Die Rose von Byzanz
er doch längst. Er hat gesehen, wie Andronikos mich weggeführt hat.
Ob er aber kam, um ihr zu helfen?
Es war das Einzige, woran sie sich klammern konnte. Auch wenn sie wusste, dass sie vergebens warten würde. Sich an den Gedanken zu klammern, er könnte irgendwie einen Weg finden, um sie zu retten, war das Einzige, was ihr blieb.
Theodora führte Johanna in ihr Schlafgemach. Livia, die ihnen humpelnd gefolgt war, schloss die Tür.
„Wen von uns möchtest du gerne küssen?“, fragte Theodora. Sie legte ihre Hand auf Johannas Schulter.
Keine von euch. Niemanden. Ich möchte niemanden küssen außer …
Johanna verdrängte diesen Gedanken. Wieder fuhr ihre Hand zu ihren Lippen, und wieder überraschte sie, dass ihr Mund nicht vernäht war und sie keine Einstichlöcher oder verkrustetes Blut spürte.
„Nun?“
„Ich weiß nicht.“
„Dann beginnen wir beide.“
Theodora machte einen Schritt auf sie zu, legte die zweite Hand auf Johannas Schulter, zog sie zu sich heran. Ihr Gesicht war Johannas jetzt so nah, dass sie den Honig in Theodoras Atem zu schmecken glaubte. „Es ist nicht anders, als einen Mann zu küssen“, wisperte Theodora.
Danach sprachen sie nicht mehr.
Theodoras Lippen waren weich. Sie legten sich auf Johannas Mund. Sie seufzte, und beinahe unwillkürlich öffnete sie sich Theodora. Ihre Hände hoben sich, legten sich auf Theodoras Hüften, ihre Augen flatterten, schlossen sich. Sie gab sich ganz diesem Kuss hin, vergass Livia, die mit ihnen im Raum war. In ihrem Innern flammte wieder das Feuer, doch war es dieses Mal nicht von so verzehrender Gewalt, sondern glomm leise auf.
Johanna ließ sich fallen. Sie suchte Trost in diesem Kuss, suchte nach Antwort auf ihre Fragen. Sie wollte wieder jenes zehrende Sehnen verspüren, wollte sich damit einreden, dass es nicht allein an Eirik lag, wenn sie sich so ganz der Lust ergab.
„Du lernst schnell.“ Theodora löste sich von ihr, und Johanna öffnete die Augen. Das Grün in Theodoras Augen glitzerte, ihr Gesicht war leicht gerötet, sie war schön . Johanna hob die Hand und strich über das Narbengewebe, das sich über ihre linke Gesichtshälfte ausbreitete.
„Er hat …“
Theodora nickte stumm.
Sie sanken aufs Bett. Livia kam herüber, hockte sich auf die Bettkante, doch sie mischte sich nicht ein, als Theodora und Johanna sich erneut in der Leidenschaft verloren. Leise wimmerte Johanna. Sie wollte mehr. Nicht nur Theodoras Küsse, nicht nur die Hände, die über ihren Oberkörper glitten. Sie hob ihre Hüften, kam Theodora mit ihrem Körper entgegen, wollte sich an ihr reiben.
„Du lernst schnell“, flüsterte Theodora. Ihre Hand löste die Fibeln, mit denen Johannas Kleid über den Schultern verschlossen war. Den Gürtel, der ihre Leibesmitte umschmiegte, öffnete Johanna mit fiebriger Hast, warf ihn beiseite, sodass er auf dem Steinbfußboden klapperte. Theodoras Hände schoben den Stoff langsam herunter, die kühle Seide glitt über Johannas Brüste. Sie spürte, wie ihre Nippel hart wurden, bog den Rücken durch und kam Theodora entgegen. Nur noch das Unterkleid, bitte, sie sollte ihr auch das Unterkleid ausziehen …
„Schön“, flüsterte Theodora. Ihre Hände fuhren ehrfürchtig an Johannas Flanken hinab, streiften den Seidenstoff bis zu ihren Hüften. Johanna half der anderen, zog den Saum des Unterkleids hervor und zog es über den Kopf, legte es beinahe zärtlich beiseite. Kurz fröstelte sie, und ihre harten Nippel wurden von einer zarten Gänsehaut umschmiegt, die sich über ihre blassen Brüste bis hinab zu der zarten Wölbung ihres Bauchs zog. Theodoras Kopf senkte sich über Johannas Brüste. Sie saugte erst an der einen, dann heftiger an der anderen. Johanna stöhnte. Ja, das war das Feuer der Lust, das sie erfüllte. Es war vergleichbar mit der Leidenschaft, die sie beim Nordmann – bei Eirik – empfunden hatte. Es hatte nichts mit ihm zu tun. Es war nur die Lust. Sie hätte bei jedem anderen Mann genauso reagiert.
Erleichterung überflutete ihren Körper, erfasste sie von der kribbelnden Kopfhaut bis zu den Zehen, die sich leise krümmten. Sie war ihm nicht mit Leib und Seele verfallen. Ihr Leib wusste auch andere Leidenschaften zu genießen. Sie war froh, und plötzlich fühlte es sich so leicht an. Sie empfand Lust bei Theodoras Berührungen, und vielleicht – ganz kurz nur gab sie sich der absurden Hoffnung hin –, vielleicht konnte sie Andronikos durch ihr Liebeswerben davon überzeugen, dass sie
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