Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
unterstützen, weil Ihr bei seinen Anhängern über wenig Einfluss verfügt. Er ist eine Marionette des französischen Königs.« Er bedachte William mit einem wissenden Blick. »Der Preis für Eure Loyalität gegenüber John dürfte die Grafschaft Pembroke sein.«
William erstarrte einen Moment, dann lachte er leise. Roger sah seine weißen Zähne aufblitzen.
»Ah, Mylord, ich bewundere Euren Scharfsinn. Meine Frau sagte dasselbe, und ich warnte sie, dass wir uns auf gefährlichem Boden bewegen. Isabelle meint, wir hätten ein Anrecht auf Pembroke, weil es zu Zeiten König Henrys ihrem Vater gehört hat, aber wenn man sich von einem König bestechen lässt, ist man ihm verpflichtet, und das kann unangenehme Folgen haben, nicht wahr?«
Roger zuckte die Achseln.
»Worin besteht die Alternative?«
William blickte über die Brustwehr hinweg.
»Meine Tochter hat in Longueville ihre Puppe von der Burgmauer fallen lassen, sie wollte sehen, was passiert. Sie landete in der Schweinesuhle, und als sie sie herausholen wollte, wurde
sie so schmutzig wie die Schweine selbst. Die Frauen haben fast den ganzen Nachmittag gebraucht, um sie zu waschen, und die Puppe war ruiniert.« Ein belustigter Unterton schwang in seiner Stimme mit. »Aber sie hat aus der Erfahrung gelernt.«
»Keine Puppen über die Mauer zu werfen?« Auch Roger lächelte, weil er an seine eigenen Töchter denken musste, aber er wusste auch, dass hinter der Anekdote noch mehr steckte.
»Nein, sie nicht fallen zu lassen, wenn sich genau unter ihr eine Schweinesuhle befindet. Man kann ein Risiko eingehen, aber man muss seinen gesunden Menschenverstand nutzen und die Folgen für alle Betroffenen bedenken.«
Roger strich sich nachdenklich über das Kinn. Nach langem, aber nicht unbehaglichem Schweigen sagte er:
»Ihr ratet also dazu, John als König zu akzeptieren? Ist das Eure Vorstellung davon, nicht in einer Jauchegrube zu landen?«
»Wohl kaum, Mylord Bigod, aber es ist das Beste, was wir tun können. Wenn Arthur auf den Thron kommt, stecken wir ganz tief in besagter Jauche, glaube ich.« Er stieß sich von der Brustwehr ab und sah Roger eindringlich an. »Was ist denn Euer Preis, Mylord? Mir ist Eure Zurückhaltung während der ersten Verhandlungsrunde nicht entgangen. Chester meinte zu mir, Ihr würdet wie üblich alles für Euch behalten und Euch unter Eurem Hut verbergen.«
Roger lächelte.
»Meine Forderungen sind bescheiden genug. Ich will, dass meine Ländereien mir zugesichert werden und kein Geld mehr für etwas zahlen, das rechtmäßig mir gehört.«
William nickte.
»Das verstehe ich.«
»Ferner möchte ich, dass der König alle meine Titel anerkennt.« Roger strich über seine Hutkrempe. »Und er soll mir schriftlich bestätigen, dass mein Schildpfennig aus der Abgabe
für sechzig Ritterlehen besteht, so wie zu Zeiten meines Vaters.«
Williams Brauen schossen in die Höhe. Roger blieb gelassen. Er wartete darauf, dass William erwiderte, die Grafschaft Norfolk sei drei Mal so viel wert, wenn man die Landsitze in Yorkshire miteinbezog. Aber William sagte nur gleichmütig:
»Ihr verlangt nicht wenig, Mylord.«
»Das finde ich nicht«, entgegnete Roger. »Zwölf Jahre lang habe ich in einer Halle ohne jegliche Verteidigungsanlage von Brosamen gelebt, während ich auf ein gerechtes Urteil gewartet habe. Ich verlange nur, was mir zusteht.«
William neigte zustimmend den Kopf, aber Roger sah ihm an, dass der Earl of Norfolk seiner Meinung nach einen sehr hohen Preis für sich forderte.
»Die letzte Entscheidung liegt nicht bei mir, aber ich kann Euch dasselbe zusichern, was Chester und Ferrers angeboten wurde.«
»In diesem Fall, Mylord, stehe ich auf der Seite von Lord John – wenn meine Bedingungen erfüllt werden.«
»Dann danke ich Euch. Wir müssen das Beste aus der Situation machen, und es gibt niemanden, bei dem ich mehr darauf vertrauen würde, dass er in den kommenden Zeiten gerechte und verständnisvolle Urteile fällt.«
Sie schüttelten einander nach Soldatenart die Hände und tauschten den Friedenskuss; beide durch Worte gebunden, die nicht ausgesprochen zu werden brauchten. Roger war froh, dass er die Angelegenheit geklärt hatte, beschloss aber dennoch, Vorsicht walten zu lassen. Er würde so bald wie möglich seine Landgüter sichern und die Einkünfte daraus steigern, um die Arbeiten an der Burg voranzutreiben, bis Framlingham uneinnehmbar war. Er vertraute William Marshal, aber dasselbe galt nicht für John.
»Ich
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