Die Rose von Byzanz
was Eirik und sie trieben …
Sie konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Wie erstaunlich dieser Mann war! Da schlich er sich abends mit ihr vom Lager fort, und weil er nicht wollte, dass es ihr zu kalt wurde, sollte sie was tun – sich im Stehen mit ihm lieben? Wollte er das?
Wie sollte das gehen?
Er zeigte es ihr. Nachdem sie gehorsam die Röcke gerafft hatte, dass sie sich um ihre Hüften bauschten – es war ein feiner Stoff, um den sie einen kurzen Moment fürchtete, weil er so teuer gewesen war –, umfasste Eirik mit beiden Händen ihre Taille und hob sie hoch. „Leg deine Beine um mich“, befahl er ihr. Gehorsam schlang sie die Beine um ihn, hielt sich an seinen Schultern fest. Im Rücken spürte sie den Baumstamm, der ihr Halt gab.
Er war in ihr. Es ging ganz einfach. Als hätten sie schon unzählige Male das Lager miteinander geteilt oder sich in einem fremden Land an den Baumstamm einer Trauerweide gelehnt leidenschaftlich geliebt.
Johanna keuchte unterdrückt auf. Sie biss in seine Schulter, schmeckte die bittere Wolle und erstickte ihre Schreie. Ihr Körper hatte sich nach ihm gesehnt. Ihn Tag für Tag zu sehen und nicht diese höchste Form der Lust verspüren zu dürfen, die sie in seinen Armen erst hatte kennenlernen dürfen, war unerträglich gewesen. Schlimmer war nur, dass ihr erst jetzt aufging, wie sehr sie seiner bedurfte.
Nicht nur deshalb fühlte es sich anders an. Es war, als hätte Eirik in ihr etwas geöffnet, das sie lange vor sich beschützt hatte – ihre verletzliche Seele, ihr empfindsames Gemüt, das sie nach dem Überfall auf ihr Heimatdorf vor allen verbarg und auch vor sich versteckte. Sie hatte geglaubt, die Wut gehöre zu ihr, wie auch der Hass und das Misstrauen, die sie jedem Menschen vom ersten Moment an entgegenbrachte. Aber in Eiriks Armen spürte sie, wie all dies von ihr abfiel. Ihre Seele war nackt und bloß, doch wurde sie von ihm beschützt.
Johanna schluchzte auf. All die Erinnerungen der letzten Monate schüttelte sie ab wie ein Baum, der im Herbst seine Blätter von sich warf, um nach einem langen, harten Winter wieder mit grünen Knospen und zarten Blüten neu zu erwachen. Dies war ihr Neuanfang. Dies war der Moment, da sie ihr altes Ich hinter sich ließ. Sie vertraute nicht mehr allein auf ihre eigene Kraft, sondern wusste, dass sie in Eirik einen Gefährten hatte, der niemandem ein Leid zufügte, am wenigsten ihr. Er hatte das Schwert abgelegt, hatte dem Kriegertum abgeschworen.
Der lustvolle Rausch traf sie wie ein Schlag. Plötzlich war sie nichts als zuckende, bebende Leidenschaft in seinen starken Armen. Sie hörte Eirik ihren Namen flüstern, immer und immer wieder, hörte ihre eigene Stimme wispernd antworten. Sie schloss die Augen, spürte ein Gleißen, das sich in ihrem Körper in Wellen ausbreitete, eine Energie, die sie völlig erschöpfte und ihr zugleich so viel Kraft schenkte, dass sie es kaum zu fassen vermochte.
Eirik stöhnte ihren Namen. Ihre Sinne nahmen alles wahr – nicht zuletzt seinen Schwanz, der in ihr noch größer wurde, ehe er mit heftigem Pulsieren den Höhepunkt erreichte und seinen Samen in sie verströmte.
Sie keuchte. Nur langsam kam sie wieder zu Sinnen. Ihre Beine sanken zu Boden, doch waren ihre Knie so weich, dass sie einfach wegknickten und sie niedersank. Sofort war Eirik da, breitete seinen Mantel aus, schloss sie in die Arme. Er wiegte sie, flüsterte tröstende Worte in ihr Haar.
Sie weinte.
Aber es waren Freudentränen.
„Lass mich nie allein“, murmelte sie.
„Nie“, versprach er ihr. „Nie.“
Sie schlief ein.
Behutsam bettete er sie auf seinen Mantel und deckte sie mit ihrem Mantel zu. Er zog ihr Kleid bis zu ihren Füßen herunter. Sie murmelte etwas im Schlaf, zog die Füße an. Ein seliges Lächeln umspielte ihre Lippen. Bei den Göttern, diese Frau war wirklich ein Wunder. Er wusste nur zu gut, was sie in den letzten Monaten durchgemacht hatte.
Im Stillen schwor er sich, sie für immer zu beschützen. Niemand sollte ihr je wieder ein Leid antun.
Er setzte sich an den Baumstamm gelehnt hin, zog Johanna auf seinen Schoß und streichelte ihren Kopf. Leise knisternd verlosch die Fackel und sie saßen im Dunkeln. Johanna schlief, und er lauschte ihren gleichmäßigen Atemzügen mit stiller Freude.
Wahrlich, er war ein glücklicher Mann. Die Sorge, wie man Johanna daheim aufnehmen würde, hatten die Männer an Bord bereits zu lindern gewusst; keiner fragte mehr, ob Johanna eine entlaufene oder
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