Die Rose von Byzanz
Gesicht gebettet, als schliefe er. Eirik ließ sein Schwert sinken. Schwarz glänzte das Blut auf der Klinge.
Die Männer murmelten, gingen umher, versorgten die Verletzten. Zwei zerrten den Waräger beiseite, niemand wollte den Leichnam ansehen. Ein düsteres Schweigen legte sich über den Lagerplatz.
Oluf trat zu ihm.
„Sie sind meinetwegen gekommen.“ Tonlos war seine Stimme, aber die Wahrheit suchte sich ihren Weg. „Ich habe einen Edlen getötet. Kurz nachdem ich der Warägergarde den Rücken wandte.“
Oluf schwieg lange. Er rieb sich mit beiden Händen durchs Gesicht, etwas Blut klebte an seinen Fingern und verteilte sich auf die linke Wange wie ein absurder Schmuck.
„Hierfür trifft niemanden die Schuld. Du bist unser Gast auf diesem Schiff.“ Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: „Wir werden neue Männer brauchen, die das Schiff segeln können.“
Eirik nickte. „Morgen kümmere ich mich darum.“ Es war das Mindeste, was er tun konnte.
Er wusste, in dieser Nacht würde keiner Schlaf finden.
Hätte er Oluf die Wahrheit sagen müssen? Dass er als Mörder eines Byzantiners gesucht wurde?
Er drehte sich um, bückte sich und versuchte, sein Schwert im Gras zu säubern. Als er sich aufrichtete, stand sie nur wenige Schritte von ihm entfernt.
Ihr Mantel hing in der Hand, und als sie ihn sah, verkrampften sich ihre Finger im Stoff. Ihr Kleid war schmutzig, das rote Haar hing über ihre Schulter, der Zopf hatte sich gelöst. Gespenstisch blass war sie, doch goldene Funken tanzten auf ihrem Haar, das den Feuerschein reflektierte. Sie sagte nichts. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, noch einen.
„Johanna …“
Wie viel hast du gesehen? Warum hast du nicht auf mich gehört und bist dort geblieben, wo ich dich zurückgelassen habe? Das hier ist kein Anblick für Frauen. Das hier ist vor allem kein Anblick für dich, Feuermädchen. Du hast zu viel durchlitten.
Er ging auf sie zu. „Johanna.“ Seine Hand berührte ihren Oberarm. Sie fühlte sich eisig an, als wäre alle Wärme aus ihrem Körper gewichen. Er unterdrückte den Impuls, zusammenzuzucken. Stattdessen griff er ihren Arm und zog sie zum Feuer. Beruhigend redete er auf sie ein und hoffte, seine Worte erreichten sie.
„Du hättest mir nicht folgen dürfen, Feuermädchen“, murmelte er. „Es ist schrecklich, was hier passiert ist. Der Krieg kann einen Mann schon verrückt machen …“
Sie blieb stehen, wehrte sich gegen seinen Griff. Ihre Bewegungen waren abgehackt, ihr Blick leer. Nicht einmal Trauer konnte er darin lesen. „Johanna?“, fragte er leise, doch in ihren Augen flackerte nichts, kein Erkennen.
Er beließ es dabei, führte sie zu einem großen Stein und schob sie darauf. Ihren Mantel legte er ihr um, schloss sorgfältig die Fibel. All das ließ sie mit sich geschehen wie ein gehorsames Kind, doch ihr Blick hielt sich nicht an ihm fest, sondern glitt immer wieder ruhelos über die Szene vor ihnen. Die Verletzten, die sich von ihren Kameraden aufhelfen ließen. Die Toten, denen niemand mehr half.
Er versuchte ein letztes Mal, mit ihr zu reden, doch ahnte er, dass ihre Gedanken jetzt ganz, ganz weit weg waren. Blutvergießen vermochte dies; es war nicht nur eine tödliche Kraft, sondern auch etwas, das manchen seinen eigenen Namen vergessen ließ.
„Johanna?“, flüsterte er.
Sie saß stumm da. Dann richteten sich ihre Augen auf ihn. Etwas blitzte darin auf, das er zuerst nicht begreifen konnte, bis sie den Arm hob. Der kleine Dolch, den er ihr geschenkt hatte, blinkte im Feuerschein, dann sauste die Waffe nieder und verfehlte ihn um Haaresbreite. Erneut holte sie aus, doch diesmal hob er abwehrend den Arm, und die Klinge fuhr ihm ins Fleisch. Er fluchte. Seine Hände packten ihre, bogen die Finger gewaltsam auseinander, bis sie den Dolch fallen lassen musste. Darauf versuchte sie, auf ihn einzuschlagen. Noch immer war sie stumm, nur ein Wimmern entrang sich ihr, während sie auf ihn einhieb.
Eirik packte ihre Handgelenke. „Hör auf!“, beschwor er sie. Er spürte das Blut, das aus seinem Unterarm rann. Johanna wehrte sich, sie wimmerte, wandte das Gesicht von ihm ab.
Fast schien es, als habe ein Wahnsinn sie erfasst, nachdem die Waräger fort waren.
Eirik ließ sie los und machte einen Schritt zurück. Sie zog die Knie an, hüllte ihren Körper in den Umhang. Wie ein Rabenvogel saß sie da, das blasse Gesicht und das feuerrote Haar ein wilder Kontrast zur dunklen Farbe ihres Mantels. Sie vergrub das Gesicht
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