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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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musste sie von Andronikos befreien. Er allein konnte Irene jetzt noch davor bewahren, sich in einer Leidenschaft zu verlieren, die ihren Untergang bedeutete.
    Denn wenn sie Andronikos nachgab, würde sie nicht andere Frauen davor bewahren, dass er seine brutale Ader an ihnen auslebte und sie quälte, bis sie den Tod als Wohltat empfanden.
    Sie würde ihm dann auch gestatten, dasselbe mit ihr zu tun.
    Davor fürchtete sie sich. Sie hatte Angst, ihr könnte gefallen, was er mit ihr tun würde.

7. KAPITEL
    Eiriks Hände schlossen sich schweißnass um den Lederbeutel. Die ältliche Dienerin hatte ihm mitgeteilt, Irene sei bald für ihn zu sprechen, er müsse sich jedoch gedulden. Dann ließ sie ihn allein.
    Die Zeit dehnte sich für ihn unendlich.
    Er hatte lange gezögert, ehe er die Entscheidung getroffen hatte, Irene aufzusuchen und sie um Verzeihung zu bitten. Er hoffte nicht darauf, dass sie ihn mit offenen Armen empfing – wenn er ehrlich war, wollte er das gar nicht. Denn bei Johanna hatte er das erste Mal gespürt, dass es mehr geben konnte außer Lust.
    Und dann hatte er sie verloren.
    Dennoch wollte er sich bei Irene bedanken, weil sie sich ihm gegenüber so großzügig erwiesen hatte. Und dann wollte er gehen, seinen Dienst bei der Warägergarde quittieren und das nächste Schiff besteigen, das gen Heimat fuhr. Er hatte nach seiner unrühmlichen Begegnung mit dem Schankmädchen den Tag und die darauf folgende Nacht im Hafen vertrödelt und bereits einen Landsmann ausfindig gemacht, der in den nächsten Tagen in See stechen wollte. Er solle sich aber eilen, hatte ihm dieser mitgeteilt, denn er gedachte, schon bald Segel setzen zu lassen. Sein Schiff war eines der letzten; die meisten waren bereits auf dem langen Heimweg, der Monate in Anspruch nahm. Wer zu spät segelte, lief Gefahr, den Winter in der Kiewer Rus verbringen zu müssen, weil die Flüsse zufroren.
    Unruhig wanderte Eirik auf und ab.
    Die Tür zu den Privaträumen öffnete sich. Zwei Soldaten traten heraus und postierten sich direkt neben den Türflügeln. Sie blickten starr geradeaus.
    Eirik kannte die beiden Männer. Bis vor Kurzem hatten sie noch unter seinem Befehl gestanden. Doch nichts in ihren Gesichtern verriet ihre Überraschung, ihn zu sehen, nachdem er zwei Tage hintereinander nicht zum Dienst erschienen war.
    Dann kam Irene. Ihren weichen, schlanken Körper umschmiegte ein Kleid, das er erst ein einziges Mal an ihr gesehen hatte – in jener Nacht, als sie ihn zu sich gerufen und aufgefordert hatte, ihr Bett zu teilen. Er hatte sich damals von ihrer Offerte überrumpelt, zugleich aber auch geschmeichelt gefühlt, weil er ihr aufgefallen war.
    Doch Irene tat nichts ohne Berechnung.
    „Entschuldige, dass ich dich warten ließ.“ Sie trat zu ihm. Der betörende Blütenduft ihres Parfüms umgab sie wie eine Wolke. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange.
    Eirik erstarrte.
    Nie hatte sie es gewagt, ihm vor den Augen seiner Männer nahezukommen. Nie. Stets hatte sie Distanz gewahrt, um ihn und auch sich selbst vor dem Gerede zu schützen, das unweigerlich die Runde machen würde – auch wenn die Waräger für ihre Verschwiegenheit bekannt waren.
    Du planst etwas, Irene. Und ich bin Teil deines Plans.
    „Lasst uns allein.“ Sie nickte den Soldaten knapp zu, die einen kurzen Blick wechselten, ohne Eirik zu beachten, ehe sie verschwanden. Die Tür schloss sich leise hinter ihnen, und einen Moment versuchte er, die Stille zu durchdringen, die sich zwischen Irene und ihn senkte.
    „Erinnerst du dich?“, fragte sie leise.
    „Wie könnte ich es vergessen?“ Seine Stimme gehorchte ihm nicht, und er räusperte sich verlegen. Er würde lügen, wenn er behauptete, dass Irene ihn nicht erregte. Das dunkelrote Seidenkleid war über ihren Schultern mit goldenen Fibeln verschlossen. Eine goldene Kette mit Rubinen umschmiegte ihren Hals, der plötzlich so verletzlich wirkte.
    Eirik schluckte. Er umklammerte den Beutel mit einer Hand und streckte ihn ihr entgegen. „Das hier brauche ich nicht mehr“, flüsterte er.
    Sie nahm den Beutel und blickte ihn forschend an, als suchte sie in seinem Gesicht nach einer Antwort.
    „Dein Bruder. Er hat davon erfahren. Er hat …“ Warum machte sie es ihm so schwer? Bestimmt hatte sie davon erfahren. „Er hat mich überboten.“
    „Ah.“
    Sie nahm den Beutel nicht.
    Er zog die Hand nicht zurück.
    Einen Moment schwiegen sie. Dann drehte Irene sich halb von ihm weg und machte

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