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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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darauf, nahm eine straffe Haltung an, stützte die Hände auf die polierten Lehnen und tat so, als sei er der Earl, der nach eigenem Ermessen Recht sprach, Macht ausübte und Könige beriet. Darin war er Roger haushoch überlegen, und es machte ihn krank, dass seine eigene Mutter und sein Bruder ihn verraten und versucht hatten, hinter seinem Rücken zu einer Übereinkunft zu gelangen. Mit geballten Fäusten schwor er sich, dass er den Kampf nie aufgeben würde. Huon erinnerte sich noch immer gut daran, wie er zu Lebzeiten seines Vaters einmal Rogers Schwert an sich genommen und umgeschnallt
hatte. Wie gut sich das Gewicht an seiner Hüfte angefühlt hatte. Er hätte nie zulassen dürfen, dass Roger es ihm wieder wegnahm. Er hätte es ihm in den Leib stoßen sollen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Huon streckte die Hände vor und betrachtete sie. Auf seiner Haut häuften sich die Altersflecken wie Schimmel auf einem welken Blatt. Verbittert musterte er die Narbe, die eine Sarazenenklinge während der Belagerung von Acre dort hinterlassen hatte, außerdem hatte er eine frische Wunde, den Splitter hatte er sich eigenhändig aus dem Fleisch gezogen. Könnte er doch Roger ebenso leicht loswerden!
    Er blickte auf und verzog finster das Gesicht, als Will die Kammer betrat.
    »Verschwinde!«, herrschte er ihn an.
    Will runzelte unbehaglich die Stirn, rührte sich aber nicht von der Stelle.
    »Du hättest unsere Mutter keine Hure nennen dürfen«, sagte er.
    Huons Lippen kräuselten sich.
    »Du hast Recht, Bruder«, schnaubte er. »Diese Bezeichnung bleibt eigentlich der Countess of Norfolk und ihrer Brut vorbehalten – und meinen Bruder hätte ich als Hahnrei und Erbschleicher brandmarken sollen!«
    Will biss sich auf die Innenseite seiner Wange.
    »Du solltest Zugeständnisse machen«, beharrte er. »Nach allem, was sie für uns getan hat, verdient sie so eine Behandlung nicht.«
    Huon erwiderte nichts darauf, denn im hintersten Winkel seines Herzens wusste er, dass er ungerecht war, doch Gerechtigkeit hatte im Moment wenig Wert für ihn. Sie war eine Schwäche, und er musste jetzt mehr denn je stark sein.
    »Kommst du wenigstens nächste Woche mit und hörst dir an, was er anzubieten hat?« Will hob bittend eine Hand.
    »Wie ein Hausierer, der an einem Marktstand um ein Stück billiges Wachstuch feilscht?« Es war ein angemessener Vergleich, fand er, denn mit Wachstuch wurden bei schlechtem Wetter Leichen auf dem Weg zur Beerdigung bedeckt.
    »Du hast nichts zu verlieren.«
    »Aber auch nichts zu gewinnen. Wenn wir jetzt nachgeben, war der ganze Kampf umsonst, verstehst du das nicht?«
    »Das wird er am Ende ohnehin sein. Besser, wir versuchen zu retten, was noch zu retten ist, begreifst du das denn nicht?«
    Huon musterte seinen Bruder voller Abscheu, erhob sich und bohrte Will einen Finger in den über seinen Gürtel quellenden Bauch.
    »Du warst schon immer ein Weichei«, knurrte er.
    »Mag sein, aber es ist an der Zeit, den Kampf zu beenden – das wäre das Beste für uns alle.«
    »Ich werde ihn nie beenden«, sagte Huon. Er hatte mit einem Mal einen bitteren Geschmack im Mund.

    Roger saß seinen Brüdern an einem Eichenholztisch im Gästehaus der Priorei Thetford gegenüber, einem neutraleren Territorium als Framlingham, aber dennoch gleichfalls ein ehemaliger Besitz ihrer Vorfahren. Draußen brach nach dem gestrigen verregneten Tag ein sonniger, neues Wachstum verheißender Frühjahrsmorgen an. Im Vergleich dazu sah Huon wie ein alter, abgestorbener Baum aus, fand Roger. Die fünf Jahre seit der Belagerung von Nottingham hatten tiefe Spuren hinterlassen, und Roger fühlte sich auf unangenehme Weise an ihren Vater erinnert. Es war fast, als hätte sich sein Geist aus dem Grab erhoben, um ihn heimzusuchen. Huons scharfe Züge waren erschlafft, geplatzte Äderchen durchzogen seine Wangen, und seine Mundwinkel hingen nach unten, während er die feuchte Unterlippe ständig mürrisch vorschob. Will, dunkelhaarig und
übergewichtig, lehnte sich ein Stück vom Tisch weg, eine Haltung, die seine generelle Einstellung zum Leben und zum Lösen von Problemen widerspiegelte. Die Brüder gaben ein wenig anziehendes Paar ab.
    Sonnenstrahlen fielen durch das offene Fenster auf den Tisch und tauchten die darauf liegenden Dokumente und Listen in einen goldenen Schein. Ein Schreiber hielt sich mit Tintenfass, Feder und einem Pergamentbogen etwas abseits zur Verfügung.
    »Ich bin nur meiner Mutter zuliebe hier – und um

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