Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
undurchschaubar war wie eine Schale Ziegenmilch.
Fedj erstarrte. Langsam senkte er das Mundstück der Wasserpfeife – ihm war die Freude an einem beschaulichen Raucherstündchen vergangen. »Und, hast du sie gesehen?«
»Ja, o Einzig Erhabener«, entgegnete Pukah.
»Dann kehre zu deinem Herrn zurück und berichte ihm, daß er die schönste aller Frauen heiratet. Laß mich also in Frieden«, sagte Fedj und lehnte sich in seine Kissen zurück.
»Ich wünschte, ich könnte das, o Unvergleichlicher«, sprach Pukah mit dem Ausdruck tiefen Bedauerns. »Wie ich schon erwähnte, habe ich die Prinzessin gesehen…«
»Ist ihr Blick nicht weich und sanft wie der einer Gazelle?« fragte Fedj eindringlich.
Pukah wog bedenklich den Kopf: »Eher die Augen einer streunenden Leopardin.«
Fedj kochte vor Wut: »Ihre Lippen, so rot wie eine Rose!«
»Eher so rot wie eine Dattelpflaume«, erwiderte Pukah und kniff dabei die Lippen zusammen.
»Ihr Haar, schwarz wie die Federn des Straußes…«
»Eher wie die Federn des Geiers.«
»Ihre Brüste, weiß wie der Schnee auf den Bergspitzen.«
»Das will ich gern zugeben.« Doch traurig fügte Pukah hinzu: »Aber nachdem mein Gebieter sie vom Hals an aufwärts gesehen hat, wird er sie möglicherweise so weit unten nie betrachten wollen.«
»Was macht das schon?« gab Fedj schlagfertig zurück. »Es steht fest, daß er sie heiratet, da kommt er nicht drumherum, selbst wenn sie so häßlich wie eine Hyäne wäre. Oder möchte er mit einer weiteren von Hazrat Akhrans ›Warnungen‹ ringen?«
»Mein Herr und Gebieter besitzt den Mut von zehntausend Kriegern«, entgegnete Pukah hochnäsig. »Er hat sich angeboten, den Gott selbst zum Zweikampf herauszufordern, was sein Vater ihm jedoch untersagte – und mein Meister ist ein äußerst folgsamer Sohn.«
»Pah«, schnaubte Fedj.
»Aber wenn ich mit dieser niederschmetternden Beschreibung zurückkehre… also, will ich nicht für die Folgen verantwortlich gemacht werden«, seufzte Pukah.
»Laß doch den hitzköpfigen Kalifen die Warnungen in den Wind schlagen«, spottete Fedj. »Es wird mir eine Freude sein, zuzusehen, wie Hazrat Akhrans Ifrit ihm die Arme ausreißt und mit den blutigen Stümpfen über das Gesicht fährt.«
»O weh, ich fürchte, dieses Schauspiel wirst dann auch du nicht genießen können, o Salziger, denn ich wage zu bezweifeln, daß vom Grund der Kurdinischen See aus viel zu erkennen ist«, erklärte Pukah.
Fedj funkelte den jungen Dschinn an, der mit sanften, unschuldigen Augen zurückblickte. »Was willst du?« grollte Fedj.
»Auf den Flügeln der Liebe fliegend, werde ich zu meinem Meister zurückeilen und ihm berichten, daß die ihm versprochene Braut wirklich die allerliebste aller Frauen ist, mit den Augen einer Gazelle, mit Lippen aus Rosen, Brüsten wie weißester Schnee, Schenkel…«
»Was weißt du über ihre Schenkel?« brüllte Fedj.
Pukah verbeugte sich und berührte mit seinem Turban den Boden. »Vergib mir. Ich habe mich vom Entzücken über die Schönheit deiner Herrin hinreißen lassen.«
»Also«, fuhr Fedj fort und beäugte den Dschinn mißtrauisch, »was verlangst du dafür, daß du deinem Herrn alles so erzählst?«
»Ich begehre allein deine Dankbarkeit…«
»Ja, ja, und ich bin Sul. Also, was willst du?«
»Wenn du darauf bestehst, mir etwas dafür zu geben, so bitte ich nur darum, daß du versprichst, mir eines Tages einen vergleichbaren Gefallen zu tun, o Großmütiger«, antwortete Pukah und drückte dabei seine Nase weiterhin in den Teppich.
»Eher würde ich mir die Zunge herausschneiden, als jemandem wie dir ein solches Versprechen zu geben!«
»Hazrat Akhran könnte dir dabei behilflich sein«, erinnerte ihn Pukah ernsthaft.
Fedj schluckte, denn er erinnerte sich an die Drohung des Gottes, für den Fall, daß ein Dschinn eine ihm übertragene Aufgabe nicht erfüllte.
»Also gut«, knurrte der Dschinn und kämpfte das heftige Verlangen nieder, sich Pukah zu greifen und kopfüber in die Wasserpfeife zu stopfen. »Geh jetzt.«
»Du willigst also ein, mir eines Tages einen angemessenen Gefallen zu tun?« beharrte Pukah, denn er wußte, daß ein ›Also gut‹ nicht als stichhaltiger Beweis vor einem höheren Tribunal der Dschinnen galt, falls Fedj versuchen sollte, sich aus ihrer Übereinkunft herauszuwinken.
»Ich stimme zu… dir… einen Gefallen… zu erweisen«, grummelte Fedj säuerlich.
Pukah lächelte süßlich. Der junge Dschinn erhob sich und führte das
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