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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Umständen die Beherrschung zu wahren, noch nicht erlernt. Es war interessant, ihn zu beobachten, so wie man einen Welpen beobachtete, der lernte, wie gefährlich die Jagd auf Wespen war. Er hatte dem König eine kunstvoll gearbeitete, mit einem Saphir besetzte goldene Blume als Geschenk mitgebracht. Henry gefiel das Stück so sehr, dass er erwog, es in seiner Kammer zu behalten, statt es der Kirche zu stiften, was er mit solchen Geschenken für gewöhnlich tat.
    »Ich nehme an, Ihr wollt mich um einen Gefallen bitten«, stellte er trocken fest, während er mit dem Zeigefinger über die schimmernden steifen Blätter strich.
    Der junge Mann blickte sich um und schätzte ab, wer sich in Hörweite befand. Henry unterdrückte ein Lächeln. Die Bischöfe von Bayeux und Winchester würden sich schwerlich dafür interessieren, was dieser Grünschnabel zu sagen hatte.
    »Sire, ich wollte mit Euch über meine Schwester sprechen.«
    Henry hob neugierig die Brauen.
    »So?«
    De Tosney errötete.
    »Ich habe mich gefragt, ob Ihr sie irgendwann einmal verheiraten wollt.«
    Das traf Henry unverhofft. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der junge Mann dieses Thema zur Sprache bringen würde, obwohl es ein Versuch Goscelins sein konnte, seine Muskeln spielen zu lassen. Seine Autorität in familiären Fragen war ein gutes Versuchsgelände. Fasziniert beschloss Henry, herauszufinden, wie Goscelin die Sache weiter angehen würde.
    »Ich habe ab und an darüber nachgedacht«, erwiderte er mit einem Augenzwinkern von Mann zu Mann. »Ich wäre ein Narr, wenn ich die Augen davor verschließen würde, dass viele Männer sie gern zur Frau nehmen würden.«
    Er hatte in der Tat erwogen, Ida diesem oder jenem Höfling als Belohnung für seine Dienste zu überlassen. Sie teilte sein Bett kaum noch. Seit sie ihre frühere frische, jungfräuliche Unschuld verloren hatte und immer stärkere Mutterinstinkte entwickelte, hatte er sich anderen Eroberungen zugewandt, aber er genoss ihre Gesellschaft noch immer. Sie in seiner Kammer sitzen und nähen zu sehen gab ihm das Gefühl, sein Lieblingshund läge zu seinen Füßen. Und niemand konnte ihm so gut die Schultern massieren wie sie.
    »Sicherlich, Sire, aber ich habe einen im Sinn, der mir besonders gut geeignet erscheint und von dem ich glaube, er würde ihr gefallen.«
    Henry machte eine ermutigende Handbewegung.
    Goscelin scharrte mit den Füßen. »Sire, ich bitte um Eure Erlaubnis, mich in dieser Angelegenheit an Roger Bigod wenden zu dürfen.«
    Interessiert und leicht überrascht lehnte sich Henry in seinem Stuhl zurück und legte einen Finger an die Lippen. Von de Tosneys
Standpunkt aus war dies ein durchaus einleuchtender Vorschlag. Ida würde eine gute Partie machen. Bigod war zurzeit nicht bei Hof, er hatte nach dem Weihnachtsfest in Le Mans die Meerenge überquert, also war es unwahrscheinlich, dass er Goscelin auf diesen Gedanken gebracht hatte.
    »Was zeichnet denn Roger Bigod so besonders aus?«, fragte er unverblümt.
    Goscelin errötete.
    »Er besitzt in East Anglia Land, das an das meine grenzt. Er ist ein guter Soldat, und er kennt die Gesetze. Er wird meine Schwester mit Respekt behandeln.«
    »Trotz des Rufes, der seinem Erzeuger bezüglich Land und Frauen anhaftete?«, erkundigte sich Henry zynisch. »Wäre ich an Eurer Stelle, hätte ich da doch so einige Bedenken.«
    »Söhne sind nicht immer wie ihre Väter, Sire.«
    Henry schnaubte voll bitterer Belustigung.
    »Wenn das stimmt, habe ich von dieser Verbindung nur Nachteile, und Roger Bigod hat alle Vorteile. Wie äußert sich denn Eure Schwester zu Eurem Plan?«
    »Sie ist nicht abgeneigt, falls Ihr einwilligen solltet.«
    Henry kniff die Augen zusammen.
    »Und Roger Bigod?«
    »Weiß noch nichts davon, Sire. Es wäre zwecklos, mit ihm darüber zu sprechen, ohne zuvor Eure Erlaubnis eingeholt zu haben.«
    »Demnach seid Ihr also allein auf diesen Gedanken gekommen?«
    »Ja, Sire.«
    Henry betrachtete zweifelnd Goscelins rot angelaufene Ohren. Er sah Ida vor sich, wie sie stickend oder nähend in seiner Kammer saß, sah ihr Lächeln, dachte an ihren schelmischen Sinn für Humor und spürte ihre Hände auf seinen schmerzenden Schultern.
Er wollte sich nicht vorstellen, dass sie ihm diesen Dienst nie wieder erwies, und er wollte sich schon gar nicht vorstellen, dass sie es für einen anderen, jüngeren Mann tat. Roger Bigod hatte allerdings eine bemerkenswerte Geduld gezeigt und in seinen Bemühungen, seine Loyalität unter

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