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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Beweis zu stellen, nie nachgelassen, obwohl sich sein Erbschaftsstreit nun schon vier Jahre hinzog. Er hatte sich weder darüber beklagt, dass der dritte Penny der Grafschaft in die Truhen des königlichen Schatzmeisters statt in die seinen floss, noch hatte er etwas über den Verlust des Einkommens aus den umstrittenen Ländereien verlauten lassen, der sich auf mehrere hundert Pfund pro Jahr belief. Doch Henry vermutete hinter der gleichmütigen Fassade ein Feuer, das irgendwann einmal aufflammen würde. Wenn er Ida Roger zur Frau gab und Roger sich gegen ihn auflehnte, würde sie in den Aufstand mit hineingezogen werden, und das wollte er vermeiden. Andererseits konnte Ida ein Mittel sein, ihn ruhig zu halten, vor allem, wenn er ihm einige der von der Krone verwalteten Landsitze in East Anglia als Hochzeitsgeschenk überließ. Er musterte Goscelin scharf, der sich bemühte, den glatten, undurchsichtigen Höfling zu spielen, was ihm gründlich misslang.
    »Ihr habt mir da einen interessanten Vorschlag unterbreitet«, sagte er. »Aber auch einen gewichtigen, über den ich erst eingehender nachdenken muss, bevor ich eine Entscheidung treffen kann. Ich lehne nicht gleich ab, bin aber auch nicht bereit, Euch hier und jetzt eine Zusage zu geben.«
    »Ich verstehe, Sire.« Goscelin verneigte sich.
    Henry blickte die hinter ihm stehenden Bittsteller an, die darauf warteten, ihm Geschenke zu überreichen, damit er ihnen Gehör schenkte.
    »Wir sprechen noch einmal darüber«, sagte er und verdrängte die Unterhaltung vorerst in einen der hinteren Winkel seines Gedächtnisses.

    Unter Hodiernas Aufsicht zerstieß Ida die Ingredenzien für ein Haarwasser in einem Mörser – getrocknete Rosenblütenblätter, Wasserkresse, etwas Muskat und gemahlene Zyperngraswurzel. Ein wundervoller, frischer und sauberer Duft mit unterschwelliger würziger Wärme stieg von dem Mörser auf.
    »Jetzt gib das Rosenwasser hinzu«, wies Hodierna sie an. »Aber langsam, Löffel für Löffel.«
    Ida tat, wie ihr geheißen. Sie liebte diese Art von Arbeit, die sie perfekt beherrschte, da ihr alle praktischen Tätigkeiten gut von der Hand gingen. Hodierna gab oft ihr Wissen an sie weiter und lehrte sie Rezepte – obwohl sie das Mittel, für das sie eine tote Eidechse brauchte, nicht allzu oft zuzubereiten gedachte, auch wenn es dunkle Zöpfe dicht und schimmernd wirken lassen sollte. Heute mischte sie ein pflegendes Wasser, das in gewaschenes und getrocknetes Haar gekämmt wurde.
    »Ja, genau so, sehr gut«, lobte Hodierna. »Jetzt musst du …« Sie blickte auf. »Du hast Besuch, Ida.«
    Ida drehte sich um, sah Goscelin auf sich zukommen und begann schneller zu atmen. Hodierna knickste und zog sich taktvoll zurück.
    Ida filterte ihre Mischung sorgfältig durch ein Leinentuch in eine andere Schüssel. Sie bemühte sich, gelassen zu erscheinen, obwohl seine Miene ihr schon verriet, was er ihr gleich sagen würde.
    »Er hat abgelehnt, nicht wahr?«, flüsterte sie.
    Goscelin spähte in das Tuch und schnupperte an der aromatischen braunen Flüssigkeit.
    »Nicht direkt. Er sagte, er brauche Zeit zum Nachdenken.«
    Ida drehte das Tuch zusammen und presste die letzten Reste heraus.
    »Das ist so gut wie ein Nein oder bedeutet zumindest, dass er sehr lange darüber nachdenken wird.« Einen Moment lang
brannten ihre Augen, und sie musste hart schlucken. Was hatte sie denn erwartet?
    »Ich glaube, er meint, was er sagt«, entgegnete Goscelin ernst. »Es kam nur überraschend für ihn – und es gefällt ihm nicht, dass es ausgerechnet Roger Bigod sein soll. Er traut ihm nicht.« Seine Miene hellte sich auf. »Aber er hatte nichts dagegen einzuwenden, dass ich einen Mann für dich suche. Mach dir deswegen keine Sorgen.«
    Ida presste die Lippen zusammen. Wenn sie an die Barone und Ritter bei Hof dachte, würde sie lieber eine Konkubine bleiben, als einen von ihnen zu heiraten.
    »Ich bin froh, dass er nicht generell gegen eine Heirat ist«, meinte sie nach einem Moment. »Aber ich will nicht vom Regen in die Traufe geraten.«
    Goscelin straffte die Schultern.
    »Es gibt noch andere Männer als Roger Bigod, Schwester. Er ist nicht der einzige in Frage kommende Kandidat.«
    »Mag sein, aber ich werde keinen Mann heiraten, nur weil er gerade verfügbar ist.«
    Ihr Bruder wirkte sichtlich gekränkt.
    »Du warst diejenige, die sich über ihr Schicksal beklagt hat. Wenn du nur Roger Bigod willst und sonst keinen, kannst du unter Umständen sehr lange auf eine

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