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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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gehe nach London«, teilte Will Gundreda und Huon mit und wappnete sich für eine Schimpftirade. Als kleiner Junge hatte er seinen Kopf in den Händen geborgen oder war geflüchtet und hatte sich versteckt, wenn sein Vater oder Huon einen Wutanfall bekommen hatten. Doch um der Zukunft seines Sohnes willen würde er sich diesmal behaupten. Es war erstaunlich, wie viel Kraft man aus dem Anblick eines kleinen, mit einem Spielzeugschwert über den Rasen laufenden Jungen schöpfen konnte.
    »Du gehst nirgendwo hin«, fuhr Huon ihn an. »Ich bin das Oberhaupt dieser Familie, und ich verbiete es dir. Du wirst nicht die dungverschmierten Stiefel dieses Hurensohnes küssen, der sich Earl of Norfolk nennt!«
    Huon war während der letzten drei Tage größtenteils betrunken gewesen – seit er eingewilligt hatte, auf Rogers Angebot einzugehen und alle Ansprüche auf die Grafschaft aufzugeben. Er schien sich einzubilden, dass er seine Zustimmung zunichtemachen konnte, indem er seine Sinne mit Wein benebelte, und weigerte sich zu begreifen, dass ihnen allen gar nichts anderes übrig geblieben war. John of Mortain würde in London gekrönt werden, und dann würde ihr Halbbruder die Grafschaft Norfolk und alle seine Landsitze zugesichert bekommen. Huon hätte die Vereinbarung bestätigen sollen, hatte es aber vorgezogen, stattdessen eine Karaffe Wein nach der anderen zu leeren.
    »Ich treffe meine eigenen Entscheidungen«, gab Will zurück. »Ich habe mich mit dem abgefunden, was ich nicht ändern kann, und muss jetzt das Beste daraus machen. Mit Katzbuckeln hat das nichts zu tun.«
    »Du bleibst hier.« Huon stolperte zu der Karaffe, um sich nachzuschenken.
    »Huon …«, mischte sich Gundreda ein, die mit einer nicht
angerührten Näharbeit im Schoß in einer Ecke neben dem Feuer saß. »Regle das, wenn du nüchtern bist. Du hast so viel Wein in dich hineingeschüttet, dass du nicht mehr klar denken kannst.«
    Huon fuhr zu ihr herum.
    »Vielleicht möchte ich auch gar nicht klar denken können, Mutter. Vielleicht wären wir nicht in diese Lage geraten, wenn du früher mehr für uns getan hättest.« Gundreda senkte den Kopf und gab einen leisen, verzweifelten Laut von sich.
    Will musterte seinen Bruder voller Verachtung. Er hatte in der letzten Zeit viel nachgedacht und vermochte Huon jetzt mit der Klarheit zu beurteilen, die diesem in seinem trunkenen Zustand fehlte.
    »Wenn du dir früher mehr Mühe gegeben hättest, die Leute, auf die es ankommt, davon zu überzeugen, dass du ein würdiger Anwärter auf Titel und Grafschaft bist, dann wäre die Sache vielleicht anders gelaufen«, entgegnete er angeekelt. »Direkt nach dem Tod unseres Vaters stand gar nicht eindeutig fest, dass die Wahl auf Roger fallen würde, aber in der Zeit danach hat Roger sich bewährt und du dich nicht!« Das waren für Wills Verhältnisse ungeheuerliche Worte, und als sie über seine Lippen kamen, spürte er, wie sie sich wie eine giftige Wolke ausbreiteten.
    Huon erschauerte, und sein Gesicht wurde aschgrau, als habe Wills Ausbruch ihm die Luft aus den Lungen gesogen. Er öffnete und schloss den Mund, brachte aber keinen Ton heraus.
    »Ich bin hier fertig.« Will schritt zur Tür. »Ich gehe nach London, und das ist das Ende dieses leidigen Streits.«
    Huon stürzte sich auf ihn, packte seinen Arm und riss ihn herum.
    »Kehr mir nicht den Rücken zu, du rückgratloser Feigling!«
    Will schüttelte ihn unwirsch ab.
    »Ich kann mich der Realität stellen«, gab er zurück. »Ich bin lange genug in deinem Schatten gestanden. Jetzt mache ich mich nicht mehr klein.«
    Von einer Welle der Entschlossenheit getragen schob er den Riegel zurück, stapfte die Außentreppe hinunter und rief nach seinem Pferdeknecht. Hinter sich hörte er Huon fluchen und dann einen gurgelnden Würgelaut von sich geben. Will fuhr herum und sah seinen Bruder oben auf der Treppe schwanken. Vor seinen vor Entsetzen geweiteten Augen taumelte Huon und presste eine Hand gegen seine Brust.
    »Eher bringe ich dich …« Die Drohung wurde nie vollendet, denn er fiel wie ein Sack Kohl auf die Stufen, rollte die erste hinunter, kippte über die Kante und schlug zwanzig Fuß tiefer im Hof auf.
    Will stockte der Atem. Einen Moment lang vermochte er sich nicht von der Stelle zu rühren, dann stolperte er, Huons Namen und nach Hilfe rufend, die restlichen Stufen hinunter. Als er Huon erreichte, war das Leben schon aus seinem Bruder gewichen. Seine Lippen waren blau angelaufen, das Gesicht

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