie und musste sich ein Grinsen verkneifen, trug
das Schicksal doch in diesem Fall einen ganz weltlichen Namen. Lili!
»Ich bin fest davon überzeugt, dass es kein Zufall ist, dass ich
ausgerechnet das Haus Ihrer Mutter kaufen wollte. Apropos Haus, bleibt es
dabei, dass Sie es behalten?«
Isobel nickte eifrig. »Ich denke schon. SchlieÃlich ist es seit
Generationen im Familienbesitz. Und der Wert einer Immobilie ist in diesen
Zeiten wesentlich stabiler als der von Bargeld.«
Lord Fraser pfiff anerkennend durch die Zähne.
»Eine Frau, die etwas von wirtschaftlichen Dingen versteht. Das lobe
ich mir.«
Isobel lächelte geschmeichelt.
»Aber reden wir von etwas anderem. Es war sehr unhöflich von Lili
und mir, dass wir in Ihrer Gegenwart diese Diskussion geführt haben. Aber ich
war so überrascht, dass â¦Â«
»Lili? Das ist mir schon bei unserem Abendessen aufgefallen. Sie
nennen Ihre Mutter beim Vornamen?«
Isobel kämpfte mit sich. Sollte sie ihm nicht lieber die Wahrheit
sagen? Sie musste ihm ja nicht gleich die ganze Familiengeschichte servieren,
aber warum sollte sie verschweigen, dass sie nicht Lilis Tochter war? Das
Versprechen, das sie Lili gegeben hatte, hielt sie schlieÃlich davon ab.
»Meine Mutter ist so ⦠so jugendlich, da fällt es mir jetzt, wo ich
erwachsen bin, schwer, Mutter, also â¦Â«
In diesem Augenblick kam Bonnie mit der Vorspeise und erlöste Isobel
von ihrem Gestammel.
»Woher wussten Sie, dass Feather Fowlie meine Lieblingssuppe ist?«,
fragte Lord Fraser gut gelaunt.
»Ich habe von mir auf andere geschlossen«, erwiderte Isobel
verschmitzt und war erleichtert, dass er wegen Lili nicht weiter nachfragte.
Kaum hatte Lord Fraser einen Löffel von der Hühnersuppe gekostet,
brach er in Begeisterungsstürme aus. »Das ist ja köstlich. Kann man Ihre Köchin
abwerben?«
»Sie können es ja versuchen. Bislang hat es noch keiner geschafft,
und ob Sie es glauben oder nicht, es hat schon mancher probiert!« Isobel lachte
aus voller Kehle.
Lord Fraser musterte sie mit durchdringendem Blick.
»Wissen Sie, dass Sie noch entzückender aussehen, wenn Sie lachen?
Das sollten Sie öfter tun.«
Isobels Herz begann wie verrückt zu klopfen, als sie begriff, dass
Lord Fraser sie tatsächlich umwarb.
Als Bonnie die Vorspeise abräumte, lächelte Isobel noch immer selig
in sich hinein.
»Miss Isobel, ich würde Sie demnächst gern einmal zu mir nach Hause
einladen.« Lord Fraser goss ihr ein weiteres Glas Rotwein ein.
»Aber gern doch«, stieà sie hervor, während ihre Wangen vor
Aufregung zu glühen begannen.
Sie griff hastig nach dem Glas und trank es vor lauter Aufregung in
einem Zug leer. Ihr wurde heiÃ. Sie fühlte sich blendend und traute sich sogar,
ihn ganz direkt anzusehen. Er sah gut aus. Sehr gut sogar! Plötzlich kam ihr
ein grässlicher Gedanke. Was, wenn er gar nicht frei war? Was, wenn er eine
Frau und Kinder hatte und sie sein Verhalten von Grund auf missverstand?
»Warum ist ein Mann wie Sie nicht verheiratet?«, hörte sie sich da
bereits fragen. Am liebsten wäre sie in ein Mauseloch gekrochen. Wie unbedacht
von ihr!
Lord Fraser aber lächelte nur. »Sieh an, ich wollte Sie auch gerade
fragen, waum Sie keinen Ehemann haben. Ich für meinen Teil würde sagen, weil
ich die richtige Frau noch nicht gefunden habe.«
Lord Fraser musterte sie jetzt so intensiv, dass sie den Blick
abwenden musste. Es machte sie schrecklich verlegen.
»Aber das kann sich ja ganz schnell ändern«, fügte er leise hinzu.
Isobel wusste gar nicht, wohin sie gucken sollte. Warum hatte sie das
Gespräch bloà in diese Richtung gelenkt, wenn sie nicht einmal in der Lage war,
mit einem attraktiven Mann zu flirten? Warum plauderte sie nicht mit ihm ganz
unverfänglich über schottische Geographie oder Geschichte? Darin kannte sie
sich wenigstens aus â¦
»Lord Fraser, sagen Sie, woher stammen Sie eigentlich?«, fragte sie
hastig, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
»Ich
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