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Die Rose von Darjeeling - Roman

Die Rose von Darjeeling - Roman

Titel: Die Rose von Darjeeling - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Lott
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unglaublich, ein blühender Urwald, wunderbar angelegt, sogar älter als unserer. Der alte Hobbie war ein toller Mann, selbst mein Großvater hat von ihm gelernt und ihn bewundert.«
    »Stopp, nicht so viel, und nicht so schnell.« Max winkte die Serviererin heran. »Was möchtest du trinken?« Er bestellte zwei Latte macchiato. »Was ist die andere Möglichkeit?«
    »Eine Rundtour zu den wichtigsten Baumschulen. Da fangen wir am besten gleich hier an, bei Böhljes, das ist eine der ältesten Baumschulen Deutschlands, auf dem Gelände kann man übrigens mit einer Draisine fahren, das ist so ein vierrädriges Gefährt, das auf Schienen läuft, und dann arbeiten wir uns über …«
    »Wie viele Baumschulen gibt’s denn im Landkreis?«
    »Über dreihundertfünfzig.«
    »Aah ja … Um noch mal auf die erste Tour zurückzukommen …«
    Die Serviererin brachte die Getränke. Julia lehnte sich zurück. Sie lächelte schuldbewusst. Ihr Tempo überforderte viele Leute. Daran war auch ihre letzte Beziehung gescheitert. Ihr Exfreund Lutz hatte ihr vorgeworfen, sie könne nicht abschalten. Aber er war ja auch Beamter. Sie musste so schnell sein, um als Selbstständige den Betrieb am Laufen zu halten. Doch manchmal wünschte sie sich auch mehr Ruhe und Gelassenheit im Alltag.
    »Du hast Recht, Max. Nicht zu viel auf einmal.«
    »Mich würden ja auch alte Bauerngärten interessieren, etwas Verwunschenes …«
    »Hm. Dafür brauchst du eigentlich nur über Land zu fahren und zu gucken. Aber es ist wirklich besser, mit dem Schlosspark Rastede anzufangen. Das ist sozusagen die Keimzelle unserer Rhodokultur.«
    »Du bist die Expertin.«
    Hauptsache, sie begleitete ihn. Egal wohin.
    Die Sonne strahlte vom hellblauen wolkenlosen Himmel. Auf dem Weg zum Auto überquerten sie den Marktplatz mit seinem Springbrunnen, den weißen Laternen und den hübsch bepflanzten Blumenkübeln. Drei Straßen mündeten hier, drumherum standen moderne und alte Gebäude, die Stadtverwaltung, die Sparkasse, zwei Hotels. Ein Hauch der guten alten Zeit war noch zu erahnen.
    »Im Hotel Busch hatten früher sicher die Honoratioren ihren Stammtisch … Muss mal schön gewesen sein.«
    Max grinste und wies auf den Stilmix.
    »Du meinst, bevor sich die Gestalter ins Delirium gepflastert haben?« Julia lächelte verständnisvoll. »Für mich ist er trotzdem der schönste Platz der Welt, weil hier die Rhodo stattfindet. Wirklich ein Jammer, dass du dann nicht mehr da bist.«
    Max fiel siedend heiß ein, dass er durchaus anwesend sein würde – als Jurymitglied mit seinem Vater Lord Taintsworth. Spätestens dann würde sie seine wahre Identität erfahren. Er musste es ihr vorher bei passender Gelegenheit beibringen. Ihr Lachen holte ihn aus seinen Gedanken.
    »Übrigens, da hinter dem freistehenden Glockenturm haben wir als Schüler Lambrusco getrunken, wenn wir den Unterricht geschwänzt haben. Und das hier ist ein tolles Brillengeschäft.«
    Sie spazierten durch die Lange Straße zum Leihwagen, Julia bot an, ihn zu fahren.
    Max nahm dankbar an. »Dann kann ich mir während der Fahrt Notizen machen.«
    Unterwegs stellte er gleich seine vorbereiteten Fragen.
    »Was gibt’s Neues von der Züchterfront?«
    Julia überlegte, da wäre so vieles zu nennen. Aber sie fasste sich kurz. »Wir können neue Sorten anbieten, die gesünder, frosthärter, kompakter und anpassungsfähiger sind als alte.«
    »Und optisch? Gibt’s da was Neues?«
    »Klar, aber ich finde nicht, dass das Neue unbedingt das Bessere ist.«
    »Das darfst du aber jetzt offiziell nicht sagen, oder?«
    »O doch, ich sage, was ich denke.«
    »Na gut, für die trendbewussten unter den Park-&-Garden -Lesern: Was ist neu?«
    Julia dachte nach und wog ab. Sie kurvten durch die idyllische Landschaft Richtung Rastede. Max fielen die vielen rotwangigen Radfahrer auf, offenbar war das Radeln hier wie in Holland Volkssport.
    »Also, da hätten wir zum Beispiel neue Rhodos in Rubinrot mit schwarzen Flecken oder welche mit außergewöhnlicher Leuchtkraft. Und Blüten, die wie Orchideen aussehen. Oder neue Farbverläufe, zum Beispiel mit einem Saum in Violett und einem Schlund in Weiß.«
    Während sie erzählte, gestikulierte Julia lebhaft am Steuer. Max zuckte jedes Mal zusammen, wenn ihnen ein Fahrzeug auf der gefühlt falschen Seite entgegenkam.
    Julia fuhr fort. »Es gibt auch neue Sorten in bislang seltenen Farben wie Hellgelb und Orange. Und welche, die viel Sonne mögen oder die sogar Kalk im Boden vertragen.

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