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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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wieder in seinem Leben anziehen, aber hier und jetzt hätte er sich ohne das Kleidungsstück sehr fehl am Platz gefühlt.
    Kathryn blickte stolz auf ihre beiden königlichen Adjutanten. Wie strahlend Carl lächeln konnte! So geradeaus und zuversichtlich. Wie gewandt Gustav sich von Grüppchen zu Grüppchen bewegte! Charmant und doch scharf beobachtend. Mrs Apple bemerkte Kathryns liebevollen Blick.
    »Welcher von beiden ist es?«, fragte sie.
    »Ist was?«
    »Na, du weißt schon …« Mrs Apple zwinkerte ihr verständnisvoll zu.
    Kathryn machte ein unschuldiges Gesicht und hob die Achseln.
    »Mein Ratschlag, Süße«, flüsterte Mrs Apple ihr ins Ohr, »lautet: Carpe diem! Nutze den Tag!«
    Statt etwas zu antworten, lächelte Kathryn ihrer mütterlichen Freundin nur schelmisch zu.
    »Besuch mich doch recht bald einmal«, sagte Mrs Apple.
    »Ja, gerne«, versprach Kathryn, »sobald die First-Flush-Ernte beendet ist.«
    Sie fühlte sich in der gastfreundlichen, geschmackvoll und kunstsinnig eingerichteten Villa der Apples immer sehr wohl. Früher hatten die Familien Whitewater und Apple mit ihren Kindern gelegentlich gemeinsame Unternehmungen gemacht. Mit den Kindern der Erntearbeiter hatte Kathryn wie alle Pflanzerkinder nur heimlich gespielt, mit Kreiseln oder Murmeln, Verstecken oder Bäume hochklettern. Mit den Apple-Kindern verband Kathryn die kultivierteren Vergnügungen ihrer Kindheit wie picknicken, Hauskonzerten lauschen oder Vogelschauen besichtigen. Jetzt studierten zwei der drei Söhne im Ausland, der jüngste war gerade aufs Internat gekommen.
    »Das ist wirklich schön, ich freue mich! Ich habe nämlich noch etwas für dich … von deiner Mutter«, sagte Mrs Apple geheimnisvoll.
    Bevor Kathryn nachfragen konnte, wandte sie sich jedoch anderen Bekannten zu. Die junge Frau war neugierig geworden, denn sie besaß nicht viele persönliche Andenken an ihre Mutter. Jetzt war sie in einem Alter, da sie ihr so gern so viele Fragen gestellt hätte: Was wolltest du als junges Mädchen? Hättest du auch gern studiert? Wie oft warst du verliebt? Wie sehr hast du Vater geliebt – und uns, deine Kinder? Warum schienst du oft traurig, als hättest du ein Geheimnis? War da nicht etwas, das du zu verbergen gesucht hast? Oder hab ich mir das alles nur in meiner kindlichen Fantasie zurechtgesponnen? Wie war das mit deiner italienischen Großmutter? Sind meine melancholischen Phasen ein Erbe von dir? Und die Frage, die sie am meisten bedrückte: Wieso hast du meinen Bruder mitgenommen und nicht mich?
    Später beim Dinner – es gab Lammkarree in Minz-Cashew-Kruste – hatte es kaum ein anderes Thema gegeben als den Salzmarsch Gandhis und dass oder ob und falls ja, wann, das indische Volk seine Unabhängigkeit durchsetzen würde.
    »Ach, sie werden sich nie einigen«, dröhnte Major Faith, ein dickfelliger Bursche mit hervortretenden Augen und Backenbart, »es sind zu viele unterschiedliche Völker, die zu vielen merkwürdigen Religionen und Sekten anhängen. Eher bringen sie sich gegenseitig um.«
    »Na, diese Strategie der Gewaltlosigkeit scheint doch gerade bei den Hindus und den niederen Kasten, die nun mal die Mehrheit bilden, auf Erfolg zu stoßen«, gab sein Gegenüber zu bedenken. »Immer mehr Inder weigern sich, mit unseren Behörden zusammenzuarbeiten. Dieser passive Widerstand bringt gefährlich viel Sand ins Getriebe.«
    »Aber wir haben ihre Maharadschas auf unserer Seite«, schaltete sich ein Teepflanzer aus Kurseong ein. »Fünfhundert Fürsten, die wie die Made im Speck leben können, solange sie uns nur die wirklich wichtige Politik überlassen.«
    Wie ein Prediger sprach Major Faith weiter. »Wir bringen ihnen doch die Kultur, und es ist unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, uns nicht abschrecken zu lassen. Das ist nun einmal die Bürde des weißen Mannes.«
    Samanthas Mutter seufzte zustimmend, Gustav und Carl wechselten einen scharfen Blick. Sie hielten sich aus der Diskussion heraus. Genauso wie Kathryn und Samantha …
    »Aber was wird aus unserem Besitz?« Dr. Apple sprach die bange Frage aus, die alle hier beschäftigte, egal, ob sie mit dem Freiheitswillen der Inder sympathisierten oder nicht. »Was wird aus dem, was wir und unsere Vorfahren aufgebaut haben, wenn Indien sich von der Krone löst?«
    Die Antwort wusste niemand. Sollte man jetzt verkaufen und nach Europa zurückkehren? Kein Pflanzer, der mit Herzblut an seinem Teegarten hing, wollte oder konnte das. Jedoch mussten wegen der

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