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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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etwas vor sich. Ihre Hand berührte Holz. Die Tür. Sie fuhr über die polierte Oberfläche und fand den Riegel. Er ließ sich mühelos zurückschieben.
    Sie blinzelte, als sie die Tür einen Spalt aufschob. Der Raum dahinter war hell erleuchtet.
    Ein Bett, zwei Sessel, ein Tischchen, eine Truhe. Dieser Raum war genauso eingerichtet wie ihrer, und als sie zum Bett blickte, erkannte sie, dass es sich um Theodoras Gemach handelte.
    Theodora lag im Bett. Der Raum war hell erleuchtet, dicke Kerzen flackerten leise im Luftzug und tauchten das Gemach in goldenes Licht. Johanna atmete tief durch. Sie wünschte in diesem Moment, sie müsste nicht hinter der Tür warten, wie Ermingard es ihr befohlen hatte. Sie wünschte, es wäre ihr gestattet, den Raum zu betreten und Theodora all die Fragen zu stellen, die sie bewegten.
    Aber sie war zum Zuschauen verdammt. Was auch immer geschah, sie sollte nur dabei zusehen.
    Das leise Knarren der Tür. Wenn man es nicht wusste, hörte man es gar nicht, weil die Scharniere regelmäßig geölt wurden. Er kam so gerne nachts zu ihr, wenn er sie schlafend glaubte, unbemerkt. Sie hatte bald gelernt, auf das leiseste Geräusch zu achten.
    Die Tür hatte sich geöffnet, aber ansonsten blieb alles still. Sie spürte die Anwesenheit einer Person hinter der Tür, aber sie wusste zugleich, dass er es nicht war.
    Nein. Er würde heute durch die andere Tür kommen.
    Freude flutete ihren Körper. In ihrem Bein zuckte etwas, sie hätte sich gerne aufgerichtet und ihn mit einem freudigen Lächeln begrüßt.
    So was mochte er nicht. Er mochte es, wenn sie sich schlafend stellte und er sie im Schlaf überraschen durfte. Er würde es nicht mögen, dass sie bereits die Kerzen entzündet hatte.
    Sie wappnete sich für den Schmerz seiner Bestrafung, weil sie ungehorsam gewesen war.
    Sie freute sich darauf.
    Mit geschlossenen Augen wartete sie, zählte ihre Atemzüge und lauschte. Sie glaubte, ihn kommen zu hören, doch als er plötzlich seine Hand auf ihre legte, war es ein Schock.
    „Beweg dich nicht“, murmelte er.
    Ihre Muskeln spannten sich an.
    „Ich will nicht, dass du dich bewegst!“ Seine Hand fuhr hoch, sauste nieder und verpasste ihr einen Schlag auf die Hand. Theodora zuckte. Sie biss die Zähne zusammen. Der Schmerz war heftiger als erwartet, und sie spürte ein leises Ziehen in ihrem Unterleib. Oh ja, sie hatte ihn erwartet. Sie hatte sich auf ihn gefreut.
    Und jetzt gab er ihr endlich, wonach sie sich seit Monaten sehnte.
    „Sieh mich an, Theodora.“
    Seine Stimme klang so süß, so zärtlich. Niemand könnte meinen, dass er so sein konnte.
    Theodora öffnete die Augen. Sie drehte den Kopf, ganz leicht nur, um ihn anzusehen.
    Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie war so froh, ihn zu sehen. Sie war so froh, dass er endlich wieder da war und ihr seine Zeit widmete. So froh, ihm zu Willen zu sein.
    Sie wusste nicht, wann es angefangen hatte. War es der Moment, als er sie in dieses Gemach führte und ihr mit seiner leisen, wohlmodulierten Stimme erklärte, was er in den kommenden Wochen und Monaten von ihr erwartete? War es der Tag, an dem er ihre linke Gesichtshälfte mit kochend heißem Öl übergoss – das gar nicht so heiß aussah, aber sie spürte die Hitze manchmal heute noch in ihren Narben –, heißes Öl, das ihr Gesicht, ihren Arm und sogar ihre linke Brust verbrannte? Die Tage des Fiebers, in denen er sie pflegte und ihr immer wieder ins Ohr flüsterte, wie tapfer sie war und wie sehr er Gefallen fand an ihren Schmerzensschreien?
    Die Schmerzen waren mörderisch gewesen, ihr Bewusstsein in einen blutroten Nebel getaucht. Ärzte scharten sich damals um ihr Bett, berieten sich leise, und so mancher schüttelte bedauernd den Kopf, ehe sie Andronikos erklärten, seine Dienerin werde es wohl nicht überleben, zu schade, und was er doch für ein guter Mensch sei, dass ihn das Schicksal eines ungeschickten Mädchens berührte, das sich beim Befüllen der Öllampen verletzt hatte.
    Nein, Theodora glaubte, es war schon in dem Moment passiert, als er sie auf dem Sklavenmarkt das erste Mal ansah. Schon damals hatte sie gewusst, dass sie in ihm ihren Meister gefunden hatte.
    Er lehrte sie, Schmerz zu ertragen. Schmerz zu lieben. Er weckte die dunkle Seite in ihr. Und nachdem sie geheilt war und nur das helle Narbengewebe noch daran erinnerte, was er getan hatte, kam er immer häufiger zu ihr, kuschelte sich an sie und berührte ehrfürchtig das Narbengewebe. „Mein Meisterstück“, flüsterte

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