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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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geschlagen
als ihr ein Kompliment gemacht. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, als wäre sie ein törichtes junges Mädchen mit einem Haufen dummer Träume.
    »Ich muss darüber nachdenken«, wich sie aus, wohl wissend, dass er ihre Abwehr durchbrochen hatte.
    »Natürlich, aber ich hoffe, Ihr erweist mir die Ehre.«
    Er verabschiedete sich mit einer kleinen Verbeugung. Gundreda blieb in der muffigen, staubigen Kammer zurück. Tränen brannten in ihren Augen und rollten über ihre Wangen.
    »Countess?«, fragte ihre Zofe besorgt.
    Gundreda wischte sich mit ihrem Ärmel über das Gesicht.
    »Ich habe es mir anders überlegt«, sagte sie. »Hol die Wäscherin zurück und gib ihr dieses Hemd. Ich will es so weiß wie frisch gefallener Schnee und mit geflicktem Riss zurückbekommen.«

6
    Winchester,
August 1177

    Ida saß auf einer sonnenüberfluteten Bank in einer Ecke des Hofes und nahm ihre Stickarbeit aus ihrem Nähkorb. Sie arbeitete an einem Fußbankbezug mit einem Muster aus Farnblättern und kleinen roten Pimpernellen. In eine Ecke hatte sie einen kleinen braunen Hasen gestickt, der zwischen dem Farn hervorspähte, in die andere einen Jagdhund, und sie freute sich über den gelungenen Effekt. Neben ihr säumte Goda ein Hemd.
    Henry, der an einem Abszess am Bein litt, durfte seine Kammer
nicht verlassen. Vor einigen Jahren hatte ihn das Pferd eines Tempelritters mit dem Huf am Oberschenkel getroffen und den Knochen beschädigt, und ab und an verwandelte sich die alte Verletzung in eine eiternde Wunde. Sein Arzt hatte ihm Ruhe verordnet und darauf bestanden, dass das Bein mit Umschlägen behandelt und hochgelegt werden musste, damit der Eiter abfließen konnte. Henry hatte in die Normandie segeln wollen, um sich dort um dringende Angelegenheiten zu kümmern, aber bis die Wunde verheilt war, blieb ihm nichts anderes übrig, als in Winchester zu bleiben, weshalb er permanent schlechter Laune war. Zu Idas Erleichterung war er auch nicht in der Stimmung für die Freuden des Bettes, aber sie wusste, dass sie jeden Moment zu ihm gerufen werden konnte. Dann musste sie ihm seinen Schemel zurechtrücken, sein Kissen aufklopfen, ihm vorsingen oder nur bei ihm in seiner Kammer sitzen, aber im Augenblick genoss sie die Sonne, während sie sich mit ihrer Stickerei beschäftigte.
    Als sie Hufschlag hörte, blickte sie auf und sah Roger Bigod mit einigen Gefährten in den Hof reiten. Er schwang sich mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Sattel, und ihr stockte der Atem, als er über eine Bemerkung eines seiner Kameraden lachte. In der Zeit, seit er bei Hof war, hatte sie ihn selten in gelöster Stimmung erlebt, und sein Lächeln kam einer Offenbarung gleich. Geschickt ließ er die Hände über Hals, Brust und Schultern des Pferdes gleiten. Während sie zusah und lauschte, wurde Ida klar, dass der Graue nicht ihm gehörte, sondern er ihn für einen der anderen Männer untersuchte und die ganze Gruppe gespannt auf sein Urteil wartete. Er hob das Vorderbein des Grauen an und inspizierte den Huf, bevor er ihn absetzte und zurücktrat, um das Tier konzentriert mit gerunzelten Brauen zu betrachten.
    »Ich hoffe, Lord Bigod dreht sich um, bevor jeder das Loch
sieht, das Ihr ihm mit den Augen in den Rücken brennt«, bemerkte Goda mit einem warnenden Unterton in der Stimme.
    Ida richtete den Blick schuldbewusst auf ihre Arbeit. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    Goda schüttelte den Kopf.
    »Sobald er auftaucht, starrt Ihr ihn an, als wärt Ihr am Verhungern und er die rettende Nahrung.«
    Ida wand sich innerlich vor Verlegenheit.
    »Das tue ich nicht!«
    »Vielleicht übertreibe ich ein wenig, aber in Eurem Blick liegt Hunger, auch wenn Ihr das nicht zugeben wollt.«
    Ida biss sich auf die Lippe und gab keine Antwort, denn Goda hatte Recht. Sie fand Roger Bigod ungemein attraktiv.
    »Trotzdem denke ich, dass Ihr sicher seid, weil er zu den Männern gehört, die, was Frauen betrifft, nicht sehen, was sich vor ihrer Nase abspielt«, fuhr Goda fort. »Oder er will es nicht zur Kenntnis nehmen. Er turtelt nie mit den Damen bei Hof, egal welchen Rang sie bekleiden.«
    Das stimmt, dachte Ida, als sie einen neuen Faden einfädelte. Soweit sie gesehen hatte, beobachtete Roger Bigod die Unterhaltungen des Abends meistens nur still, und wenn er sich daran beteiligte, dann mit äußerster Vorsicht. Deswegen entzückte es sie auch so sehr, dass sie ihn jetzt in seinem ureigenen Element betrachten konnte. Etwas mutwillig fragte

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