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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schubertfrieder?«
    Der Bauer schwieg. Der Kranke fuhr nach einer Pause der Erholung fort:
    »Du bist mein böser Geist gewesen und hast mich vom guten Weg auf den schlimmen gebracht. Die Folg’ war für Dich der Richterhof und für mich die Zehrsucht. Darauf hast gemeint, Du brauchst mich nicht mehr, und bist mir fleißig aus dem Weg gegangen; aber ich hab’ Dich festgehalten und kann Dich noch heut’ vom Hof und Amt fortbringen. Soll ich’s thun, Schubertfrieder?«
    »Das thust Du nicht; dazu sind wir zu gute Freund’ gewesen!«
    »Laß die Freundschaft nur ja bei Seit’! Zuerst hast Du mich ausgenutzt, und dann bin ich Dir auf dem Beutel gesessen; denn ich hab’ Dich nachher gehaßt, gehaßt wie – wie, ich kann’s nicht aussagen, wie; ich weiß, Du bringst mich in die Höll’, denn für den Ludewig werd’ ich schweigen. Für ihn will ich noch einmal, noch auf dem Sterbelager meine Seel’ verkaufen. Was giebst’ für sie, Schubertfrieder?«
    »Nichts geb’ ich, gar nichts! Du bist der Nimmersatt, der mich schon fast bis in die Armuth hinein ausgezogen hat!«
    »Red’ nicht so traurig’s Zeug! Der Richterhof ist vierzigtausend Thaler werth; Du hast ihn vom Klapperbein umsonst bekommen. Was Du mir nach und nach hast zahlen müssen, macht noch nicht ganz zwölfhundert Thaler. Ich hab’ das Häuschen, den Garten und die Wies’ damit bezahlt. Das Heimwesen kostet mich aber mehr, weit mehr, hör’s wohl, Schubertfrieder, es kostet mich meine Seligkeit!«
    »Weißt’ wirklich so genau, daß ich den Richterhof umsonst bekommen hab’?«
    »Du selbst hast mir’s und auch dem ganzen Dorf gesagt. Wenn Du gelogen hast, ist’s Deine eigne Schuld. Der Klapperbein hat Dir das Gut geschenkt, weil er meint, die Bertha sei damals –«
    »Willst’ gleich schweigen, Schmuggelbalzer,« rief Schubert, vom Stuhle aufspringend, als habe ihn eine Natter gebissen, »oder soll ich mit meiner Hand dem Zehrfieber nachhelfen, damit Du rascher das End’ erreichst? Sag’ mir den Namen nicht wieder, das rath’ ich Dir!«
    »Ja, Du kannst ihn nicht hören; das hab’ ich vergessen. Das ist das Gewissen; aber es wird noch gar anders kommen, wenn für Dich einmal die Stund’ geschlagen hat, die jetzt für mich da ist! Ich mein’, der Klapperbein hat Dir das Gut geschenkt, um das zu sühnen, daß er Deine Schwester in den Schacht gestoßen hat. Du mußt ihm dafür das Essen schicken, so lang’ er lebt; das und meine zwölfhundert Thaler, die machen Dich nicht arm.«
    Er ruhte einige Minuten aus. Das Sprechen griff ihn weit mehr noch an, als er vorher geglaubt hatte. Der Richter unterbrach die Stille nicht; die Klugheit gebot ihm, zu schweigen. Endlich nahm der Leidende das Wort wieder auf:
    »Der Ludewig hat Deine Selma lieb, und sie ihn auch. Du hast aus Angst vor mir das Aug’ darüber zugedrückt; nach meinem Tode wird’s ganz anders werden, das weiß ich sehr genau; denn ich kenn’ Dich doch noch besser, als alle anderen Leut’. D’rum will ich sichrer geh’n in meiner Sorg’ für ihn. Er hat die Gärtnerei gelernt und braucht noch eine Zugab’ zu unserm Stückle Grund und Boden. Willst ihm dazu verhelfen, Schubertfrieder?«
    »Ja. Ich werd’ ihm einen Fleck von dem Meinigen geben. Ich borg’ es ihm, und er kann es nach und nach abzahlen.«
    »Schau, was Du heut’ doch großmüthig bist! Und hältst mich wirklich für so dumm, daß ich Dir trau’?«
    »Ich geb’ Dir Schwarz auf Weiß!«
    »Das wäre schon gut; aber kaufen, kaufen kann er sich das Stück von Jedem, und Dein Land liegt nicht an dem unsrigen. Der Nachbar will verkaufen. Gieb dem Ludewig das Geld dazu, Schubertfrieder!«
    »Bist Du toll, Balzer, oder willst mich noch in Deiner letzten Stund’ vollends ausdrücken?«
    »Laß das Lamentiren, und hör’ den Handel! Doch wenn Du willst, so kann ich auch den Pfarrer zur Beicht’ rufen lassen und ihm die Schrift geben, die ich Dir damals abgezwungen hab’.«
    »Sag’, was Du willst!«
    »Zweitausend Thaler. Es ist das letzte Mal, daß ich etwas verlang’. Gieb das Geld, und Du bekommst die Schrift zurück. Dann bist Du frei und brauchst vor Niemand keine Sorg’ zu haben!«
    Der Fordernde spielte sich selbst dem Richter in die Hände; er ahnte nicht, daß er sich auf dem Punkte befand, an welchem ihn der Letztere haben wollte.
    »Zweitausend Thaler? Du bist nicht gescheit! Woher soll ich sie nehmen in dieser schlimmen Zeit?«
    »Ich weiß, daß so viel nicht gleich da liegt; aber Du hast die

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