Die Rose von Byzanz
er. Und sie liebte ihn dafür, dass er sie so leben ließ. Dass er sie immer wieder besuchte und herumkommandierte, bis sie schluchzend vor ihm kniete und jede seiner Berührungen genügte, sie zum Orgasmus zu bringen.
Er hatte seit jenem Tag nie wieder versucht, sie zu töten.
„Du bist wunderschön“, flüsterte er und kroch zu ihr aufs Bett. „So schön …“
Sie hätte gerne die Arme nach ihm ausgestreckt, ihn umarmt und sein Gesicht auf ihre Brust gebettet. Manchmal gestattete er sich diese Schwäche. Selten, ganz selten nur weinte er bei ihr. Das waren Dinge, über die zu sprechen sie später nie wagte, weil sie wusste, dass diese Seite an ihm zu privat war. Wenn man nicht darüber sprach, gab es das nicht.
Darum sprachen sie auch nie über die Dinge, die er ihr in diesen schwachen Momenten anvertraute. Dass er seine Schwester nicht nur begehrte, sondern auch liebte wie keinen anderen Menschen auf dieser Welt. Er wusste, ja, er musste wissen, wie sehr er ihr damit wehtat. Aber sie nahm diesen Schmerz dankbar an wie jeden anderen Schmerz, den er ihr zufügte. Weil sie nur dann glaubte, ihm und seinen Wünschen gerecht zu werden.
Er schmiegte sich an sie, rollte sie auf die Seite. Ihre linke Gesichtshälfte drückte sich in das Kissen. Sie schluchzte. Es tat weh, wenn irgendwas die Narben berührte.
„So wunderschön. Tut es sehr weh, meine Hübsche?“
Seine Hände warfen die Decke von ihrem Körper, schoben sich unter ihr Nachthemd und berührten ihr unversehrtes Fleisch. „Eigentlich müsste ich dich ja strafen, weil du die Kerzen angezündet hast“, murmelte er.
Zischend zog sie die Luft ein. Seine Hände straften seine leisen Worte Lügen. Brutal griff er nach ihr. Seine Finger gruben sich in ihre Haut. Er ließ ihr keine Zeit, sich an den Schmerz zu gewöhnen. Unnachgiebig packte er sie, seine Hand drängte sich zwischen ihre Schenkel.
„Aber heute kann ich dich für diesen Ungehorsam nicht strafen. Weil wir Publikum haben.“
Also hatte sie sich nicht getäuscht, als sie ein Geräusch von der geheimen Tür hörte. Sie blinzelte und versuchte, in den Schatten hinter der halb offenen Tür jemanden auszumachen.
In diesem Moment schob er zwei Finger in sie. Er grunzte enttäuscht, weil sie nass war. Seine Hand klatschte auf ihren Po. „Hure“, murmelte er. „Dreckige Hure.“
Sie stöhnte lustvoll auf.
Es war egal, warum genau das mit ihrem Körper passierte, wenn er sie erniedrigte, wenn er sie quälte und als das behandelte, was sie tatsächlich war – seine Sklavin. Sie hätte sich dieses Schicksal ebenso wenig ausgesucht wie den Genuss am Schmerz, aber da unter diesem Dach ihre geheimsten sexuellen Wünsche erfüllt wurden, lebte sie dieses Leben, als wäre ihr ein zweites geschenkt worden.
„Ich tu’s nie wieder“, versicherte sie ihm mit schwacher Stimme.
„Das glaube ich nicht.“ Seine Finger fuhren durch die Spalte zwischen ihren Pobacken, der Zeigefinger drückte sich gegen ihren Anus. Er wusste, dass sie das nicht mochte. Und doch mochte, weil er ihr damit seinen Willen aufzwang.
Als sein Finger in ihren Anus eindrang, stöhnte sie gleichermaßen vor Lust und weil es ihr wehtat.
Die Lust entsprang dem Schmerz. Der Schmerz entsprang seinen Händen.
Ja, die Lust fand sie nur bei ihm. Sie hoffte, er ließ sie noch lange leben.
Atemlos beobachtete Johanna, was sich vor ihren Augen abspielte.
Sie hatte nicht lange warten müssen, bis Andronikos den Raum betrat und sich zu Theodora gesellte. Es war merkwürdig, aber je länger sie die beiden beobachtete, umso mehr beschlich sie das Gefühl, dass zwischen beiden mehr war als bloß das Verhältnis von Herr und Sklavin.
Theodora stöhnte.
Johanna lauschte angestrengt, doch die geflüsterten Worte drangen kaum bis zu ihr. Andronikos lag hinter Theodora, hatte sich an sie gekuschelt wie ein Liebhaber an seine Liebste. Seine Hand bewegte sich rhythmisch hinter ihrem Rücken. Steckte er ihr etwa den Finger in ihre pochende Möse? Oder …
Johanna wurde rot. Nein, das konnte nicht sein. Das konnte doch auch keinen Spaß machen, oder? Doch Theodora schien es zu gefallen, denn sie stöhnte, hielt die Augen geschlossen, als wollte sie sich ganz diesen Empfindungen hingeben.
Andronikos stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf. Er ging zur Wand, wo in einer Wandhalterung statt der Öllampen dicke, große Kerzen brannten. Kerzen, die nicht so viel Ruß produzierten. Teure Wachskerzen.
Er nahm eine der Kerzen behutsam. Sagte
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