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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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Lächerliche.
    Aber um Hein – und sich selbst – zu beruhigen, rief sie Louise an. Sie bat sie, zu recherchieren, was über einen Journalisten namens Max Whitewater bekannt war.
    Max konnte es kaum abwarten bis zum Freitag. Um sich abzulenken, machte er am Abend einen Spaziergang durch den illuminierten Kurpark von Bad Zwischenahn. Mehrfach beschlich ihn dabei das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber da er sich das nicht erklären und auch keinen »Verdächtigen« ausmachen konnte, schlenderte er weiter die Promende am Seeufer entlang auf einen langen, modernen Flachdachbau mit Pergola zu, die Wandelhalle.
    Auf der Terrasse vor dem Eingang stand an eine Mauer gelehnt ein ungepflegter Mann etwa in seinem Alter. Als Max näher kam, pfiff er durch die Zähne. Meinte er ihn? Max schaute irritiert um sich. Ob nicht doch jemand hinter ihm angesprochen war?
    »Hey, du!«
    Der Kerl fixierte Max aus zugekniffenen Augen. Er löste sich von der Mauer und kam aufreizend langsam näher. Er roch übel nach Zigaretten. Max sah Tätowierungen am Hals und an den Armgelenken.
    »Gib Beweise! Bring morgen hierher, steck da rein.« Der Typ zeigte mit schwarzgeränderten Fingernägeln auf einen Rosenkübel. »Morgen Abend, zehn Uhr. Wenn nicht, Ärger!«
    Max verstand überhaupt nichts. »Wie bitte? Welche Beweise?«
    Was sollte das?
    Eine große Gruppe munterer grauhaariger Moorbadkurlauber in beigefarbenen Windjacken lief an ihnen vorbei und lenkte ihn einen Moment ab.
    »Wenn nicht, großer Ärger!«, hörte Max noch einmal die Drohung.
    Als sich endlich alle Best Ager vorbeigeschoben hatten, war der Fremde verschwunden.
    Das muss ein Missverständnis gewesen sein, dachte Max. Aber ein beklemmendes Gefühl blieb zurück.

Darjeeling
    Mai bis Juni 1930
    Es waren nur Bruchteile von Sekunden. Gustav sah in Kathryns Blick sein eigenes Zögern. Ihr Ausdruck wechselte von Fassungslosigkeit zu Flehen. Schon wieder rieselte Erde, der Strauch, an dem sich Carl festkrallte, knackte, knarzte und lockerte sich.
    Kathryn stürzte los, um Carl zu helfen. Da endlich reagierte auch Gustav.
    »Bleib da!«, brüllte er und rannte an ihr vorbei. Vor dem Abgrund warf er sich auf den Bauch, packte Carl an den Armen und zog ihn dann langsam, aber kraftvoll den Hang hoch.
    »Ruhig, ich hab dich!«, keuchte Gustav, »halt still.«
    Endlich war der Freund in Sicherheit und lag schwer atmend neben ihm. Als Gustav sich umdrehen wollte, merkte er, dass Kathryn sich als Gewicht auf seine Beine gesetzt hatte. »Kannst du denn nie tun, was man dir sagt?«, fuhr er sie an.
    Doch Kathryn hatte nur Augen für Carl. Auf allen vieren kroch sie zu ihm, schlang ihre Arme um ihn. Sie küssten sich.
    Gustav stand auf, klopfte sich den Schmutz von der Hose und ging. Das Liebespaar bildete ein eigenes Universum. Für ihn interessierte sich kein Mensch. Gerade noch wütend und eifersüchtig, fühlte Gustav nur eine unendliche Leere.
    Die Rücktour nach Darjeeling schafften sie in weniger als der Hälfte der Zeit, die sie für den Hinweg benötigt hatten. Sehr herzlich verabschiedeten sie sich von Sonam und den anderen Lepchas und bedankten sich für ihre Hilfe.
    Gustav blieb kurz angebunden und übellaunig, oft schloss er sich dem Vortrupp an. Er war wütend auf Carl. Und er haderte mit sich selbst. Dass er tatsächlich gezögert hatte, nur kurz, aber dennoch, dass er seinen eigenen Vorteil abgewogen hatte und dabei von Kathryn ertappt worden war, dafür schämte er sich. Das passte nicht zu seinen Idealen. Mit zusammengepressten Lippen nahm er wahr, wie es zwischen Carl und Kathryn funkte. Sie aßen wenig, erzählten viel, dann wieder schwiegen sie gemeinsam mit glückseligem Lächeln. Etwas Flirrendes umgab sie. Gustav mied sie, wo es nur ging.
    Carl und Kathryn bemühten sich, ihre Gefühle diskret zu verbergen. Sie litten süße Qualen, wenn sie dicht beieinander liefen oder ritten, ohne sich berühren zu können, und wenn sie nachts in Zelten nebeneinander den Atem des anderen hörten. Jeder Mann, von Robbins bis zum dümmsten Sherpa, hatte längst begriffen, dass die beiden verliebt waren. Manchmal rief Carl Kathryn, um ihr eine seltene Pflanze zu zeigen. Sie liebte es, wenn er ihr Geschichten darüber erzählte, wie eine Rhododendronwildart entdeckt worden oder wie es gelungen war, eine phänomenale neue Sorte zu züchten.
    Einmal abends nahm Carl sie vor dem Lager an die Hand und führte sie in einen Wald. Es war schon dunkel, aber angenehm mild. Moos und Gras

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