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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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dem Plaudern gelauscht hatte, dem sie nichts abgewinnen konnte. Doch dies gehörte ebenso zu ihren Pflichten als Schwester wie die Beantwortung umständlicher Bittschriften, die der Sekretär ihr beinahe täglich vorlegte. Dieser Palast war eine Schlangengrube, in der jeder nur darauf wartete, dem anderen das eigene Gift in die Adern zu träufeln. Jeder Schritt musste sorgsam durchdacht und geplant werden.
    Andronikos hatte es sich auf ihrem Bett bequem gemacht, das ihre Dienerin am Morgen auf ihren Befehl hin mit frischen Laken versehen hatte. Dennoch verdrehte ihr Bruder verzückt die Augen, als sie eintrat. Er hielt ein kleines Kissen an die Nase und schnupperte übertrieben.
    „Geliebte Schwester, du solltest noch mal überdenken, mit welchen Männern du Umgang pflegst“, verkündete er und rollte sich auf den Rücken. „Ich glaube nicht, dass ein Waräger deinem Stand angemessen ist.“
    Sie schnappte das Kissen, doch er entzog sich ihr mit einer geschickten Bewegung.
    „Na, wer wird denn da unartig? Lass mich doch den Geruch eurer vergangenen Liebesnächte genießen, solange er noch an deinen Kissen haftet.“
    „Du ekelst mich an“, zischte Irene wütend. Es war kein Geheimnis, dass sie mit Eirik das Lager teilte, doch da er als Warägeroffizier in der Gunst des Kaisers sehr hoch stand und zudem seinen Aufstieg unter dem Schutz ihres Bruders begonnen hatte, sorgte sie sich nicht, dass jemand sie deswegen in Schwierigkeiten bringen konnte. Sie war sicher. Zumindest solange es nicht zum Umsturz kam.
    „Wer ekelt sich wohl mehr vor dem anderen?“ Scheinbar nachdenklich legte er den Zeigefinger ans Kinn. „Zugegeben, er hat mir das Leben gerettet, aber ob ihm dieser Umstand, zufällig zur richtigen Zeit am rechten Ort gewesen zu sein, das Recht gibt, meine Schwester zu beschmutzen, wage ich zu bezweifeln. Es sei denn, du denkst inzwischen so gering von dir und willst dich von ihm erniedrigen lassen. Soll ja Frauen geben, denen so was gefällt.“
    Irene wollte nichts davon hören. Sie trat an die Truhe am Fußende ihres Betts und öffnete den Deckel. Sie ertrug seinen Blick nicht.
    Andronikos beobachtete sie, als wüsste er um die Farbe ihrer Nippel unter dem Stoff, als würde er die zarten Grübchen oberhalb ihres Pos kennen, wie tief sie sich rechts und links ihres Rückgrats in die Haut gruben.
    Irene erschauderte. Fast glaubte sie seine Daumen zu spüren, die in diese Grübchen eintauchten.
    Früher hatte er solche Dinge gemacht.
    Früher, als sie das Bett teilten.
    „Gefällst du ihm nicht mehr? Ich habe gehört, gestern musstest du ihn bezahlen, damit er dir gibt, was jede Frau von ihrem Mann bekommt, sooft sie will.“
    „Ich habe ihn nicht bezahlt.“ Sie drehte ihm den Rücken zu, ehe sie die Schließen des Kleids öffnete und es herunterschob. Darunter trug sie nur ein knappes Hemdchen. Sie fröstelte. Die dicken Palastmauern hielten die flirrende Sommerhitze ab, und zumeist genoss sie die Kühle. Doch jetzt zogen sich ihre Nippel leicht zusammen, und sie spürte, dass Andronikos sie nicht aus den Augen ließ.
    „Was gefällt ihm wohl so besonders an dir? Lass mich überlegen. Wenn wir davon ausgehen, dass es nicht das Geld ist, das du ihm nach dem Akt unter das Kopfkissen schiebst … ah, ich weiß es. Ihm gefällt bestimmt dieses Muttermal so gut, das du am Steißbein hast. Du weißt schon …“
    Sie spürte seine Bewegung. Wie er sich ihr langsam näherte. Zielsicher legte er den Finger auf die Stelle, die plötzlich wie Feuer brannte. Sie zuckte zusammen. Obwohl der dünne Stoff des Unterhemds sie vor der direkten Berührung schützte, kostete es sie Überwindung, sich ihm nicht zu entziehen.
    Wie konnte sie je vergessen …
    „Verschwinde.“
    „Oh nein.“ Sogar sein leises Lachen brachte in ihr etwas zum Klingen. „Erst wenn du mir sagst, seit wann du deinem Liebessklaven Geld bezahlen musst. Hast du etwas so Perverses von ihm gewollt?“
    Sie seufzte. Woher Andronikos davon wusste, dass sie Eirik das Geld gegeben hatte, war letztlich egal; sie hätte schwören können, dass jeder ihrer Diener ihr treu ergeben war. Doch war wenigstens einer Andronikos noch treuer – was daran liegen könnte, dass er Treue mit klingender Münze zu belohnen pflegte.
    „Er will etwas kaufen“, sagte sie. „Ich habe ihm das Geld geliehen.“
    „Oh, du hast es ihm geliehen, wie knauserig!“
    Irene verschwieg ihm, dass sie Eirik das Gold auch geschenkt hätte, wenn er sie darum gebeten hätte. Doch

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