Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
gesamte Spektrum hochachtungsvoller Gesten aus. Während er rückwärts ging, zog er sich aus dem Ring zurück. »Bilhana! Ich wünsche dir Freude! Bilshifa! Ich wünsche die Gesundheit!«
»Und ich wünsche dir, daß dich die Dämonen verschlingen!« murmelte Fedj, nachdem Pukah verschwunden war. In düsterer Stimmung suchte der ältere Dschinn wieder Trost bei seiner Pfeife, stellte aber fest, daß die Holzkohle inzwischen erloschen war.
Jetzt, im hellen Mondlicht seiner Hochzeitsnacht, näherte sich Khardan dem Brautzelt. Seine Gedanken kreisten immer wieder um das liebliche Bild seiner Braut – so, wie Pukah sie eben überschwenglich beschrieben hatte. Sein Blut geriet in Wallung. Was machte es da schon aus, daß sie nur die Tochter eines Schäfers war? War die Tochter doch wunderschön, wenn man den Worten des Dschinns Glauben schenkte. Und außerdem mußte ihre Ehe nur bis zur Blüte der elenden Kaktee halten. Wie lange mochte das dauern? Vielleicht ein paar Wochen, bis zum Frühjahr?
Bis dahin werde ich meine Freude an ihr haben, überlegte sich Khardan. Und wenn ich ihrer überdrüssig werde, nehme ich mir ein Weib nach meiner eigenen Wahl und verweise die Schäferstochter an den ihr gebührenden Platz. Wenn sie sich als zu widerspenstig erweist, schicke ich sie einfach zurück zu ihrem Vater.
Doch das lag in der Zukunft, heute war seine Hochzeitsnacht.
Er drehte sich zu seinen Gefährten um, die von einem Fuß auf den anderen traten und sich gegenseitig die Arme auf die Schultern gelegt hatten. Während er sich von ihnen verabschiedete, gaben sie ihm zu guter Letzt noch einige lästerliche Ratschläge. Dann drehten sie sich um und trotteten davon. Sie bemerkten nicht, daß mehrere Hrana unauffällig die Schatten verließen, um ihnen zu folgen.
Khardan erreichte das Brautzelt, als der Mond hoch im Zenit stand. Die Wachen, allesamt vom Stamm der Braut, starrten steinern geradeaus. Auch als er herantrat, sahen sie ihn nicht an. Khardan grinste und wünschte ihnen in einem anzüglichen Ton: »Emshi besselema – Gute Nacht.« Er schob sich an ihnen vorbei, hob den Eingang des Brautzelts und trat ein.
Drinnen empfing ihn warmes Licht. Der Duft von Jasmin umspielte seine Nase und mischte sich unterschwellig mit einem leichten Geruch nach Pferd. Seine Braut ruhte auf den Kissen des Hochzeitsbetts. In dem schwachen Licht war ihr Körper nur als Schatten gegen das reine Weiß der Brautlaken auszumachen. Einem plötzlichen Einfall folgend kehrte Khardan um und steckte den Kopf aus dem Zelteingang.
»Kommt am Morgen herein«, sprach er zu den Hrana, »und seht an dem Blut auf den Laken, daß ich vollbracht habe, was ihr Schaftreiber nicht geschafft habt. Seht dann, was es heißt, ein Mann zu sein!«
Eine der Wachen griff mit einem wüsten Fluch nach seinem Krummschwert. Nur Fedjs plötzliche Erscheinung – er sprang aus dem Sand und kreuzte die Arme über seiner breiten Brust – brachte den Hrana dazu, sich zurückzuhalten.
»Geht«, befahl der Dschinn, »heute nacht werde ich Wache halten.«
Das tat Fedj nicht, weil er Zuneigung zu Khardan hegte. Im Gegenteil, nichts hätte er in diesem Augenblick mehr genossen, als daß die Klinge des Hranas durch den Körper des großmäuligen Kalifen gefahren wäre.
»Auf Befehl Akhrans«, erinnerte er die Wachen, und sie verschwanden widerstrebend. Der über sieben Fuß große Dschinn nahm den Platz vor dem Zelt ein.
Laut lachend zog Khardan den Kopf zurück und wandte sich dem Lager seiner Braut zu, nachdem er sorgfältig den Zelteingang verschlossen hatte. Zohra trug ein weißes Hochzeitsgewand. Das Licht glitzerte auf den goldenen Fäden der feinen Stickereien, die den Saum des Gewands und den Schleier verzierten. Juwelen blitzten an ihren Händen und Armen auf, ein goldenes Band hielt ihren Schleier. Khardan trat an das Brautlager heran. Jetzt fiel sein Blick auf ihre vollen Brüste, die sich unter den Falten des hauchdünnen Stoffs hoben und senkten, und auf die ausgeprägten Rundungen ihrer Hüfte.
Khardan ließ sich auf die Kissen neben Zohra sinken, ergriff behutsam den weißen Schleier und streifte ihn von ihrem Gesicht. Er spürte, daß sie zitterte – und das erregte ihn über alle Maßen.
Khardan seufzte leise.
Nach Pukahs Beschreibung hatte der Kalif eine liebliche Frau erwartet, eine gewöhnliche Frau – eine Frau wie seine Mutter und seine Schwestern. »Augen einer Gazelle, Lippen wie Rosen, Brüste wie Schnee…« So hatte Pukah
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