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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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mach nicht ein solches Theater um Weihnachten«, sagte Beatrice genervt. »Es spielt wirklich keine Rolle, wo und mit wem man diesen Tag verbringt. Ich verstehe nicht, wie man sich so verrückt machen kann!«
    »Und ich verstehe nicht, wie man so kaltherzig sein kann«, sagte Helene tief verletzt. »Ich denke, wir beide sind eine Familie. Wir haben doch nur noch einander!«
    Beatrice fühlte sich zu kraftlos, das Gespräch noch länger durchzuhalten. Sie sank auf den Beifahrersitz und wünschte ihren Magen im stillen zum Teufel.
    »Fahr mich nach Hause«, bat sie müde, »mir ist alles gleichgültig. Ich brauche ein warmes Bett und etwas Schlaf. Und irgendwann einen Schnaps.«
    Sie schlief bis zum Abend, dann stand sie auf, erfrischt und erholt, und trank mit Helene vor dem Kamin im Eßzimmer einen Portwein. Sie machte noch einen kurzen Spaziergang zum Meer, fand ihren Weg im Licht des Mondes und im Schein der Sterne. Der Sturm war verstummt, die Luft, kalt und trocken, roch nach Winter, nach schlafendem Heidekraut und nach eisigem Wasser. Beatrice atmete tief und ruhig. Nach der Londoner Hektik, nach dem dortigen Gestank und dem viel zu engen Zusammenleben der Menschen erschien Beatrice die Insel wie eine Zuflucht, paradiesisch und ruhig. Sie wußte, daß es klüger gewesen wäre, hierzubleiben, sich eine Arbeit zu suchen und den Frieden zu genießen, den Guernsey ihr gab. Aber sie begriff auch, daß es nicht funktionieren konnte. Der alte Schmerz fiel sie an wie ein tollwütiger Hund, als sie über das tief und schwarz brausende Meer schaute und mit den Augen der Lichtstraße folgte, die der Mond auf das
Wasser malte. Die Geschehnisse der Vergangenheit berührten sie noch immer zu tief. Sie würde Guernsey nicht ertragen können.
    Am nächsten Morgen feierten sie und Helene Bescherung. Der Tag war so kalt und windstill wie der vorige. Die beiden Frauen kauerten vor dem Kamin, eingekuschelt in ihre Bademäntel, und packten die Geschenke aus. Genaugenommen packte nur Beatrice aus, denn Helene war sehr rasch fertig. Beatrice hatte ihr ein Buch mitgebracht und dieses, wie sie nun schuldbewußt dachte, nicht einmal besonders liebevoll ausgesucht. Sie hatte in letzter Sekunde vor ihrer Abreise überhaupt erst daran gedacht, daß sie schließlich ein Weihnachtsgeschenk brauchte, und irgendein Buch aus dem Regal einer Buchhandlung gezogen. Es ging darin um die wilden Tiere Kenias, und dafür hatte sich Helene noch nie interessiert. Sie schaute sich den Titel ein wenig überrascht an, faßte sich jedoch schnell und bedankte sich überschwenglich. »Das ist ja wundervoll! Vielen Dank, Beatrice. Ich werde es lesen und Dinge erfahren, von denen ich noch gar nichts wußte!«
    Beatrice ihrerseits brauchte eine halbe Stunde, um all die Päckchen auszupacken, die Helene für sie aufgestapelt hatte. Es war eindeutig, daß Helene sich wirklich Gedanken gemacht und alles zusammengetragen hatte, wovon sie glaubte, sie könne Beatrice damit erfreuen. Nylonstrümpfe, Fellhandschuhe, französische Gesichtscreme, eine silberne Armbanduhr, ein Mohairschal, Perlenohrringe und vieles mehr. Zuletzt packte Beatrice einen schweren, silbernen Bilderrahmen aus, in dem sie eine Schwarzweiß-Fotografie von Helene fand. Sie trug auf dem Foto die langen, blonden Haare offen und lächelte süß wie ein Engel. Beatrice fand das Bild allzu zuckrig und war sicher, daß sie es nie in ihrer Wohnung aufstellen würde, aber sie tat so, als gefiele es ihr.
    Helene strahlte. »Damit du mich immer bei dir hast! Ach, Beatrice«, sie umarmte sie mit einem tiefen Seufzer, »du ahnst nicht, wie sehr du mir fehlst, wenn du in London bist! Du ahnst nicht, wie gern ich dich hierhätte! Wir haben doch nur noch einander!«
    Und ich kriege Platzangst in deiner Nähe, dachte Beatrice und wand sich aus der Umarmung. Warum kann Helene nicht endlich einen netten Mann kennenlernen, ihn heiraten und mich einfach vergessen?

    Um die Mittagszeit rief Frederic Shaye an und wünschte ihr eine frohe Weihnacht. Er geriet zunächst an Helene, die darauf mit konsternierter Miene im Wohnzimmer erschien und erklärte, ein Herr sei am Apparat, der Beatrice zu sprechen wünsche.
    »Welcher Herr?« fragte Beatrice zerstreut. Sie las gerade in dem Buch über die wilden Tiere Kenias.
    »Cayne oder Shayne oder so ähnlich«, sagte Helene, »wer ist er denn? Ein Bekannter aus London?«
    »Ein Biologieprofessor, den ich auf einer Party kennengelernt habe«, sagte Beatrice und stand auf. »Mein

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