Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
Montfiquet gezüchtet.«
»Ein Geschenk, das in der Tat eines Königs würdig ist. Ich habe nur Gutes von den Bigod-Vollblütern gehört. Darf ich?«
Roger nickte zustimmend. William befahl einem Stallknecht, seine eigenen Pferde zu halten, und trat zu ihm und untersuchte die goldfarbene Stute. Er strich mit Kennerhänden über Schultern und Rumpf, prüfte das Gebiss, hob die Hufe an und trat dann zurück, um das ganze Pferd zu betrachten.
»Vermutlich habt Ihr kein anderes Tier dieser Güte auf Euren Koppeln?«, fragte er.
»Ich habe ein Jährlingsfohlen, das von denselben Eltern abstammt«, erwiderte Roger. »Es ist dunkler als diese Stute – bernsteinfarbenes Fell mit rötlichen Flecken.«
»Ist es schon vergeben?«
»Noch nicht«, entgegnete Roger. »Wenn Ihr interessiert seid, werde ich an Euch denken.«
William sagte, er sei in der Tat interessiert, und Roger vermied es, sich zu erkundigen, ob er über die nötigen Mittel für einen solchen Kauf verfügte. Der Marschall mochte kein Land sein eigen nennen, aber seine Kleidung und Ausrüstung sprachen für sich. »Euer Schlachtross ist ein herrliches Tier.«
»Nicht wahr?« William blickte ein wenig selbstgefällig drein. »Bestes Blut aus der Lombardei.«
Jetzt war es an Roger, Williams Pferd zu untersuchen und Fragen zu stellen, und zwischen den beiden Männern entwickelte sich rasch eine ungezwungene Kameradschaft. Roger
hatte halb erwartet, dass der Marschall seinem Herrn, dem jüngeren Henry, glich, der zwar als charmant, aber auch oberflächlich galt. Charme war bei William in der Tat vorhanden, aber mit Stärke und geistiger Tiefe gepaart. Roger vermochte Menschen genauso gut einzuschätzen wie Pferde. William Marshal würde nicht wegen Mangels an Zähigkeit und Ausdauer auf der Strecke bleiben, dachte er, aber bei seinem Herrn würde er beides auch brauchen.
Von der anderen Seite des Raumes aus beobachtete Ida Roger Bigod, der sich mit einer Gruppe von Männern unterhielt, zu denen auch William Marshal und Henrys Erbe, der junge König, gehörten. Letzterer wurde so genannt, weil er schon zu Lebzeiten seines Vaters gekrönt worden war, um die Thronfolge zu sichern.
Sie hatte Rogers Anwesenheit bei Hof vermisst. Ohne die prickelnden kleinen Flirts hatte sich die Zeit endlos hingezogen. Viele andere Männer hätten nur allzu gerne mit ihr kokettiert, aber Ida fühlte sich nicht zu ihnen hingezogen, und es erschien ihr zu gefährlich, auf ihre auffordernden Blicke einzugehen. Bei Roger wusste sie, dass er nicht über ein flüchtiges Lächeln oder ein paar Worte im Vorübergehen hinausgehen würde, bei anderen hatte sie diese Gewissheit nicht. Allerdings hatte ihr Roger seit seiner Ankunft keinerlei Beachtung geschenkt, er war zu tief in Männergespräche verstrickt. Sie vermutete auch, dass er sie aufgrund des Prinzips mied, dass derjenige, der sich zu nah an das Feuer begab, sich leicht verbrennen konnte. Aber sich am Rauch der Flammen ein wenig zu wärmen konnte doch nichts schaden – oder?
Entschlossen, sich zu unterhalten, gesellte sich Ida zu den anderen Damen und sah einer Akrobatentruppe zu, die an an einem Balken hängenden Stangen und Seilen Kunststücke vorführten.
Ihre prächtigen Kostüme waren mit bunten Seidenbändern und Quasten geschmückt. Einem Mann flossen zahlreiche blaue Bänder über die Schultern, die Ida besonders gut gefielen. Sie bewunderte die Anmut der Akrobaten, ihre eleganten Gesten und die perfekte Koordination ihrer Bewegungen. Die Frauen kicherten und tuschelten über die zur Schau gestellten Muskeln.
Unter den Zuschauerinnen befanden sich auch Marguerite, die Frau des jungen Königs und Tochter von König Louis von Frankreich, sowie ihre Schwester Alais, die mit Prinz Richard verlobt war, obwohl niemand wusste, wann die Hochzeit denn nun stattfinden würde, was Anlass für viel Klatsch und Tratsch gab. König Louis bestand darauf, dass das Paar rasch vermählt wurde, und Henry erfand ständig neue Ausreden, denn falls sich ein besserer Bewerber fand, konnte eine Verlobung leichter gelöst werden als eine Ehe. Er hatte schon einen Sohn nach Frankreich verheiratet, und Ida hatte gehört, wie er andeutete, dass eine Verbindung, die seine Besitztümer in Poitou und Aquitanien sichere, langfristig politisch sinnvoller sei.
Alais war schlank und hübsch, hatte glattes braunes Haar, eine Stupsnase und einen breiten, lachenden Mund. Ihre Schwester Marguerite wirkte im Vergleich zu ihr plump und ernst. Unter ihren
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