Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
sich, um zu vergessen und den frischen Wunden Zeit zu geben, zu vernarben, bis man sie ertragen konnte. Aber er war kein junger Ritter mehr, er hatte eine Befehlsposition inne, und sich sinnlos zu betrinken kam für ihn nicht länger in Frage.
Er hatte nach den Gefangenen gesehen, dafür gesorgt, dass sich jemand um sie kümmerte und ihre Wunden versorgte, hatte sich dabei eingeredet, dies geschähe, damit sie überlebten und den Siegern ein Lösegeld einbrachten, aber in Wahrheit steckte mehr dahinter. Genug war genug, und einen bereits am Boden liegenden Mann auch noch zu treten erinnerte ihn zu sehr an die Vorgehensweise seines Vaters.
König Henry war triumphierend auf seinem weißen Schlachtross in Châteauroux eingeritten. Er hatte all denen, die gekämpft hatten, um die Burg zurückzuerobern, reiche Belohnungen versprochen. Zumeist hatte er sich dabei auf die Beute bezogen, aber einigen Männern, darunter Roger, darüber hinaus Auszeichnungen zugesagt – Vorzeichen der Dinge, die noch kommen würden. Roger hatte sich nur ein kurzes Aufkeimen von Hoffnung gestattet. Henrys Politik lief darauf hinaus, den Männern nur Brosamen hinzuwerfen und sie ansonsten hungrig zu halten. Roger vermutete, dass die zusätzliche Belohnung in seinem Fall nur noch mehr Arbeit bedeuten würde. Henry wollte sehen, wie viel er ihm aufbürden konnte, bis die Belastungsgrenze erreicht war.
Aufgrund des Klatsches an den Feuern wusste er, dass er in dem Ruf stand, ruhig und umsichtig zu sein und eine Situation sowohl auf dem Schlachtfeld als auch außerhalb desselben gut einschätzen zu können. Ein stets besonnener Mann, der seine Stimme jedoch so einsetzen konnte, dass sie einem Mann durch
Mark und Bein ging, ohne sie erheben zu müssen. Er galt darüber hinaus als gerecht und unparteiisch, und er fragte sich, wann er als Betrüger entlarvt werden würde, denn manchmal drohten ihn die Wut und Ungeduld zu überwältigen, die in ihm tobten.
Unter dem Gejohle der Soldaten an der Tür begann eine Lagerhure, die mit den Männern kokettiert hatte, für sie zu tanzen. Sie schwenkte die Arme über dem Kopf und ließ sie dann sinken und liebkoste verlockend ihren Körper. Dann hob sie die Röcke und gab wohlgeformte Knöchel und sogar einen Teil der Wade frei. Roger starrte sie ebenso an wie der Rest der Männer. Sie war groß und üppig, und selbst unter ihrem formlosen Gewand konnte er die Bewegung ihrer Brüste sehen und den Rest erahnen.
»Mehr!«, rief jemand, dabei warf er eine Münze auf den Tisch. »Lass uns dein Haar sehen!«
Lachend griff sie nach der Münze, dann löste sie die Nadeln aus ihrem Schleier und schüttelte ihre Mähne wilder schwarzer Locken. Sie benutzte den Schleier als Unterlage, sprang auf den Tisch, tanzte dort weiter und hob den Rock höher und höher, bis Waden, Knie und schließlich sogar ihre roten Strumpfbänder am Oberschenkel zu sehen waren. Mit jeder verführerischen Drehung landeten mehr Silberstücke auf dem Tisch, die Aufforderungen der Männer wurden zotiger, und einige besonders kühne streckten sogar die Hände aus und berührten ihre Beine.
»Gottes Blut! «, keuchte Anketil. Seine Augen quollen aus den Höhlen, als sie ein Strumpfband löste und der Strumpf in den Raum flog. Er griff in seinen Beutel und schnippte gleichfalls eine Münze auf den Tisch. »Höher, Dirne, höher! Zeig uns deine Spalte!«
Oliver und Hamo sabberten fast schon. Roger presste die
Lippen zusammen und täuschte Desinteresse vor, doch auch er war nicht immun gegen die Reize der Frau und spürte, wie es in seiner Lendengegend zu pochen begann.
Ihre Macht auskostend spielte die Frau mit ihrem Publikum, ließ ein Stück weißen Schenkels aufblitzen und dann die Röcke wieder fallen. Das Protestgeheul schlug in zustimmendes Röhren um, als sie lachte, sich die Lippen leckte und ihr Gewand am Hals öffnete. Roger schluckte. Seine Kehle war trocken, das Pochen in seinen Lenden verstärkte sich. Er wollte den Blick abwenden, wurde aber wie die anderen auch von der lüsternen Szene gefangengenommen.
Die Brüste der Hure glichen weißen, blau geäderten Kissen mit langen braunen Brustwarzen, und sie hatte offenbar ein kleines Kind, denn als sie eine Brust umfasste und drückte, schoss wie eine Parodie einer Ejakulation Milch heraus.
Hamo Lenveise murmelte leise eine Obszönität, und Anketil verschluckte sich fast. Roger biss die Zähne zusammen und zwang sich, still sitzen zu bleiben, während sich die anderen Männer um
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