Die Rose der Highlands
hob den Zeigefinger und drohte ihr scherzhaft damit. »Böses
Mädchen, aber da hast du den Beweis, wie eine Hure siehst du gerade nicht aus.
Sonst hätte sie das gewiss nicht bereitwillig getan. Du glaubst ja gar nicht,
wie oft alleinreisende Herren Besuch von â¦Â« Keith unterbrach sich grinsend.
Isobel lächelte schief. Obgleich er das offenbar als Kompliment
gemeint hatte, fühlte sie sich nicht sonderlich geschmeichelt.
Keith wollte gerade nach dem Zimmermädchen klingeln, während Isobel
sich fragte, ob sie nicht zu alt war, um aus dem Zimmer ihres Verlobten ins
Nebenzimmer verbannt zu werden.
Sie schmuste sich zärtlich an ihn. »Leg diese dumme Klingel fort.
Ich möchte erst einmal einen Kuss«, flötete sie und bot ihm ihre gespitzten
Lippen dar.
Keith aber ignorierte dieses Angebot und machte keine Anstalten, ihr
näherzukommen. Isobel war enttäuscht. Sie hatte sich ihre Jungfernschaft nicht
aus moralischen Erwägungen aufbewahrt, sondern wäre jetzt, wo sie doch noch die
Liebe ihres Lebens gefunden hatte, nur allzu bereit, mit ihm das Bett zu
teilen.
»Ich würde gern bei dir übernachten«, flüsterte sie mit einem
sehnsuchtsvollen Blick auf die halb geöffnete Tür zu seinem Schlafzimmer.
»Wir haben alle Zeit dieser Welt. Warum sollen wir es überstürzen?«,
erwiderte Keith.
Isobel zuckte zusammen. Es war der Ton, der ihr missfiel. Hart und
bestimmend.
Sie erhob sich augenblicklich vom Sofa. Eigentlich war es ihr Stolz,
der sie so hastig aufspringen lieÃ. Anbetteln um einen Platz in seinem Bett
würde sie ihn bestimmt nicht!
»Du hast recht«, murmelte sie knapp.
Keith stand ebenfalls auf und nahm sie in den Arm. Sofort wurde sie
weicher. Sie reichte ihm knapp bis zur Brust. Er zog sie dicht zu sich heran,
sodass sie seinen Herzschlag hören konnte. Wenn sie sich nicht täuschte, pochte
doch auch sein Herz heftig. Was sprach dagegen, dass sie diese Nacht zusammen
verbrachten?
Isobels Gedanken schweiften zu Lili ab. Die würde bestimmt sagen,
dass sich das nicht gehöre. Wahrscheinlich hatte sie sich ihrem Mann, Isobels
Vater, auch erst in der Hochzeitsnacht hingegeben. Aber das waren andere Zeiten
gewesen. Wie oft hatten ihr die Freundinnen gestanden, dass sie schon vor der
Hochzeit an den Früchten der Liebe gekostet hatten? Und die waren noch keine
zwanzig Jahre alt gewesen, als es geschehen war, aber mit neunundzwanzig auf
die Hochzeitsnacht zu warten? Nein, das war albern!
In diesem Augenblick beugte sich Keith ohne Vorankündigung zu ihr
hinunter und küsste sie. Ob er wieder einmal ihre Gedanken gelesen hatte? Die
Leidenschaftlichkeit, mit der er sie dieses Mal küsste, sprach dafür. Isobel
lächelte befriedigt in sich hinein.
Ihre Knie wurden weich, als sich seine Hände begehrlich in ihren
Rücken krallten. Was würde sie darum geben, wenn er sie heute Nacht in das
Geheimnis der Liebe einweihen würde. Sie hatte wenig Lust, die letzte Jungfrau
im Tal von Strathconon zu sein.
Isobel wusste wenig darüber, wie eine Frau am besten einen Mann
verführte. Sie hatte stets weggehört, wenn Freundinnen allzu offenherzig über
ihre Erlebnisse im Bett geplaudert hatten. Wie durch einen Nebel fiel ihr ein,
was ihre engste Vertraute Murron ihr einst geflüstert hatte. Ich habe mich an
ihn gepresst und meine Hand unter seinen Kilt gleiten lassen. Er war so erregt,
dass er mich auf dem Sofa seiner Mutter genommen hat.
Keith aber trug keinen Kilt, sondern einen Abendanzug. Trotzdem
schmiegte sich Isobel ganz dicht an ihn, lieà ihre Hand unter seine Jacke
gleiten und sie an seinem Rücken hinunterfahren.
»Du möchtest bei mir bleiben, oder?«, raunte er heiser.
»Ja«, hauchte Isobel.
»Das möchte ich aber nicht«, entgegnete er mit fester Stimme. »Deine
Mutter ist ohnehin skeptisch genug. Da will ich ihr keinen weiteren Anlass
geben, mich als zukünftigen Schwiegersohn abzulehnen!«
Mit diesen Worten löste er abrupt die Umarmung und klingelte nach
dem Zimmerservice. Das kam so überraschend, dass Isobel nichts dagegen
unternehmen konnte.
Sie verdrehte die Augen. »Was hast du nur immer mit Lili? Sie ist
kein Drachen und keine Sittenwächterin.«
»Lili? Es ist befremdlich, dass du deine Mutter stets beim Vornamen
nennst. Ist das bei euch so üblich?«
»Nein, aber, nun â¦Â« Isobel seufzte schwer. Warum sollte sie ihm
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