Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar
dafür zu schaffen, einem anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben). Pukah war über alle Maßen verblüfft, daß Sond, als er diese Worte vernahm, blau anlief.
»Du hast… was?« Der Dschinn verschluckte sich beinahe an den Worten, so daß er fast erstickte.
»Ich habe dir den ganzen Verdienst zukommen lassen, Freund Sond«, entgegnete Pukah bescheiden. Endlich gelang es ihm, den Topf vom Fuß zu schütteln. Er faßte sich und hob ablehnend die Hände. »Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken. Dir allein gebührt die Ehre…«
Pukahs Stimme erstarb. Sond brüllte furchterregend los und dehnte sich auf eine Größe von fast zwanzig Fuß aus. Er hob seine riesigen Arme über den Kopf, als wollte er die Sterne einzeln vom Himmel reißen. Augenblicklich wurde Pukah klar, daß Sond es mit seiner Wut nicht auf die Sterne abgesehen hatte, denn er stürzte, einem Meteor gleich, direkt auf ihn herab.
Angsterfüllt blieb dem jungen Dschinn nur noch die Zeit, den Kopf schützend unter seinen Armen zu verstecken und um sein junges Leben, das nun so tragisch enden sollte, zu trauern. Er malte sich aus, wie man ihn in eine eiserne Schatulle stopfte, die dann verschlossen und versiegelt tausend Fuß unter der Erdoberfläche vergraben wurde. Ein gewaltiger Wind ergriff ihn, erfaßte alles um ihn herum und entwurzelte sogar zwei Palmen…
Dann legte sich der Sturm.
Das ist das Ende, dachte Pukah düster.
Aber es geschah nichts.
Voller Angst wartete er.
Noch immer geschah nichts.
Den Kopf unter den Armen versteckt, hielt Pukah die Augen fest zusammengekniffen. Er lauschte. Alles, was er hören konnte, war das jämmerliche Stöhnen eines Manns, dem die Gedärme herausgerissen worden waren. Vorsichtig öffnete Pukah ein Auge und blinzelte über seinen Ellbogen.
Zusammengekrümmt und die Arme um den Bauch geschlungen, saß Sond da und schluchzte bitterlich.
»Oh, mein lieber Freund«, sagte Pukah, der wirklich gerührt war und sich ein wenig schuldig fühlte, weil er nicht die Wahrheit gesagt hatte. »Ich weiß, daß du mir dankbar bist, aber ich versichere dir, diese Zurschaustellung deiner Gefühle ist völlig…«
»Dankbar!«
Sond hob den Kopf. Tränen rollten über die Wangen des Dschinns, Schaum tropfte von seinen Lippen, und Blut rann aus seinem Mund. Zähneknirschend streckte er seine Arme vor und sprang Pukah an die Kehle.
»Dankbar!« schrie Sond. Er warf Pukah zu Boden, packte ihn am Nacken und schlug seinen Kopf auf den Wüstenboden und trieb ihn bei jedem Wort, das er sprach, tiefer hinein. »Sie ist verloren! Für mich verloren! Für immer! Für immer!«
Bumm, Bumm, Bumm…
Pukah hätte um Hilfe geschrien, aber seine Zunge war so mit allem anderen, was in seinem Kopf sonst noch herumschwirrte, verwickelt, daß er bei jedem Schlag nur noch: »Au! Au! Au!« keuchen konnte.
Schließlich erlahmten Sonds Kräfte, sonst hätte er Pukah geradewegs durch die Erde gestoßen, und der Dschinn wäre am anderen Ende herausgekommen und hätte entdeckt, daß Mathew doch nicht verrückt war. Erschöpft vor Kummer und Zorn, gab Sond Pukah endlich einen letzten Stoß, der den jungen Dschinn sechs Fuß tief in solides Granitgestein trieb. Danach fiel Sond hintüber und rang stöhnend nach Atem.
Schwindlig, benommen und völlig durchgeschüttelt überlegte Pukah zunächst, ob er nicht am besten in seinem Loch bleiben sollte. Aber vielleicht reichte das nicht, und Sond würde ihn finden. Daher schüttete er noch etwas Wüstensand über sich. Als sein Kopf wieder klarer war, begann er über die Worte des älteren Dschinn nachzudenken: Sie ist verloren… Für mich verloren… Für immer…
Wer war sie? Was bedeutete das, verloren? Und warum waren das alles offensichtlich seine – also Pukahs – Fehler?
Er wußte, daß er keine Ruhe finden konnte, nicht einmal in einer verschlossenen Schatulle, bevor er nicht die Antwort auf diese Fragen gefunden hatte. Pukah spähte aus seinem Erdloch hervor.
»Sond?« fragte er ängstlich, bereit sich sofort zu ducken, falls der ältere Dschinn erneute Anzeichen von Feindseligkeit zeigen sollte. »Ich verstehe das nicht. Sage mir, was nicht stimmt. Irgend etwas stimmt doch nicht, das rieche ich.«
Sond stöhnte eine Antwort und wog den Kopf hin und her. Sein Gesicht war so sehr von Kummer und Gram verzerrt, daß es ganz schrecklich anzusehen war.
»Sond«, sagte Pukah, er begann zu ahnen, daß etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Er fragte sich, ob das seine eigenen
Weitere Kostenlose Bücher