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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Rivalen losging wie ein Lieblingshund, und wie bei einem Hund musste man sich davor hüten, zwischen seine Zähne zu geraten. Longchamp sah seine Lebensaufgabe darin, Geld aus dem Volk herauszupressen und es fest unter der Fuchtel des Fiskus und der Krone zu halten. Er hatte in fast jedem Adelshaushalt Spione sitzen und wusste bis zum letzten Silberstück, wie viel jeder Lord besaß.
    Richard leerte seinen Becher.
    »So sei es. Ich werde auf Roger Bigods Angebot eingehen und ihm geben, was er wünscht – vorerst jedenfalls, und ich behalte es mir vor, die Summe neu festzusetzen oder nachträgliche Forderungen zu stellen. Aber ich möchte Euch nicht der Unterstützung berauben, die Ihr Euch von ihm erhofft, und ihn nicht der nötigen Mittel, um sich zur Feier seines neuen Ranges einen kostbaren Hut zu kaufen.«
    Richards Bemerkung entlockte Willliam ein Grinsen, denn Roger war bezüglich seiner Kopfbedeckungen tatsächlich ein wenig eitel. Er verschwieg, dass Roger die Rückgabe der Grafschaft nicht als Gunst, sondern als verspätete Wiedergutmachung begangenen Unrechts betrachten würde. Wozu Richard unnötig verdrießen? Was zählte, war nur die Verleihung des Titels.

    Der Novembernachmittag war grau verhangen, ein mit silbrigen Graupelnadeln durchsetzter Regen prasselte auf London und Westminster nieder. In der Kirche war es eiskalt, denn die
Kohlebecken verströmten mehr Qualm als Wärme, aber Roger störten diese Unannehmlichkeiten nicht. Für ihn zählte allein der vor Edelsteinen und Goldfäden glitzernde Gürtel eines Earls, der sich um seine Taille schlang, und das Dokument in seiner Hand. Sciatis nos fecisse Rogerum Bigotum, comitem de Norfolc … wisstet, dass Wir Roger Bigod zum Earl of Norfolk ernennen. Endlich. Zwölf Jahre nach dem Tod seines Vaters war Roger in den Besitz seiner Grafschaft, des dritten Pennys und seiner Landsitze samt den damit verbundenen Rechten gelangt. Und er hatte die Erlaubnis, Framlingham wieder aufzubauen, womit er unverzüglich beginnen würde. Es sollte ein prächtiges Bollwerk zum Schutz vor seinen Feinden und ein sichtbares Zeichen seines Erfolgs werden.
    Eine Vielzahl von Emotionen verursachte ein starkes Ziehen in seiner Brust, und er wusste, dass er nicht wagen durfte, zu tief Atem zu holen, weil er sonst Gefahr lief, in Tränen auszubrechen. Nachdem er den Friedenskuss von Richard empfangen hatte, knickste Ida an seiner Seite tief vor dem König. Auch ihr Gewand und ihr Schleier waren mit Goldfäden durchwoben. Auf dem Kopf trug sie den Reif, der sie als Countess of Norfolk auswies. Roger meinte, vor Stolz und Triumph fast zu platzen. Aber dieser Triumph hatte seinen Preis, wie ihm wohl bewusst war, und die entrichteten tausend Mark bildeten nur den Anfang. Während Richards Abwesenheit würde er sich um die Regierungsgeschäfte kümmern und noch zahlreiche andere Aufgaben übernehmen müssen. Er konnte es kaum erwarten. Eine neue Zukunft war für ihn angebrochen.
    Seine Verwandten und Freunde sowie die bedeutendsten Vertreter der Kirche wohnten dem feierlichen Ereignis bei: seine Mutter, die sich immer wieder mit dem Ärmel ihres juwelenbesetzten Gewandes über die Augen fuhr, sein Onkel Aubrey, Idas Bruder Goscelin, die Bischöfe von Durham, Salisbury und
Ely sowie William Marshal, der eine würdevolle Miene zur Schau trug, obwohl seine Augen vor Freude leuchteten.
    Ein neuer Anfang für alle, dachte Roger. Es gab viel zu tun, und der vor ihm liegende Weg war noch immer mit Steinen übersät, aber er war sicher, dass er sie wegräumen oder umgehen konnte. Das größte Hindernis war beseitigt. Seine Stiefmutter und seine Halbbrüder wussten jetzt, wo sie standen. Die Familie de Glanville verfügte über keine Macht mehr und konnte ihm nicht länger gefährlich werden, auch wenn Huon und die De-Glanville-Brüder Richard auf dem Kreuzzug begleiteten. Was konnten sie schon ausrichten? Die Grafschaft Norfolk gehörte ihm und konnte ihm nicht mehr entrissen werden.

    Ida betrachtete das Gewand aus goldenem Seidendamast, aus dem ihr ihre Zofen gerade geholfen hatten, mit gemischten Gefühlen. Während ihrer Zeit als Henrys Konkubine hatte sie zahlreiche kostbare Kleider besessen, aber dieses übertraf sie alle. Doch obwohl es für sie auf Figur gearbeitet worden war, war sie nicht sicher, ob es ihr gelingen würde, es auszufüllen.
    Roger schlenderte in den Raum und schloss sie in die Arme. Auch er hatte seine prächtige Tunika und den goldenen Gürtel abgelegt, den

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