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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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nicht nur seinem Familiennamen und -vermögen zu verdanken hatte. Max verdrängte diesen unangenehmen Gedanken schnell wieder.
    Julia holte ihre Mutter wie verabredet vom Arzt ab.
    »Alles okay«, sagte Brigitte Jonas erleichtert, als sie ins Auto ihrer Tochter stieg.
    Julia war stolz auf ihre Mutter, die mit ihren achtundvierzig Jahren so jugendlich wirkte, dass sie häufig für Freundinnen gehalten wurden. Brigitte Jonas war kräftig und zupackend, eher der dunkle Typ. Kurze brünette Haare, durchgestuft und gesträhnt, sportlich-praktische Kleidung, aber immer schmückten kostbare kleine Stecker ihre Ohren. Seit vier Jahren gab es einen neuen Mann in ihrem Leben: Eberhard Müller, Witwer mit zwei erwachsenen Söhnen. Er besaß ebenfalls eine Baumschule, eigentlich passte alles wunderbar zusammen. Nur konnte Julia ihn nicht ausstehen. Wahrscheinlich lag es weniger daran, dass sie Eberhard nicht mochte, sondern mehr daran, dass sie überhaupt niemanden an der Stelle ihres zehn Jahre zuvor verunglückten Vaters akzeptieren wollte. Eigentlich hätte man beide Betriebe gut zusammenlegen und durch Synergieeffekte Geld sparen können. Doch daran war bei dem gespannten Verhältnis zwischen Julia und Eberhard einfach nicht zu denken.
    Brigitte hatte Eberhard schon öfter vertröstet. »Warte ab, bis sie heiratet. Dann ordnet sich alles von allein.«
    Aber nun war die langjährige Beziehung mit Lutz zerbrochen, und die Warterei ging ins Ungewisse weiter.
    »Ach!« Julia stutzte. Auf dem Gehweg gegenüber sah sie eine grauhaarige Frau, die ihren mit Einkaufstüten bepackten Rollator energisch vorwärtsschob. »Guck mal, ist das nicht die ter Fehn?«
    Brigitte schaute hinüber. »O je.«
    Ihr Blick traf den von Hella ter Fehn. Demonstrativ wandten beide sich ab.
    Julia schlug aufs Lenkrad. »Kann mir eigentlich mal jemand erklären, was wir mit den ter Fehns haben? Seit ich denken kann, sorgt allein die Erwähnung ihres Namens in unserer Familie für Ekel, Abscheu und Empörung. Aber ich weiß bis heute nicht, was die verbrochen haben.«
    Brigitte zuckte mit den Schultern. »So genau weiß ich das auch nicht. Aber alle, dein Großvater Carl, Oma Gesine und dein Vater haben so reagiert. Ich erinnere mich, dass Carl den alten Gustav ter Fehn mal als Verräter beschimpft hat. Und als Feigling, Kriegsgewinnler und Angeber.«
    »Herrje, und warum?«
    »Ich – weiß – es – nicht.«
    »Und die Frau da vorne ist seine einzige Tochter?«
    »Ja, sie heißt Hella, war früher Lehrerin. Aber ich kann dir wirklich nicht mehr sagen. Und nun müssen wir auch los, mein Kind! Die Arbeit ruft.«
    Max war gut vorbereitet. Er hatte noch die halbe Nacht im Internet recherchiert und sich einige intelligente Fragen zum Thema Rhododendron aufgeschrieben. Der verkehrsberuhigte Westersteder Marktplatz lag im Schatten einer fast tausendjährigen mächtigen Kirche und hieß, wie er einem Schild entnehmen konnte, auch Duz-Platz. Als er im Café bestellte, erklärte ihm die Serviererin, dass man jeden, sogar den Bürgermeister oder den Leiter der Landessparkasse, auf diesem Platz duzen dürfe. Das hätten die Bürger der Kreisstadt hochoffiziell beschlossen.
    Julia kam mit dem Glockenschlag um elf Uhr ein bisschen atemlos in das Café gestürmt. Mit einem Blick registrierte Max Jeans, Kurztrench, Seidentuch, Stiefeletten und ein leichtes Make-up, die blonden Haare waren frisch gewaschen und in einem lockeren Knoten aufgesteckt. Sie lächelte geschäftsmäßig, als sie sich setzte, was reichte, um Max’ Herz aus dem Takt zu bringen.
    »Hallo, du! «, sagte er betont kokett.
    Er hat eine sympathische Stimme, dachte Julia. Und sie mochte, wie er sich kleidete. Wieder trug er ein Tweedjackett, dazu Pullover und Cordhose. Die Haare hatte er an diesem Tag nicht in die Stirn gekämmt.
    »Moin! Ach, dieser peinliche Platz …«, sagte sie und blickte gespielt genervt gen Himmel. »Aber wir können uns trotzdem gern duzen. Nicht nur hier.«
    Sie reichte ihm die Hand. »Julia.«
    »Max.«
    Früher war vieles besser, seufzte Max innerlich, da hätte man Brüderschaft getrunken und sich küssen dürfen.
    Julia schlug die Beine übereinander und legte gleich los. »Es gibt zwei Möglichkeiten oder Routen. Ich schlage vor, wir fangen mit den beiden Schlossparks in Oldenburg und in Rastede an. Da finden wir die ältesten Rhodos der Region, fast zweihundert Jahre alt. Und dann sollten wir in den Rhodopark der Familie Hobbie nach Linswege-Petersfeld, der ist

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