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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schwer als die paar Blas’n, die der hier auf die Haut bekommen hat!«
    »Ich geh’ schon, Wies’nbauer,« antwortete Haubold mit finsterer Ruhe; »aber denk’ an den Advocat’n, den ich mir angenommen hab’. Er hat Dich schon gepackt und wird Dich net so bald wieder losgeb’n. Und was den Mord betrifft, so merk’s: ich geh’ grad’ jetzt zur Fels’nkanzel. Kannst mir auch nachschleich’n, wie mir damals Dein Bruder nachgeschlich’n ist!«
    Er wendete sich ab und schritt durch das zertrümmerte Thor davon.
    Heinemann blickte ihm mit funkelnden Augen nach. Seit dem Begebnisse im Felsenbruche hatte er das Verlangen gehegt, mit dem vermeintlichen Mörder Abrechnung halten zu können, und es war ihm selbstverständlich gewesen, daß dies auf der Kanzel geschehen müsse. Er war mit diesem Gedanken schlafen gegangen und mit ihm erwacht und hatte denselben so tief in sich eingesogen, daß er ein Theil seines Selbst geworden war. Er hatte sich Mühe gegeben, ihn zu verwirklichen, hatte an jedem arbeitsfreien Tage draußen über dem Kessel auf der Lauer gelegen, aber niemals war es ihm gelungen, dem Todfeinde einmal an dieser Stelle zu begegnen. Der Haß ließ ihn niemals bemerken, wie gottlos und verbrecherisch sein Beginnen sei und daß ein Fluch von demselben ausgehe, der seine Wirkung auch auf die äußeren Verhältnisse der Verblendeten erstreckte. Jetzt war der Wiesenhof zu einem rauchenden Schutt-und Trümmerhaufen geworden; Heinemann sah die Zerstörung vor sich liegen; die hin und her eilenden Gestalten bewegten sich wie in einem Nebel vor seinem Auge; das Stimmengewirr drang wie aus weiter Ferne an sein Ohr; er sah nur wie im Traume; er hörte nichts, als nur das eine Wort: »Ich geh’ grad’ jetzt zur Fels’nkanzel; kannst mir nachschleich’n!« Er wischte sich den perlenden Angstschweiß von der Stirn, schritt um die Brandstätten herum nach dem Garten und starrte hinaus in das nächtliche Dunkel, nach der Richtung, in welcher die Schlucht sich öffnete. Sollte er gehen, sollte er bleiben? Der Hof war nicht mehr zu retten; ein einzelner Mensch vermochte auch keine Wunder zu verrichten, und der Teufelsbauer war sicherlich niemals wieder auf der Kanzel zu treffen. Das Gute kämpfte in ihm mit Mächten, welche so dunkel waren, wie die vor ihm liegende Finsterniß, welche unter den um die Brandstätte zuckenden Richtern sich nur zu verdichten schien.
    Der Pastor begleitete seinen Patienten nach dem Pfarrhofe, wo demselben in einer der hinteren, ruhigen Stuben ein weiches Lager bereitet wurde.
    Gustav war schon während des Transportes wieder zum Bewußtsein gekommen; man kühlte seine Wunden einstweilen mit schmerzlindernden Mitteln, wie sie jeder Haushalt bietet, und ließ ihn dann allein. Nach Entfernung der Kleider hatten sich die Verletzungen als nicht sehr bedeutend gezeigt; er war eine starke, robuste Natur und achtete der Schmerzen, welche er empfand, nur wenig; die meiste Schuld an seiner Ohnmacht trugen der erstickende Qualm und die fürchterliche Hitze, durch welche er hatte dringen müssen, und so schienen ihm nur einige Stunden der Ruhe nöthig, um neu erholt das Lager verlassen zu können.
    Was war das heute doch für ein ereignißreicher Tag gewesen! Er verfolgte den Lauf desselben von Stunde zu Stunde und verweilte dabei am längsten bei der Begegnung mit Katharina im Felsenbruche. Was wird wohl der Wiesenbauer sagen, wenn er sein Kreuz nicht mehr vorfindet?
    Er horchte erschrocken auf. Grad’ aus der Gegend her, an welche er soeben gedacht hatte, war ein lautes, dröhnendes Krachen erschollen, welches noch mehrere Secunden lang rollend in der Luft nachzitterte. Was konnte das gewesen sein? Er hatte erfahren, daß der Oheim nach der Felsenkanzel gegangen sei, um eine heilende Pflanze für ihn zu holen, und fast wollte es ihn wie Besorgniß überkommen, wenn er an die Gefahr dachte, welche ein nächtliches Besteigen des Altanes bot. Er wußte auch, daß die Kanzel nicht mehr zuverlässig sei; Wind und Wetter hatten auf sie eingewirkt, und es war mit der Zeit ein Riß entstanden, welcher früher oder später ihren Einsturz herbeiführen mußte. Aber seine Befürchtungen waren nicht so groß wie die Müdigkeit, welche er fühlte; er schloß die Augen und war in kurzer Zeit eingeschlafen.
    Als er erwachte, war es schon spät am Morgen; die Pfarrfrau saß an seinem Bette; sie hielt seinen Zustand für bedenklicher, als er war, und fragte ihn nach seinen Schmerzen.
    Er

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