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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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»Die Geburt war sehr anstrengend für Euch, aber dafür ist es auch ein Prachtjunge geworden.«
    Ida sah das runzlige kleine Geschöpf an, das in ihrer Ellbogenbeuge ruhte. Sein Haar war dunkel und feucht, seine Augen wiesen eine undefinierbare Farbe wie die einer jungen Katze auf. In dem Schwung seiner Brauen und der Form seiner Nase erkannte sie Henry wieder, seine Hände glichen den ihren – winzig und perfekt. Tränen brannten in ihren Augen. Sie war so entsetztlich müde.
    »Ein schönes, gesundes Baby«, stellte Dame Elena fest. »Er hat eine kräftige Stimme und alles, was ein Mann haben muss.« Sie kicherte leise.
    Ida rang sich ein Lächeln ab, obwohl sie nicht aufhören konnte zu weinen.
    »Ja, ja, alle jungen Mütter müssen nach der Geburt weinen«, tröstete die Hebamme. »Das vergeht. Ihr seid zwar nicht sehr groß, aber stark. Macht Euch keine Sorgen. Alles wird gut.«
    Die Frauen kümmerten sich um die Nachgeburt, wuschen Ida, machten es ihr so bequem wie möglich, legten das Baby in eine Wiege neben dem Bett und entfernten sich, um sie schlafen zu lassen.
    Als sie erwachte, war es dunkel. Die Fensterläden waren geschlossen, die Kerzen in den Wandhaltern entzündet worden. Das Weinen eines Babys jagte einen Stich durch ihren schmerzenden Körper. Dies war ein neues Geräusch in ihrem Leben, eines, an das sie sich erst noch gewöhnen musste. Das Weinen ihres Sohnes. Als sie eine leise, beruhigende Männerstimme
hörte, richtete sie sich auf und sah Henry mit dem Baby in den Armen neben dem Bett stehen. Er hatte es aus seiner Decke gewickelt, um es sich anzusehen, und auf seinem Gesicht lag ein breites, bewunderndes Lächeln.
    Durch das Rascheln des Bettzeugs aufmerksam geworden, drehte er sich zu ihr um.
    »Du hast mir ein großes Geschenk gemacht, Liebes«, sagte er. »Einen Sohn, einen neuen Sohn!« Er streichelte die weiche Wange des Babys. »Ha, er hat meine Nase, siehst du?«
    Ida nickte lächelnd, obwohl sie sich völlig ausgelaugt fühlte und schon wieder mit den Tränen kämpfte. Ihr Kinn zitterte, und sie biss die Zähne zusammen. Henry beugte sich über das Bett, um ihr gleichfalls über die Wange zu streichen. »Er ist ein gesundes, kräftiges Baby und wird einmal ein großer Mann werden. Dafür werde ich sorgen, das verspreche ich dir. Ich kümmere mich um euch beide. Du brauchst dir um nichts Sorgen zu machen.«
    Das Greinen des Babys wurde lauter, und Henry war sichtlich erleichtert, es der Hebamme zurückgeben zu können. Dame Elena hüllte es wieder in die Decke.
    »Seht jetzt, ob er trinkt, Mistress.« Sie half Ida, sich aufzusetzen und das Kind an die Brust zu legen, ohne dass Henry den Blick von den beiden wandte. Der Kleine zappelte einen Moment, dann folgte er seinem Instinkt und fand ihre Brustwarze. Sofort wurde er ruhig und begann zu saugen, wobei sich vor Anstrengung eine kleine Furche zwischen seinen Brauen bildete. Ida betrachtete ihn. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass er aus ihrem Körper gekommen, sein Leben durch eine Sünde entstanden war. Seine Verletzlichkeit rührte sie zutiefst.
    »Er wird morgen beim ersten Tageslicht getauft«, verkündete Henry. »Die Countess de Warenne und Eva de Brock werden
seine Patinnen, Geoffrey FitzPeter und der Dekan von York seine Paten. Dein Bruder wird deine Familie repräsentieren.« Er verfolgte fasziniert, wie das Baby trank.
    »Ich möchte ihn William nennen, nach meinem Urgroßvater.«
    »Wie Ihr wünscht, Sire.« Ida fand, dass ein Name so gut war wie der andere.
    Henry lächelte.
    »Eine passende Wahl. Mein Vorfahr wurde auch unehelich geboren und stieg aus eigener Kraft und dank der Gnade Gottes erst zum Herzog und dann zum König auf. Unser Sohn mag kein Prinz sein, aber in seinen Adern fließt königliches Blut, und in diesem Bewusstsein wird er erzogen werden.«
    Ida hätte am liebsten gleichzeitig gelacht und geweint. Ihre Gefühle schwankten zwischen Freude und Verzweiflung, doch sie wusste, dass sie um ihrer selbst und des Bündels in ihren Armen willen die Kraft aufbringen musste, ihr inneres Gleichgewicht wiederzuerlangen.

    Ida nahm ihren Sohn auf den Arm und lachte, als er versuchte, nach dem Ende ihres Zopfes und dem blauen Seidenband zu greifen, das ihn zusammenhielt. Hier, in ihrem Privatgemach, verzichtete sie nun auf die Kopfbedeckung, die sie in der Öffentlichkeit trug, was ihr ein Gefühl von Freiheit verlieh, so als sei das junge Mädchen, das sie einst gewesen war, noch nicht gänzlich

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