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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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neugierig.
    »Willkommen! Ich bin Aldous Whitewater. Hab Sie gleich erkannt.« Sein vom Bergklima gegerbtes und wohl auch vom Alkoholgenuss gerötetes Gesicht legte sich überraschend in Lächelfalten.
    »Guten Tag, Mr Whitewater. Danke, dass Sie uns abholen«, sagte Gustav. »Mein Großvater lässt herzliche Grüße ausrichten.«
    Der alte ter Fehn war vor über vierzig Jahren selbst einmal in Indien gewesen und hatte deshalb auch stets den Wunsch seines Enkels und Erben, Darjeeling kennenzulernen, unterstützt.
    Whitewater nickte. »Danke! Mein Großvater und mein Vater haben immer mit viel Respekt und Sympathie von dem großen alten Ostfriesen gesprochen.«
    Tinley, der Chauffeur, kümmerte sich mit zwei Boys um das Gepäck.
    »Keine Kuhscheiße auf den Straßen«, bemerkte Carl sofort.
    Das war ein Hinweis darauf, dass in Darjeeling Hindus und damit auch heilige Kühe in der Minderheit waren. Sie logierten in einem Hotel in der Oberstadt. Die Ankömmlinge bewunderten die Kolonialarchitektur und die aufwendigen Holzschnitzereien auf der Veranda.
    »Meine Tochter kann Ihnen in den nächsten Tagen die Gegend ein bisschen zeigen«, versprach der Teepflanzer beim Willkommenswhisky vor dem Nachtimbiss. »Aber der First Flush erfordert meine Anwesenheit, wir brechen gleich morgen früh auf.«
    Während sie in Klubsesseln vor einer stoffbespannten Wand mit Fotos erfolgreicher Sportmannschaften und mit Stichen aus dem Good old England noch einen Brandy als Absacker tranken, stieß ein Abgesandter des Himalaya Clubs zu ihnen. Er begrüßte die Deutschen herzlich und bot ihnen an, für ihre Sikkim-Expedition die Träger zu bestimmen. Der Verein unterstützte Bergsteigerteams aus aller Welt, die im Himalaya ihre Herausforderung suchten.
    »Es stehen mindestens hundert Männer sämtlicher Bergvölker bereit«, sagte er.
    »Sobald wir wissen, wann es genau losgeht, werden wir die Mannschaft zusammenstellen«, sagte Carl, er war sich darin mit Gustav einig. »Natürlich sind wir offen und dankbar für Ihren Rat. Wir möchten die Männer aber gern selbst auswählen.«
    Gustav und Carl saßen hinten auf der offenen Ladefläche des Lastwagens neben ihrer Ausrüstung und genossen die Fahrt. Die Teegärten Darjeelings verteilten sich auf sieben Täler. Der Teegarten Geestra Valley lag oberhalb des Teesta-Tals südöstlich der Stadt auf knapp tausendsiebenhundert Metern Höhe. Unter optimalen Bedingungen war die Strecke in zwei bis drei Stunden zu schaffen. Allerdings lag meist mindestens ein umgestürzter Baumstamm quer über der Fahrbahn und musste mühsam zur Seite geschafft werden. So auch heute. Hinzu kam dann noch ein hinterhältiges, durch eine Pfütze getarntes Schlagloch. Sie rutschten vom Wege ab, mussten anhalten.
    Carl störte das wenig. Er sprang von der Ladefläche, legte den Kopf in den Nacken. Noch nie hatte er so prächtige hohe Bäume gesehen! Sie schienen bis in den Himmel zu wachsen. Die Kronen reckten sich, als stritten sie miteinander um das Licht. Vereinzelt standen dazwischen Magnolien und riesengroße Rhododendronbäume in voller rötlicher Blüte! Am liebsten wäre Carl sofort in den Wald gestürmt. Er kannte diese Wildart aus England. Diesen Rhododendron, den Rhododendron arboreum, hatte Sir Joseph Hooker um 1850 in Sikkim entdeckt und in die Königlich Botanischen Gärten von Kew Gardens nahe London mitgebracht. In Sikkim, das von hier aus nur noch wenige Kilometer, aber viele Formalitäten entfernt war, sollte es ganze Wälder davon geben.
    Carl konnte sich kaum zurückhalten, doch er blieb beim Fahrzeug und packte mit an, es wurde jede Hand gebraucht. Zu viert brachten sie den Lieferwagen wieder in die Fahrspur. Zum Glück hatte Whitewater im Hotel für alle Fälle einen Picknickkorb füllen lassen, so konnten sie sich nach getaner Arbeit stärken. Als die anderen am Wegesrand aßen, machte Carl mit seiner Leica Fotos von seinem ersten Rhododendron in der Wildnis. Einen halben Tag und einen Reifenwechsel später erreichten sie ihr Ziel.
    »Sie kommen! Sie kommen!«, hörte Kathryn die Kinder wieder rufen.
    Endlich bogen sie um die Ecke. Drei Tibeter in Festtracht bliesen jetzt zur Begrüßung der Fremden in ihre exotischen Alphörner. Aldous Whitewater schritt in der Mitte, die beiden sonnenverbrannten und sichtlich gut gelaunten Europäer an seiner Seite. Einer war blond, der andere hatte braunes Haar. Sie bewegten sich selbstsicher und lässig.
    Kathryn konnte ihr Glück kaum fassen – zwei schneidige

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