Die Rose der Highlands
es sich um
keine gewöhnliche Kette handelt, sondern um die Ordenskette des Ordens von der
Distel, die höchste Auszeichnung, die man in Schottland erhalten kann.«
Isobel wollte etwas erwidern, aber Keith kam ihr zuvor: »Alles der
Reihe nach. Erhol dich erst einmal von dem Höllenritt!«
Er nahm sie beim Arm und führte sie zum Sofa. Dort reichte er ihr
als Erstes einen Whisky.
»Trink, du bist ja halb erfroren.«
Isobel, die vor Kälte zitterte, kippte den Inhalt des Glases in
einem Zug hinunter.
»Er ist leider nicht aus meiner Brennerei«, fügte er beinahe
entschuldigend hinzu. »Aber nun sag schon. Was ist geschehen?«
Isobel zögerte. Es fiel ihr nicht leicht, sich vor Dritten über ihre
Familie zu beklagen, aber dann flossen ihr die Worte nur so aus dem Mund. Zumal
Keith zärtlich den Arm um ihre Schultern gelegt hatte und sie mit seinem mitfühlenden
Blick ermunterte, ihm alles haarklein zu berichten. Isobel lieà fast nichts
aus. Weder die Tatsache, dass sie gar nicht daran dachte, ihrer verwöhnten
Schwester den teuren Schulbesuch von ihrem Geld zu finanzieren, noch dass ihre
Mutter die Collane an Rose hatte verschenken wollen. Nur Lilis peinliche
Liebesbezeugung an Dusten lieà sie aus. Dann hätte sie Keith ja entgegen des
Versprechens, das sie Lili gegeben hatte, über die wahren
Verwandtschaftsverhältnisse aufklären müssen. Dafür schmückte sie die Ohrfeige
umso mehr aus.
»Das geht entschieden zu weit«, empörte sich Keith lautstark. »Du
bist doch kein dummes kleines Ding mehr.«
Isobel wand sich. »Ich weiÃ, aber ich habe sie sehr provoziert.«
»Trotzdem. Das darf nicht geschehen!«, ergänzte er schnaubend. »Und
ist deine Mutter vielleicht auch der Grund, warum du mir vor dem Termin mit
meinem Banker am Telefon einen Vortrag gehalten hast, dass man nicht ohne
gründliche Ãberprüfung sein Geld einem Fremden geben dürfe?«
Keith musterte Isobel durchdringend. Sie senkte den Kopf und
schwieg.
»Sie hat etwas gegen mich, nicht wahr?«, insistierte Keith. »Glaubst
du, das habe ich nicht gemerkt?« Er war vor Erregung vom Sofa aufgesprungen und
ging nun ärgerlich im Salon auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
»Meine Mutter meinte, es wäre besser, wenn ich dich erst ein wenig
besser kennenlernen würde«, gab Isobel kleinlaut zu. Sie fühlte sich mit einem
Mal schrecklich unwohl. Was war nur in sie gefahren, einen gefährlichen Ritt
bei Nacht und Nebel nach Strathpeffer zu unternehmen, um sich bei ihrem
Verlobten auszuheulen? Noch niemals zuvor hatte sie sich so heftig mit Lili
erzürnt. Und nun rannte sie beim ersten groÃen Krach davon und verriet ihre
Stiefmutter an einen Fremden. Isobel fühlte, wie ihr bei diesem Gedanken die
Röte in die Wangen schoss. Nein, es war nicht recht, was sie tat. Das hatte
Lili nicht verdient, die immer wie eine Mutter zu ihr gewesen war, die um sie
gekämpft hatte. Isobel überlegte, ob es nicht besser wäre, sich bei Keith für
diesen Ãberfall zu entschuldigen und nach Hause zurückzureiten.
Als könne Keith Gedanken lesen, setzte er sich neben sie, zog sie
zärtlich zu sich heran und küsste sie. Isobel erwiderte den Kuss voller
Leidenschaft, und ihr Unwohlsein war wie fortgeblasen. Nun wusste sie, was sie
nach Strathpeffer geführt hatte. Die Liebe zu diesem Mann, den sie bald
heiraten würde. Sie fühlte sich geborgen und beschützt. Die Zeiten, da Lili
ihre Hauptbezugsperson darstellte, waren vorüber. Es war richtig, wenn Isobel
ihr Herz bei ihrem zukünftigen Ehemann ausschüttete.
Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte der Kuss eine Ewigkeit dauern
dürfen, doch Keith löste, schneller als es ihr lieb war, seine Lippen von
ihren.
Sie stieà einen tiefen Seufzer aus und griff nach dem Glas.
»Deine Mutter hat einen groÃen Einfluss auf dich, nicht wahr?« Er
musterte sie kalt, während er den Inhalt des Glases mit einem Zug
herunterschüttete.
Keiths Blick lieà Isobel frösteln.
»Bist du mir böse, dass ich deinen Ratschlag wegen des Geldes nicht
sofort angenommen habe?«, fragte sie vorsichtig,
»Nein, Liebling, wo denkst du hin? Ich finde es schade, dass dein
Vermögen nicht richtig für dich arbeitet, aber mir kann es gleichgültig sein.
Ich finde nur, deine Mutter hat kein Recht, dich so zu
Weitere Kostenlose Bücher