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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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nur noch nicht gekommen sind.“
    Marie schwieg noch immer. Julien sah sie fragend an.
    „Ihr seid böse mit mir, warum?“
    „Ihr seid nach wie vor dreist, Monsieur.“
    Julien starrte sie einen Augenblick lang überrascht an.
    „Ihr verliert immer noch gelegentlich die Contenance.“ Marie zog eine Schnute.
    Julien verdrehte die Augen. Sie hatte wirklich die Gabe, im falschen Augenblick ihren Standpunkt herauszukehren. Er konnte sich nur mühsam zurückhalten, sie nicht einfach an den Schultern zu nehmen und kräftig durchzuschütteln. Was in drei Teufels Namen war das nur für eine Frau?
    „Oh! Ich bitte demütig um Vergebung, Demoiselle“, sagte er spöttisch mit einer angedeuteten Verbeugung. „Aber glaubt Ihr nicht auch, dass die gegebenen Umstände auch einen Mann Eurer durchlauchtigen Gesellschaft die Contenance verlieren lassen? Ich werde mich selbstverständlich sofort auf meinen gesellschaftlichen Stand besinnen und Euch nur ansprechen, wenn ich gefragt werde.“
    Er sah sie unter zusammengezogenen Augenbrauen abwartend an.
    „Ihr seid unmöglich.“ Marie wandte sich wieder den Symbolen auf der Staffelei zu. „Gut, was also glaubt Ihr?“
    Unglaublich! Wie sollte man diesen Launen nur standhalten? Er konnte den Mann nur bedauern, der diese Frau irgendwann einmal heiraten sollte. Dabei fiel ihm ein, dass dieses Weib es doch tatsächlich schon fertiggebracht hatte, ihre Verlobung mit einem Adeligen hohen Standes zu lösen!
    „Ich denke, wir sollten herausfinden, welche Eurer Vermutungen richtig ist“, antwortete Julien schließlich.
    „Womit wollt Ihr anfangen?“
    „Damit, die Symbole zu entschlüsseln.“
    „Und wie?“
    Julien atmete tief durch. Es wollte ihm noch immer nicht richtig gelingen, sich wieder auf seine Aufgabe zu besinnen. Viel zu sehr ärgerten ihn noch die Launen seiner Auftraggeberin.
    „Ich denke darüber nach“, antwortete er knapp.
    „Wie kann ich Euch helfen?“
    „Oh, Ihr könntet mir ein Essen servieren lassen. Etwas Kräftiges, ich habe Hunger wie ein Bär.“ Er sah sie mit gespieltem Erschrecken an. „Verzeihung, aber Ihr hattet mich gefragt!“
    Sie schmunzelte vor sich hin und nickte ihm dann zu.
    „Gut, verstanden. Ihr wollt ein Essen serviert bekommen und ich nehme an, Ihr seid zu schwach, selbst den Glockenstrang zu ziehen und nach dem Personal zu läuten“, sagte sie, und ihm entging nicht, dass die vorwitzige kleine Falte, die stets ihren Unmut ausdrückte, kurz auf ihrer hübschen Stirn erschien. Dann zog sie mit einem Ruck an dem Band, das jemand aus der Küche herbeirufen würde.
    Prompt ließ sie Julien stehen und ging hoch erhobenen Hauptes hinaus. Draußen verharrte sie einen Augenblick lang und atmete tief durch. Dieses unglaubliche Mannsbild! Was erlaubte er sich eigentlich?
    Genau in diesem Moment tauchte Jeanette auf, die mit einem gewissen Glitzern in den Augen Maries Auftrag entgegennahm, dem jungen Maler ein Essen zu servieren.
    „Er scheint dir zu gefallen“, bemerkte Marie wie beiläufig.
    „Der junge Herr?“ Jeanette nickte eifrig. „Oh ja, er ist sehr charmant, Demoiselle. Alle im Schloss mögen ihn.“
    „Ach ja?“
    Sie zögerte. „Fast alle, ja.“
    Marie überhörte ihren Einwand.
    „Ich nehme an, du hast dich gefreut, ihn wieder zu sehen?“
    Jeanette sah ihre Herrin überrascht an und knickste ergeben.
    „Natürlich, Demoiselle.“
    „Dich mag er wahrscheinlich am allerliebsten von allen hier“, stellte Marie fest.
    „Vielleicht“, antwortete Jeanette arglos und errötete.
    „Das war alles für den Augenblick, du kannst gehen.“
    Marie sah ihr stirnrunzelnd nach. Julien konnte charmant sein, fürwahr - wenn er wollte. Aber für ihren Geschmack war er gelegentlich einfach zu gewöhnlich. Vergaß, wen er vor sich hatte. Keine gute Kinderstube.
    Jean-Philippe fiel ihr ein.
    Jean-Philippe hatte immer ganz genau gewusst, wie er sich in Gegenwart einer Dame zu benehmen hatte. Insbesondere, wenn es sich um eine Dame von Adel handelte. Er war so gut erzogen, so normal, so absehbar.
    Genau das hatte ihn so unglaublich langweilig gemacht.
    Die Tür des Ateliers öffnete sich und Julien trat auf den Flur, auf dem Marie noch immer wie angewurzelt stand und sich Gedanken machte.
    „Demoiselle?“
    „Ja?“
    „Demoiselle, ich glaube, ich habe den Schlüssel gefunden.“
    Marie schaute ihn einen Augenblick lang fragend an.
    „Den Schlüssel?“
    „Ja. Darf ich Euch noch einmal für einen Augenblick hereinbitten?“
    Marie

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