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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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überheblichem Tonfall, der Marie nicht entging. „Honoré wünscht, dass die Räume in diesem Teil Eures Schlosses gesäubert und die Vorhänge zum Waschen gegeben werden.“
    Marie reizte sowohl der Tonfall des Mädchens, als auch der unmissverständliche Hinweis darauf, dass sie keine Ahnung von dem habe, was auf ihrem eigenen Schloss vor sich ging. Egal in welcher Hinsicht.
    Jeanette knickste artig und sah schnell an Marie vorbei zur Tür, wo Marie den jungen Mann wähnte.
    „Dann beeile dich“, beendete Marie das Gespräch etwas lauter als beabsichtigt, verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Was um alles in der Welt war nur in sie gefahren?
    Sie warf Julien einen vernichtenden Blick zu, den dieser mit einem angedeuteten Lächeln quittierte.

    Julien überflog nochmals das, was er in den vergangenen Stunden aufgeschrieben hatte und lehnte sich dann mit einem tiefen Seufzer auf seinem Stuhl zurück. Er verschränkte die Arme hinter seinem Nacken und dehnte seine arg verspannten Muskeln ein wenig, da sie ihm seit geraumer Zeit Kopfschmerzen bereiteten. Aber nicht nur die verspannten Nackenmuskeln hatten das dumpfe Gefühl ausgelöst, was sich hinter seinen Schläfen breitmachte. Ein wenig trug dazu auch all das bei, was er anhand der ihm bekannten Fakten herausgefunden hatte.
    Wenn seine Vermutungen richtig waren, war er einer ungeheuerlichen Sache auf die Spur gekommen, die von nicht abzusehender Tragweite sein musste. Allerdings hatte er es bislang vermieden, über die Konsequenzen nachzudenken, die das alles für die Demoiselle und für ihn haben würde. Eines jedenfalls war ihm zunehmend klar geworden, während er seine Liste erstellte: Es war ausgesprochen gefährlich, was er hier tat, und er hoffte inbrünstig, dass sich die Demoiselle an seine Empfehlung hielt und nicht über ihrer beider Entdeckung sprach.
    Mit wem auch?
    Julien streckte die Arme nach oben und verharrte einen Augenblick lang in dieser Haltung.
    Monsieur Sebastien!
    Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er ließ die Arme sinken und fischte, plötzlich nervös geworden, ein leeres Blatt aus den verstreut auf der Tischplatte herumliegenden Papieren. Mit ein paar schnellen Handbewegungen zeichnete er mehrere Gerade, deren Endpunkte er wiederum mit Kästchen versah. Diese beschriftete er, bevor er alles wieder untereinander mit scheinbar sinnlosen Strichen und Wellenlinien verband.
    Als er fertig war, betrachtete er stirnrunzelnd das Ergebnis und ging dann zur Tür. Bevor er sie öffnete, besann er sich eines anderen und blieb stehen.
    Es war mitten in der Nacht.
     
    Marie saß ihm gegenüber am Tisch, die Hände im Schoß gefaltet und lauschte atemlos den Erklärungen, die er ihr zu seinen Aufzeichnungen gab.
    „Das ist ja ungeheuerlich!“, sagte sie schließlich, als er geendet hatte, und betrachtete die Unterlagen, die er vor ihr ausgebreitet hatte. „Das heißt also, ich bin in Gefahr, nicht wahr?“
    Julien schüttelte langsam den Kopf.
    „Das glaube ich nicht“, entgegnete er. „Ich denke vielmehr, es gibt verschiedene Dinge, die ich nicht herausfinden konnte, weil sie hier nirgends verborgen sind. Mir ist jedoch aufgefallen, dass es offensichtlich eine Quelle geben muss, worauf sich alles Übrige zu beziehen scheint, und wo auch die fehlenden Verbindungen zu meinen Vermutungen zu finden sein dürften.“
    „Was soll das für eine Quelle sein?“
    „Wir hatten darüber gerätselt, woher die Gerichtsprotokolle kamen, die ich für Euch übersetzt habe.“
    „Ja. Weiter!“, bat sie ungeduldig.
    „Hatte Euer Vater Verbindung zum Ausland? Italien beispielsweise?“
    „Ja, sicher. Was meint Ihr?“
    „Nun, Rose hielt sich offensichtlich zwischen ihren beiden Verhaftungen in Italien auf, bei einem Weinhändler, wo vermutlich auch das Porträt entstanden ist. Das Gut dieses Händlers lag bei oder in Siena. Sagt Euch das irgendetwas?“
    Marie runzelte die Stirn.
    „Mein Vater hat dort ein Weingut“, sagte sie.
    „Wem gehört das Weingut jetzt?“
    „Bislang noch mir.“
    „Bislang?“
    „Monsieur Sebastien hat mir vorgeschlagen, es an den Verwalter zu verkaufen, aber der hat sich bisher noch nicht zu diesem Vorschlag geäußert. Warum?“
    „Kennt Ihr das Gut?“
    „Flüchtig. Ich war einmal mit meinem Vater dort, als ich noch sehr klein war.“
    „Könnt Ihr Euch daran erinnern, ob es dort eine Bibliothek gab?“
    „Sehr gut sogar“, antwortete Marie. „Mein Vater saß immer sehr lange mit

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