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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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Handys. »So, jetzt müssen wir aber!«, sagte sie.
    Sie ratterten zurück. Vor dem Gewächshaus reichte Julia ihren Besucher weiter an einen Mitarbeiter.
    »Herr Brunßengerdes kann Sie durch die Gewächshäuser führen. Ich muss ins Büro und komme später wieder.«
    Sie eilte davon. Für Max war es, als sei die Sonne hinter einer dunklen Wolke verschwunden. Aber sie hatte ja gesagt, sie käme wieder.
    »Sag ruhig Hein. Ich bin Julias Kalfaktor.« Der rotgesichtige Mittfünfziger blitzte den Besucher mit listigen Augen an. »Un du büst?«, fragte er auf Norddeutsch.
    »Max Whitewater.«
    »Denn komm mal mit, Max.«
    Hein stapfte voran. Hinter der Glastür schlug ihnen warme, feuchte Luft entgegen. Hein zeigte sich sehr gesprächig. Schon sein Großvater Hinnerk hatte für die Baumschule Jonas gearbeitet. Hein selbst war lange beim Bund gewesen und hatte die Heizungsanlage einer Kaserne gewartet, bis er mit zweiundfünfzig Frührentner wurde. »Jetzt kann ich endlich tun, wozu ich Lust hab«, scherzte er. »Taxifahren, Schweine züchten und mich um Gewächshäuser kümmern.«
    »Ist Taxifahren als Hobby nicht zu kostspielig?«
    »Nicht, wenn man der Fahrer ist.« Hein grinste und reichte Max seine Karte. »Wenn du mal ’n Taxi brauchst …«
    »Danke, kann durchaus sein. Dieser Rechtsverkehr …« Er verdrehte die Augen.
    Hein wies auf Max’ Brille. »So eine hab ich auch noch in der Küchenschublade. Trägt man die jetzt wieder?«
    Max grinste, lenkte das Gespräch dann aber wieder zurück auf die bevorstehende Rhododendronschau und erfuhr, dass die Baumschule Jonas wie jedes Mal dazu beitragen würde, die große Ausstellungsfläche auf dem Westersteder Marktplatz in ein Blütenmeer zu verwandeln. Ja, auch sie nähmen mit einer Neuzüchtung am Rose-von-Darjeeling-Wettwerb teil. Hein ging voran durch das weitläufige Gewächshaus, nannte Namen, die Max so schnell nicht erfassen konnte und die seine Verwirrung nur noch steigerten. Am Ende öffnete der Kalfaktor die Tür zu einem kleineren Raum.
    »So, hier kümmer ich mich darum, dass die Ausstellungspflanzen die richtige Temperatur kriegen. Sollen ja alle genau am gleichen Tag in ihrer schönsten Blüte stehen.« Mit bedeutungsvollem Gesicht hob Hein den Zeigefinger. »Das is ’ne Kunst! Von Natur aus haben die ja alle ganz unterschiedliche Blütezeiten. Die einen wollen schon im April, die anderen erst im Juni … Und das Wetter spielt auch jedes Jahr anders mit.«
    Max setzte eine interessierte Miene auf, kritzelte weiter Notizen in seinen Block. Über diesen Aspekt hatte er nie nachgedacht. Das sollte er als Mitarbeiter einer Gartenzeitschrift wohl besser nicht zu erkennen geben. Zum Glück redete Hein fröhlich weiter.
    »Dat is so’n Jonglieren, mit mal mehr Wärme, dann wieder ’n paar Tage ins Kalthaus stellen, verstehst du? Aber wir kriegen das hin, dass sich alle Azaleen und Rhodos, die wir präsentieren wollen, auf den Punkt am selben Tag von ihrer besten Seite zeigen.«
    Plötzlich schien Hein etwas einzufallen, sein Gesicht verdüsterte sich. Mit scharfem Blick prüfte er, was Max bei sich trug. Er hielt nur seinen Schreibblock und einen Kugelschreiber in der Hand.
    »Du hast doch keine Plastiktüte dabei?«, fragte Hein.
    »Wie bitte? Eine Plastiktüte? Nein, leider nicht. Brauchen wir eine?«
    Hein kam näher, er klopfte kurz auf Max’ Jacken- und Gesäßtaschen.
    Verblüfft fragte Max: »Hast du noch einen Nebenjob bei der Flughafenkontrolle?«
    Was Hein da fühlte – Brieftasche und Autoschlüssel –, schien ihn zu beruhigen. Entspannter trat er wieder einen Schritt zurück.
    »Musst entschuldigen, Max. Aber es wird immer schlimmer mit den Dieben.«
    »Mit welchen Dieben?«
    »Wenn ich so einen mit Plastiktüte übers Gelände schleichen seh, läuten bei mir schon die Alarmglocken! Die Leute nehmen ’n scharfes Messer mit, und kaum guckt man nicht hin, schneiden sie sich einfach einen Reiser ab.«
    »Einen was?«
    »Einen Reiser. Also, so’n Edelreis, das ist so’n kleines Stück Ast zum Pfropfen«, erklärte Hein. »Bei einigen Sorten kann man die als Stecklinge auch gleich in die Erde tun.«
    »Und warum machen die Leute das? Wollen sie billig an besondere Züchtungen kommen, oder was?«
    »Ja, diese Schweinebacken! Das machen manche Hobbygärtner, aber was wirklich schlimm ist: Der Rhododiebstahl nimmt Ausmaße an, da muss man schon von organisiertem Verbrechen sprechen!«
    Max verstand immer noch nicht richtig, um was es

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