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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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Antwort.
    „Es wird schneller gehen, als dir lieb ist. Es wird länger dauern, als du zu ertragen bereit bist.“
    Theodora wandte sich ab. Sie nickte Livia knapp zu, und die beiden versehrten Frauen verließen den Raum.
    Die Stille brandete überlaut in Johanna. Und diese Stille flüsterte einen Namen. Eine Hoffnung, die längst verloren war.
    Eirik.

5. KAPITEL
    Die Stille der Nacht wog schwer.
    Theodora lag wach und lauschte. Die Decke lag über ihren Körper gebreitet, keine Falte, nichts Asymmetrisches. Nichts Unordentliches außer der Kraterlandschaft ihrer linken Gesichtshälfte, die der Tür abgewandt war. Wenn er kam, sah er zuerst ihre schöne rechte Seite.
    Sie wünschte so sehr, dass er kam. Darum konnte sie nicht schlafen. Und weil sie lauschte, ob sich irgendwo im Palast etwas regte. Ob sie Geräusche aus einem der anderen Gemächer hörte, in denen die Neuen untergebracht waren. Livia, das war eine, die ihm gefallen würde, davor hatte sie Angst. Sie fürchtete, er könnte Gefallen daran finden, ihr kaputtes Bein mit Küssen und Liebkosungen zu überschütten.
    Vor Johanna fürchtete sie sich nicht. Sie hatte eher Angst um Johanna, denn mit so viel Wut war sie zwar gesegnet, Kampfgeist und Hass, aber das überdeckte kaum die Schwäche darunter. Naivität.
    Das brachte ihr schnell den Tod. Theodora gab ihr kaum mehr Zeit als den kompletten nächsten Mondlauf.
    Sie lag wach. Sie lauschte. Sie flehte still, dass er endlich zu ihr kam.
    Er war in den späten Nachmittagstunden gekommen, sie hatte es gehört. Sein Gefolge überschwemmte die Palasträume, es wurde laut. Gelächter. Grölen. Im Saal ließ er auftischen, ließ er feiern bis spät in die Nacht. Sie saß derweil am Fenster ihres Gemachs, wagte nicht auf den Balkon zu treten, weil sie von hier oben zum Festsaal blicken konnte. Wollte das goldene Licht in den Türbögen nicht sehen und nicht die Musik von Frauenstimmen hören. Ihre Hand führte die Bürste Mal um Mal durch ihr Haar, sie zählte die Striche. Der Lärm verebbte. Sie ging zu Bett, doch ließ sie die Lichter brennen, die teuren Kerzen, die sie nur dann entzündete, wenn sie hoffte, er käme zu ihr.
    Sie wartete. Schlafen konnte sie nicht.
    „Steh auf.“
    Johanna schrak hoch. Sie wusste im ersten Moment nicht, wo sie war. Im nächsten erkannte sie Ermingard, die neben ihrem Bett stand, ein Talglicht in der Hand, das unruhig flackerte.
    „Warum?“
    „Stell keine Fragen.“ Etwas sanfter fügte sie hinzu: „Er hat nach dir geschickt.“
    Johanna glaubte, Mitleid in Ermingards Blick zu lesen, doch die Ältere wandte sich bereits ab und machte eine herrische Handbewegung, dass das Talglicht unruhig flackerte. „Trödel’ nicht, das hasst er. Du brauchst dir nichts anzuziehen.“
    Johanna kletterte aus dem Bett. Sie fröstelte; der Steinfußboden war kalt unter ihren Füßen, und das Unterhemd reichte ihr nur bis an die Knie. Die Nächte waren auf dem Lande kühler, und langsam spürte man, dass die Tage kürzer wurden. Bald würde der Herbst kommen.
    Ermingard schritt voran. Eilig folgte Johanna ihr. Fragen brannten in ihrem Mund, die zu stellen sie sich nicht traute, weil sie die Antworten fürchtete.
    Er hat nach dir geschickt.
    Das sollte Antwort genug sein.
    Sie zitterte nicht bloß vor Kälte.
    Ermingard führte sie in einen kleinen Raum, öffnete eine Tür, hinter der ein dunkler Gang verborgen lag. Sie drückte Johanna das Talglicht in die Hand. „Geh“, sagte sie. „Du kommst an eine zweite Tür, die nicht verschlossen ist. Er will dich heute nicht sehen; halte dich nur hinter der Tür verborgen und sieh zu.“
    „Zusehen?“
    Verwirrt griff Johanna nach dem Talglicht. Es war überraschend heiß, und ihr Zittern verstärkte sich.
    „Er will, dass du lernst. Und nun geh endlich.“ Ermingard verschränkte die Arme unter ihrem wogenden Busen. Zögernd machte Johanna einen Schritt in den dunklen Gang hinein. Gemauerte Steinwände links und rechts. Sie konnte kaum fünf Schritte weit sehen. Der Gang war niedrig; als sie die Hand mit dem Talglicht hob, stieß sie an die Decke. Das Licht flackerte und verlosch.
    Sie unterdrückte einen Fluch. Was tat sie hier überhaupt? Wer zwang sie, bis ans Ende des Gangs zu gehen?
    Andererseits hatte sie in den Monaten ihrer Gefangenschaft eines gelernt: wie überlebenswichtig es sein konnte, seinen Feind zu kennen und zu wissen, welche Schwachstellen er hatte.
    Sie tastete sich vorwärts.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit spürte sie

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