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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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Mit der freien Hand winkte er Theodora heran, die sich neben ihn legte, ohne ihn zu berühren. Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht. Er konnte sich an ihren Narben offensichtlich nicht sattsehen.
    „Mit einem der neuen Mädchen habe ich ein Problem“, gab er freimütig zu. „Sie ist unversehrt.“
    „Ich habe mich schon gefragt, was du mit ihr willst, Herr.“
    Er lachte. „Sie ist so perfekt. Schrecklich, nicht wahr? Noch dazu dieses Feuerhaar … Was meinst du, was soll ich mit ihr machen?“
    „Ich bin sicher, du wirst das Richtige tun“, murmelte Theodora. Ihr Blick ging zu der Geheimtür, hinter der Johanna hockte und atemlos lauschte.
    Das macht er mit Absicht. Erst zeigt er mir, was er mit mir tun wird. Und dann denkt er sich besonders grausame Methoden aus, mir wehzutun.
    Ihr wurde schlecht. Sie wollte nicht zuhören, doch ruhten ihre Hände noch immer in ihrem Schoß und spürten das erregte Pochen, statt sich auf die Ohren zu legen und seine Worte auszublenden. Sie musste wissen, was er sagte. Sie musste ihren Feind kennen, musste vorbereitet sein auf das, was er ihr antun würde.
    „Ich habe sie eigentlich nur gekauft, weil ich dem Liebhaber meiner Schwester eins auswischen wollte. Er hat sich von meiner Schwester fünfzig Solidos geliehen, um diese Sklavin zu kaufen, kannst du dir das vorstellen? Es war höchste Zeit, ihn in seine Schranken zu weisen. Darum habe ich sie gekauft.“ Er grinste selbstzufrieden. „Du hättest das Gesicht dieses verdammten Warägers sehen sollen, als ich den Zuschlag bekam. Man könnte meinen, er sei in sie verliebt, wie ein kleiner Junge.“
    Theodora lächelte. „Aber die andere hat einen hübschen Makel.“ Ihr schien es nicht zu behagen, über Johanna zu reden, und in gewissem Sinne fühlte Johanna Dankbarkeit für diesen Versuch, Andronikos abzulenken. Seine Worte schmerzten sie, mehr noch: Sie spürte, wie sich tief in ihr etwas schmerzlich zusammenzog.
    Also hat Eirik tatsächlich um mich geboten, weil er mich retten wollte?
    Eine Vorstellung, ein Traum. An den zu klammern sie sich nicht erlaubte.
    „… wird ihren Zweck erfüllen, solange sie lebt. So ein lahmes Bein ist kaum was Besonderes. Aber was mache ich mit der rothaarigen Hexe? Überhaupt, rote Haare. Teufelswerk! Ich hätte nicht übel Lust, es ihr vom Kopf zu brennen, Strähne für Strähne. Bis sie eine Glatze hat, die nur aus roten schwärenden Brandwunden besteht. Ahhh …“
    Johanna würgte. Sie glaubte bereits, den widerlichen Horngeruch brennender Haare zu riechen. Früher war ihr mal ein Missgeschick passiert; eine Strähne ihres Haars hatte sich aus dem Zopf gelöst, und als sie sich zu tief über das Herdfeuer beugte, hatten die Haare zischend und kokelnd Feuer gefangen. Ihre Mutter kreischte, kippte einen Eimer eiskaltes Wasser über sie, doch der schreckliche Geruch hing ihr danach noch stundenlang in der Nase. Auch jetzt vermeinte sie zu spüren, wie das Feuer an ihren Strähnen zog und zerrte …
    Theodora schien die Vorstellung nicht zu gefallen. „Sie wird sterben.“
    „Und? Sie ist nur eine Sklavin.“
    „Du hast über fünfzig Solidos für sie ausgegeben.“
    Andronikos lachte. „Glaub mir, das Geld ist mir egal. Oder bist du eifersüchtig, weil ich dich für wenige Silbermünzen aus dem Hafenbordell gerettet habe? Hätte ich für dich auch einen Beutel Gold in die Hand deines Besitzers legen müssen? Wärst du dann glücklicher?“
    Theodora schwieg.
    „Du könntest ihr die Haut in Fetzen schlagen.“
    „Ah“, machte Andronikos, statt auf ihren Vorschlag einzugehen. „Du hast Angst.“
    Sie leugnete nicht.
    Andronikos sprach weiter. „Du fürchtest, sie könnte so zäh sein wie du. Eine, die sich ans Leben klammert, auch wenn’s kaum mehr lebenswert ist mit zerschundener Haut. Auch wenn sie weiß, dass dieser Palast das Letzte ist, was sie sieht. Ja, das kann ich verstehen. Du fürchtest, sie gefällt mir schließlich besser als du. Angst hast du, nicht wahr?“ Er neigte sich zu ihr herüber. „Du bist mein Meisterwerk. Glaubst du, sie könnte je so schön sein wie du?“
    Theodora schüttelte den Kopf.
    „Glaubst du, sie könnte jemals so sehr den Schmerz genießen, den du von meiner Hand allzu willig empfängst?“
    Wieder Kopfschütteln.
    Johanna hielt es nicht länger auf ihrem Beobachtungsposten. Sie erhob sich leise. Ohne die Tür zu schließen, wich sie Schritt um Schritt in die Dunkelheit zurück.
    Das Letzte, was sie hörte, war Andronikos’ Stimme: „Sie

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