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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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folgte ihrem Sohn ins Freie und ging auf die Gästehalle zu, in der ihre Reisegruppe übernachten würde. Morgen würden Huon, ihr Mann und deren Gefolge zu einem Küstenhafen im Süden aufbrechen, und sie sah sie vielleicht nie wieder. Als einziger Trost blieb ihr ihr jüngster Sohn, ihr arbeitsscheuer Tagedieb, und das war weniger als gar kein Trost.

28
    Windsor Castle,
Oktober 1191

    Stirnrunzelnd betrachtete Roger seinen neuen Helm. Sein alter mit dem geraden Nasenschutz, der ihm schon vor Fornham gute Dienste geleistet hatte, war in die Truhe mit seiner Ersatzausrüstung verbannt worden. Obwohl das Sichtfeld weniger gut war, bot der neue einen besseren Gesichtsschutz mit seinen Luftlöchern und rechteckigen Sehschlitzen. Für einen Earl schickte es sich, eine Rüstung von bester Qualität zu tragen. Er
hatte ihn von einem Waffenschmied anfertigen lassen, den ihm William Marshal, der stets auf dem Besten vom Besten bestand, empfohlen hatte, und er hoffte, dass er ihn nur zu Schauzwecken aufsetzen musste. Er schob den Helm in seinen Ledersack und befahl seinem Knappen, ihn in den Hof hinunterzutragen und auf das Packpferd zu laden.
    Anketil erschien, eine Hand an den Griff seines Schwerts gelegt. Mit der anderen strich er sich sein flachsfarbenes Haar aus der Stirn.
    »Die Männer sind bereit, Mylord«, meldete er. »Der Earl of Surrey und der Bischof von London sind gerade angekommen.«
    »Und der Bischof von Ely?« Rogers Stimme klang ausdruckslos.
    Anketil verzog das Gesicht.
    »Ist immer noch in seiner Kammer. Wenn es nach ihm ginge, würden wir den ganzen Morgen hierbleiben.«
    Roger überprüfte die Schnalle seines Schwertgurts.
    »Es geht aber nicht nach ihm, auch wenn er das gerne hätte. Er muss Fragen beantworten, und zwar zur Zufriedenheit aller.«
    Anketil warf ihm einen Seitenblick zu.
    »Er sieht das anders.«
    Roger setzte seine Unterziehhaube auf, die ihm den Hut ersetzte.
    »Wir geben ihm noch ein paar Momente, und dann zerre ich ihn an seinem Krummstab aus der Kammer, wenn es sein muss.«
    »König Richard hätte ihn gar nicht erst zum Bischof von Ely ernennen sollen«, bemerkte Anketil missmutig. »Genauso gut könnte man einen Wolf in eine Schafherde setzen und felsenfest überzeugt sein, dass er die Tiere nicht angreift.«
    Roger nickte zustimmend. Richard befand sich seit einem Jahr auf seinem Kreuzzug, und während dieser Zeit hatte sich die Lage in England Besorgnis erregend verschlechtert. Kanzler Longchamp war ein Tyrann, der darauf pochte, dass er vom König die Erlaubnis bekommen hatte, nach seinem Gutdünken zum Wohle Englands zu handeln. Das Wohl Englands war jedoch eng mit dem Wohl Longchamps und seiner Verwandten verknüpft, die nach Belieben Burgen einnahmen, Land beschlagnahmten und politische Gegner im Namen des Königs verhafteten. John, der Bruder des Königs, nutzte den daraus resultierenden Unmut für seine eigenen Zwecke und nahm sich voller Eifer der Sache der Unterdrückten an. Ein ernster Machtkampf war ausgebrochen, und Roger gefiel es gar nicht, mitten hineingeraten zu sein. Zwar war er kein Co-Justiciar wie William Marshal und Geoffrey FitzPeter, steckte aber dennoch bis über beide Ohren in Regierungsgeschäften und hasste es, Zeit in der Gegenwart eines Mannes verbringen zu müssen, den er zutiefst verabscheute, und das in einer immer bedrohlicher werdenden Situation.
    »Nun«, meinte er, als er zur Tür ging, »jetzt steht der Wolf dem Schäfer und seinen Hunden gegenüber, nicht wahr?«
    Anketil kniff die Augen zusammen.
    »Ich würde Lord John nicht unbedingt als Schäfer bezeichnen.«
    »Ich auch nicht. Ich spreche von dem Erzbischof von Rouen und den anderen königlichen Richtern, die zumindest das Beste für das Land wollen. John ist der Wolf auf der Suche nach Beute.«
    »Auf der Suche nach einem Königreich«, stellte Anketil klar.
    Roger hob eine Braue. John manövrierte sich in die aussichtsreichste Position, um Anspruch auf die Krone zu erheben, falls Richard von diesem Kreuzzug nicht zurückkehrte.
Sein Konkurrent war Richards Neffe Arthur, der sieben Monate nach dem Tod seines Vaters bei einem Turnier in Paris geboren worden war. Es hatte bereits einige heftige Auseinandersetzungen gegeben. Roger war während des jüngsten Ausbruchs von Feindseligkeiten maßgeblich daran beteiligt gewesen, einen Friedensschluss zwischen Longchamp und John zu erwirken, aber es hatte sich nicht vermeiden lassen, dass der Friede erneut gebrochen wurde. Longchamp war zu

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