Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
Körpers verbeugte sich der Ifrit mit bemerkenswerter Anmut. »Was ist Euer Begehr, mein Gebieter?«
»Ich werde Akhrans Einmischung überdrüssig, Kaug«, erwiderte Quar beiläufig und ließ sich auf ein seidenes Polster nieder. »Man hat mir berichtet, daß sich zwei seiner Stämme zusammengeschlossen haben. Wie war das möglich?«
»Das war das Werk von zwei Dschinnen Akhrans. Der eine heißt Fedj und der andere Sond, o Allerehrwürdigstes Wesen«, antwortete Kaug.
»Das habe ich mir gedacht. Wie ärgerlich.«
»Ich kann die Lösung in Euren Gedanken lesen, mein Gebieter. Euer Plan ist ausgezeichnet. Friede sei mit Euch, Effendi. Die Angelegenheit ist leicht zu handhaben. Und nun erlaubt mir, Euch einige Erfrischungen zu bringen, um Euch von den Sorgen zu erleichtern, die Euch quälen.«
Kaug klatschte in die Hände, und mit dem lauten Schall erschien plötzlich eine Kanne dicken, süßen Kaffees und eine Platte mit kandierten Rosenblättern, süßen Feigen sowie duftenden Granatäpfeln. Quar beobachtete abschätzend, während er an einem Rosenblatt knabberte, wie Kaug den süßen Kaffee in eine zerbrechliche Porzellantasse einschenkte.
»Es ist ja nur eine Belanglosigkeit, eine geringfügige Irritation meinerseits«, sprach Quar ihn an, »aber ich bin nun mal ein so empfindsames Wesen, daß mich solch kleine Unstimmigkeiten mehr als notwendig beunruhigen. Kann ich mich also darauf verlassen, daß diese Angelegenheit in deinen fähigen Händen liegt, mein treuer Diener?«
»Betrachtet den Skorpion seines Stachels beraubt, die Spinne unter dem Stiefel zertreten, o du Herrlicher«, erwiderte der Ifrit, warf sich auf die Knie und verbeugte sich so tief, daß der Turban den Teppich berührte.
»Nun ja«, Quar spießte mit dem goldenen Messer einen Granatapfel auf, kratzte die rubinroten Kerne heraus und zerdrückte einen Korn nach dem anderen zwischen den Zähnen.
Skorpione und Spinnen, das war genau das, woran er eben gedacht hatte. Er mochte es nicht, wenn Kaug in seinen Gedanken herumstöberte, und der Gott fragte sich nicht zum ersten Mal, wieviel seiner innersten Gedanken der Ifrit zu wissen bekam, seitdem Kaug an Stärke und Macht zugenommen hatte.
»Gibt es noch etwas, was mein Gebieter begehrt?«
»Die Wahrheit über die Ermordung der armseligen Priester Promenthas’…«
»Äh!« antwortete Kaug stirnrunzelnd.
»Sprich!«
»Ich habe gewußt, daß die gewalttätigen Handlungen Euch Sorgen bereiten würden, mein Gebieter, daher habe ich mich schon bemüht, so viel wie möglich herauszufinden. Unglücklicherweise hängt eine dunkle Wolke über denen, die die Tat begangen haben, und verdeckt meine Sicht.«
Quar kniff die Augen zusammen. »Eine dunkle Wolke. Wer steckt dahinter?«
»Ich weiß es nicht, Effendi.«
»Vielleicht ist es einer von Promenthas’ Tricks. All seine Anhänger sind doch mit Sicherheit tot oder etwa nicht?«
»Soweit ich weiß…«
»Sind nun Promenthas’ Anhänger tot, Kaug? Ja oder nein?« fragte Quar sanft.
Unfähig zu antworten, kroch der eingeschüchterte Ifrit vor seinem Meister auf dem Boden. Er zog die Schultern ein, und sein gewaltiger Körper bebte.
Aufrichtige Niedergeschlagenheit? Oder ein gutes Schauspiel?
»Sehr gut. Wenn du es nicht weißt, weißt du es eben nicht. Du bist entlassen«, sagte Quar, während er ihn mit der juwelenbesetzten Hand gleichgültig entließ.
»Mein Gebieter ist nicht böse?«
»Nein, nein«, gähnte Quar. »Meine Zeit ist zu wertvoll, um sie auch noch mit solchen Banalitäten zu verschwenden. Ich gehe davon aus, daß sich unter deinen Händen alles richten und zu meiner Zufriedenheit erledigen wird.«
»Ich bin geehrt durch Euer Vertrauen, mein Gebieter, und segne Euch für Eure Geduld mit mir.« Der Ifrit verbeugte sich erneut in Demut und Dankbarkeit.
Schweigend legte sich Quar in sein Sitzpolster zurück und schloß die Augen, als ob er eingeschlafen wäre, trat aber in Wirklichkeit aus seiner menschlichen Hülle heraus und beobachtete Kaug mit unsichtbaren Augen. Er prüfte den Ifrit sorgfältig, suchte Spuren von Eitelkeit, Selbstzufriedenheit oder der inneren Überzeugung, daß die Angelegenheit mit Akhran und den Priestern eine größere Bedrohung darstellte, als er vor seinem Gebieter zugeben mochte. Doch Quar entdeckte nur ernstgemeinte und bedingungslose Hingabe auf Kaugs fleischigem Gesicht.
Dann kehrte Quar in seinen Körper zurück, blinzelte ein paar Mal, gähnte und rieb sich schläfrig die Augen.
»Gibt es
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