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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Augen lagen Schatten. Sie hatte ihrem Mann einen Sohn geboren, der kurz nach der Geburt gestorben war, und einen zweiten während der Schwangerschaft verloren. Zwischen ihr und ihrem oberflächlichen jungen Mann stand es nicht zum Besten, und obwohl sie lachend in die Hände klatschte, sah Ida ihr an, dass sie es den anderen zuliebe tat, und tiefes Mitgefühl stieg in ihr auf.
    Der junge König trat zu den Frauen, um die Vorstellung ebenfalls zu verfolgen. Idas Magen vollführte seine ganz eigene Akrobatik, als Roger Bigod und William Marshal es ihm gleichtaten.
Roger wechselte einen kurzen Blick mit ihr und neigte vor ihr und den anderen Frauen höflich den Kopf.
    »Was meint Ihr, Mylord Bigod?«, fragte Ida, den Blickkontakt nutzend. »Sind sie nicht ungewöhnlich geschickt?«
    »In der Tat, Demoiselle. Ich wünschte, ich wäre auch so wendig und geschmeidig.«
    »Das seid Ihr, wenn Ihr zu Pferd sitzt, Mylord.«
    Er lächelte wehmütig.
    »Das ist schwerlich dasselbe. Ich müsste knochenlos sein, um diese Kunststücke fertigzubringen.«
    Ida sehnte sich danach, seinen Arm zu berühren und eine spielerische Bemerkung zu machen, wagte es aber inmitten eines so aufmerksamen Publikums nicht.
    William Marshal schritt zu den Stangen und Seilen und betrachtete sie nachdenklich. Er war so groß, dass er nur den Arm heben musste, um sie zu erreichen.
    »Na los, Marshal«, drängte der junge König. »Versucht es, ich fordere Euch heraus. Wir wollen einmal sehen, wie gut Ihr seid.«
    William drehte sich lachend zu seinem Herrn um.
    »Habe ich mich schon ein Mal einer Herausforderung nicht gestellt, Sire?« Er bestäubte sich die Hände mit der Kreide, die die Akrobaten benutzten, ehe er eine der Stangen packte und sich daran emporzog.
    Der Akrobat mit den blauen Bändern – der Anführer der Truppe – erkannte eine goldene Gelegenheit, wenn sich ihm eine bot, und nutzte Williams Beteiligung an der Vorstellung nach Kräften aus. Als sie den Marschall wie eine Fledermaus in ihrer Höhle kopfüber an der Stange hängen sah, begann Ida zu lachen, bis ihre Seiten schmerzten. Obwohl der Ritter hochgewachsen und kräftig gebaut war, war er athletisch und muskulös. Neben ihr kicherte Roger, entspannte sich merklich
und lehnte sich zu ihr, bis sich ihre Schultern fast berührten.
    »Jetzt seht Ihr, warum er bei Turnieren so erfolgreich ist«, raunte er ihr zu. »Und bei Hof.«
    »Mag sein, aber das Ganze kommt mir ziemlich gefährlich vor.«
    »Er würde es nur als Herausforderung bezeichnen, und er liebt Herausforderungen, wie Ihr ja eben gehört habt.«
    »Und wenn Euch jemand herausfordern würde?«, fragte Ida mutwillig.
    Einen Moment lang versank sie in seinem eindringlichen Blick.
    »Das käme auf die Art der Herausforderung an«, gab er zurück, wandte sich ab und begann zu klatschen, als der Anführer der Akrobaten William ein flaches Brett zwischen die Zähne schob, auf dem er rechts und links ein paar kleine blaue Tassen balancieren musste. »Ich würde hoffen, ihr gewachsen zu sein.«
    Die letzte Tasse wurde auf das Brett gestellt, und der Akrobat wandte sich dem Publikum zu, das applaudierte und anerkennende Pfiffe ausstieß. Tassen und Brett wurden entfernt, und William kam hochrot im Gesicht mittels eines Saltos auf dem Boden zu stehen. Grinsend zeigte er seine starken weißen Zähne und den kräftigen Kiefer, der ihm so gute Dienste geleistet hatte, und bedankte sich für den Beifall mit Verbeugungen und Gesten. Der junge König schlug ihm auf den Rücken und drückte einen Becher mit Wein in seine kreidebestäubte Hand. Mehrere Frauen drängten sich vor, darunter auch Prinzessin Alais, aber Marguerite blieb zurück. Ida entging der Ausdruck in ihren Augen nicht, mit dem sie den Marschall betrachtete. Er stimmte sie nachdenklich.
    Das Gelächter ebbte ab, als sich der König zu der Gruppe gesellte und alle sich verneigten.
    »Ihr verfügt über zahlreiche Talente, Messire Marshal«, sagte Henry. Sein Ton klang freundlich, aber Ida spürte seine innere Anspannung. Seit sein ältester Sohn bei Hof eingetroffen war, war er ständig auf der Hut. Die Unterströmungen waren so stark, dass jeder sich angestrengt bemühte, Wasser zu treten. »Ich kann gut verstehen, warum mein Sohn Euch so schätzt.«
    William Marshal verneigte sich noch tiefer und lächelte. »Ich bin es gewöhnt, Risiken einzugehen.«
    Henry grunzte.
    »Daran hege ich keinen Zweifel.« Dann wandte er sich an die versammelte Menge. »Ich möchte meinen

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