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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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haselnussbraune Augen.
    »Gleichfalls, Mistress.« Roger verneigte sich. »Ihr seht gut aus.« Besser als gut, dachte er. Zum Anbeißen.
    »Mir geht es auch gut, Mylord. Und Euch?« Ihre Wangen färbten sich rosig. »Ihr wart lange nicht mehr bei Hof.«
    »Danke, mir fehlt nichts.« Er klopfte seine Kleider ab. »Ich bin etwas mitgenommen von den Strapazen der Reise, aber das lässt sich alles mit Wasser beheben.« Er hörte selbst, wie steif und linkisch seine Stimme klang, und so fühlte er sich auch. Hölzern wie ein Baum. »Ich sollte jetzt gehen«, sagte er. »Ich habe noch einiges zu erledigen.« Er war sich bewusst, dass die anderen Frauen sie beobachteten und hinter vorgehaltener Hand tuschelten. »Ich wollte Euch nicht stören.«
    »Das tut Ihr nicht.« Ida rückte das Baby lächelnd auf ihrer Hüfte zurecht. Es sah ihn an und nuckelte an seinen pummeligen Fingerchen. An seinem Handgelenk prangte ein geflochtenes blaues Band, und es trug ein am Hals mit feinen Stichen besticktes Leinenhemd. »Setzt Euch und nehmt Euch Wein, Ihr müsst Durst haben.«
    Roger schüttelte den Kopf.
    »Danke, Mistress, aber ich muss gehen. Ein andermal vielleicht.« Er verneigte sich vor ihr und wandte sich ab, wobei er sich stumm dafür verwünschte, dass er sich wie ein schüchterner Knabe benommen hatte. Er wusste, dass es vielen Männern leichtfiel, unbefangen mit Frauen zu plaudern, und er beneidete solche wie William Marshal, die immer die richtigen Worte fanden. Der Anblick der lachenden, mit dem Baby spielenden Ida hatte ihn wie ein Schlag getroffen. Sie gehörte Henry, sie war nicht für ihn bestimmt. Er begehrte etwas, das er sich nicht leisten konnte.
    Ida sah ihm nach. Enttäuschung stieg in ihr auf. Sie hätte sich gefreut, wenn er geblieben wäre, aber sie wusste, warum er ihre Einladung abgelehnt hatte. Sogar die Männer, die es wagten, mit ihr zu flirten, waren auf der Hut, weil keiner Henrys Zorn auf sich lenken wollte, und Roger fürchtete sich mehr als alle anderen davor, den König zu verärgern. Sie kehrte zu den Frauen zurück, setzte sich und nahm ihren Sohn auf den Schoß. Ohne auf die Neckereien der anderen und ihr Gekicher zu achten, gab sie dem Baby eine Brotkruste, an der es mit seinen vier Milchzähnchen knabbern konnte. Ein abwesender Ausdruck lag in ihren Augen.

    »Du wolltest mich sprechen«, sagte Goscelin.
    Ida blickte von der Wiegendecke auf, die sie aus Stoffresten von Gewändern nähte. Ein kalter Februarwind wehte durch das Tal von Eure, dennoch kündigte sich der Frühling zaghaft an. Sie hatte ihren Bruder seit dem letzten Sommer nicht mehr gesehen, er hatte nicht bei Hof zu tun gehabt, aber jetzt war er hier, und sie musste die Gelegenheit nutzen, solange sie sich ihr bot. Er war jetzt volljährig, hatte seine ererbten Ländereien erhalten und war somit ein Mann, wenn auch noch ein sehr junger, der seinen Weg im Leben erst finden musste.
    »Ja.« Sie rückte auf der Bank zur Seite, um ihm Platz zu machen. Er streckte die Beine zum Feuer hin. Sie befanden sich in einem der oberen Räume der Burg von Ivry, in dem sich auch noch andere Frauen aufhielten, die sich aber in eine Ecke zurückgezogen hatten, um ihr und Goscelin ein wenig Privatsphäre zu schaffen.
    Baby William trottete mit einem mit Schafwolle gefüllten Lederball in einer Hand auf seinen Onkel zu.
    »Er läuft?« Goscelin lächelte.
    »Er hat kurz vor Weihnachten damit angefangen.« Idas Gesicht
glühte vor Stolz. »Er ist so klug und lernt so schnell. Sprechen kann er auch schon ein paar Worte.«
    »Ball«, bestätigte William die Lobesworte seiner Mutter. »Ball, Ball, Ball.« Beim letzten Ausruf lachte er und warf sein Spielzeug von sich. Goscelin fing es auf und gab es ihm zurück.
    »Der König ist vermutlich vernarrt in ihn«, meinte er.
    »Nun ja«, entgegnete Ida vorsichtig. Henry ließ sich nicht sehr oft in der Kinderkammer blicken, vergaß seinen Sohn aber nicht. Wenn er ihn besuchen kam, zeigte er sich von dem Kind immer fasziniert und belustigt. Und er war sichtlich stolz auf William.
    »Was stimmt denn nicht?«, wollte Goscelin wissen.
    Ida schüttelte den Kopf.
    »Nichts, aber ich muss dich um einen Gefallen bitten.«
    Goscelin hob den Ball auf, als das Baby ihn erneut fallen ließ, und vollführte mit der anderen Hand eine auffordernde Geste.
    »Sprich schon. Du weißt, dass ich dir helfen werde, wenn ich kann.«
    Jetzt, wo sie ihr Anliegen zur Sprache gebracht hatte, blieben Ida die Worte im Halse stecken. Sie

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