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Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten

Titel: Die Rose von Ernstthal. Erzgebirgische Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vater, sondern grad’ wie ihre Mutter, die Anna.«
    »Wie ihre Mutter? Wilhelm, die war net gut, die ist net gut geblieb’n, die ist falsch und treulos gewes’n, von der mag ich nix hör’n. Aber die Anna, die hab’ ich lieb, die ist brav, und wenn die Emma so ist wie sie, da – da – –«
    Er hielt inne; es war doch ein Kampf, der sich in seinem Innern vollzog. Wilhelm störte ihn nicht; er kannte seine Weise.
    »Da – da, ja, da sollst Du sie hab’n!« rang es sich endlich wie ein schwer gewordener Entschluß von den Lippen des Krüppels. »Die Anna wird Freud’ drüber hab’n, und die Marie, die soll ihren Sohn glücklich seh’n. Ja, Wilhelm, Du sollst die Emma hab’n! Als Du zur Welt kamst, da hielt’n sie Alle schon den Grunert-Franz für verrückt und lacht’n über ihn, aber Dein Vater und Deine Mutter, die sagten: ›Nun soll er alleweil grad’ Path’ werd’n bei dem Jungen!‹ Der Pfarr’ hat net gewollt, aber sie haben’s doch durchgesetzt. Ich mußt’ das Glaubensbekenntniß sag’n, und dann bin ich Path’ gewes’n. Schau, Wilhelm, das vergeß’ ich ihnen net und Dir auch net, und d’rum wird die Emma Deine Frau!«
    »Da wird aber net so schnell geh’n, Path’, und jetzt denk’ ich auch nur an die Geschicht’ mit dem Schmuggel.«
    »Es wird schon geh’n, Wilhelm, denn der Köpfle-Franz weiß schon, was er sagt. Aber ja, der Schmuggel! Weißt Du ‘was?«
    »Nun?«
    »Der – Der – na, Der ist der Pascherkönig!«
    »Franz!«
    »Schrei net so laut! Du hast’s schon selber auch gedacht; es ist Dir nur schwer geword’n, dran zu glaub’n. Und den willst Du fang’n?!«
    »Hör’, Path’, das ist ‘ne schlimme Sach’! Du bist klug, viel klüger als ich und als die Leut’ hier denk’n; komm’, gib mir gut’n Rath!«
    Wieder dauerte es lange, ehe eine Antwort erfolgte. Die Liebe zu Wilhelm trat mit Forderungen an Franz heran, welche an seinen bisherigen Plänen mächtig rüttelten.
    »Recht hast Du schon: der Köpfle-Franz ist gescheidter als sie Alle. Er sieht, was kein Anderer sieht, und weiß auch von dem Grenzhandel mehr als sie denk’n. Wenn ich Dir nun sag’n könnt’, wo der Zettel zu find’n ist?«
    »Das weißt Du?« frug der junge Mann erstaunt und begierig zugleich.
    »Ich hab’s erlauscht, ‘mal in der Nacht; es war derselbe Jahrestag wie heut’, und Du brauchst net zu wiss’n, wo ich da gewes’n bin. Aber unterwegs da hab’ ich ausgeruht, und wie ich so still und ruhig dasitz’, da kommt Einer und nachher wieder Einer und kurze Zeit drauf der Dritt’; sie Alle greif’n an den Baum, mach’n Zündholzfeuer, seh’n ‘was Weißes an, was sie wieder zurücksteck’n, und geh’n nachher fort. Ich hab’ gewartet, bis Keiner mehr gekommen ist und nachher die Sach’ genau untersucht.«
    »Und was ist’s denn gewes’n?«
    »Es ist mir alleweil niemals eingefall’n, Jemandem ‘was davon zu verrath’n, aber Du, Du sollst es wiss’n Grad’ am Born hinauf muß man nach dem Walde geh’n; da steh’n erst Dornbeer’ und Erlen, nachher gibt’s lauter Tannen, bis drei große Lärchen kommen, rechts vom Wasser, und die mittelste von ihnen, das ist die richtige. Sie hat zwei Ell’n über der Erd’ einen kurz’n, dünnen Aststumpf, der aber net natürlich, sondern nachgemacht ist. Man kann ihn herausdrehn, und dann ist das Papier im Loch zu find’n.«
    »Warum wird es hineingesteckt?«
    »Weil der – der, na, der König Niemandem vorher wiss’n läßt, wo in der Nacht das Stelldichein ist; auf diese Weis’ kann er net verrathen werd’n. Erst auf dem Zettel ist der Ort und auch die Zeit zu les’n, wo die Packete zu finden sind.«
    »Ich dank’ schön, Path’; gute Nacht!«
    Er war fort, ehe Franz nur noch ein Wort sagen konnte. Es hätte allerdings noch gar viel zu besprechen gegeben, aber nun er wußte, wo das Papier zu finden sei, war keine Minute Zeit zu verlieren, eiligen Laufes kehrte er zunächst zu den Eltern zurück. Diese wußten von seinem Verhältnisse zu Emma nichts und hatten sich seine schnelle Entfernung gar nicht erklären können. Jetzt erwarteten sie den Grund zu erfahren, sahen sich aber getäuscht.
    »Was ist denn los? Was willst denn mit den Dingern?« frug die Mutter, als er sofort nach seinem Eintreten nach dem Quersacke griff und die Revolver herausnahm.
    »Seht, wie rasch das geht,« antwortete er, nach den Patronen greifend. »Ich bin noch kaum einige Stund’n hier und weiß schon, wer der Pascherkönig

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