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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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Fenster aus sah er auf einen großen Garten,
den er aus Sicherheitsgründen allerdings nicht betreten durfte. Franz, der
einzige der Agenten, mit dem er auf seinem Niveau Schach spielen konnte, war
leider abgereist, und John und Alan waren nicht so gut wie er. Dafür brachten
sie ihm Go bei, eine Art japanisches Schachspiel.
    Astoni
schaute auf die Uhr und erinnerte sich daran, dass er Verena gesagt hatte, er
werde sie vor dem Abendessen anrufen. Er nahm das Notebook, das John für ihn
vorbereitet hatte, sah nach, ob sie online war, und rief sie an.
    »Hallo,
Paolo, wie geht es dir heute, bist du ein bisschen weniger deprimiert?«, fragte
Verena, die in den letzten Tagen bemerkt hatte, dass er nicht gerade bester
Stimmung war.
    »Mir geht
es ausgezeichnet! Abgesehen von der mörderischen Hitze hier in Rom«, log Astoni
und versuchte fröhlich zu klingen. »Und was machst du Schönes?«
    [349]  »Ich
kümmere mich um die Ausstellung dieses dänischen Malers, erinnerst du dich? Ich
habe dir davon erzählt. Die Vernissage ist nächsten Monat.«
    »Gut. Und
ich lerne gerade, Go zu spielen.«
    »Ein sehr
schönes Spiel. Ich mag es lieber als Schach.«
    »Dann werde
ich dich herausfordern, wenn wir uns wiedersehen.«
    In diesem
Augenblick war ein dumpfes Geräusch zu hören, dem gleich andere, gedämpftere,
folgten. Astoni spitzte die Ohren, es hörte sich an, als hätte jemand Türen
zugeschlagen oder Möbel verrückt.
    »Da ist
irgendetwas los!«, rief er beunruhigt aus.
    »Was?«
    »Ich höre
komische Geräusche aus dem Erdgeschoss. Ich sehe mal nach.«
    »Wo bist du
im Augenblick?«
    »In meinem
Zimmer im ersten Stock.«
    »Du musst
dich verstecken. Sofort! Hörst du immer noch Geräusche?«
    »Nein,
jetzt ist alles ruhig.«
    »Mein Gott,
Paolo, und was nun?«
    »Ich
versuche mich irgendwo zu verstecken. Aber ruf du sofort Ogden an und sag ihm,
dass ich in Turin in der Wohnung gegenüber eine DVD versteckt habe. Sie befindet sich in einem Terminkalender meines Kollegen, und
zwar in dem von 1990, der in einem Regal hinter dem Schreibtisch steht. Hast du
alles verstanden?«
    »Ja, ich
habe verstanden«, antwortete Verena beklommen.
    »Gut, dann
ruf jetzt Ogden an. Und vergiss nicht, ich hab dich lieb«, sagte Astoni und
beendete die Verbindung.
    [350]  Mit
zitternden Händen nahm Verena das Handy und wählte Ogdens Nummer. Nach kurzem
Läuten meldete sich der Agent.
    »Im safe house in Rom ist irgendetwas los«, brach es gleich aus
Verena heraus, noch bevor Ogden etwas sagen konnte. Dann brachte sie ihn unter
Schluchzen auf den neuesten Stand.

[351]  53
    Der
Senator versuchte seine Wut zurückzuhalten. Der Sizilianer hatte ihn in diesem
abgelegenen Unterschlupf bis spät in die Nacht hinein allein gelassen und ihm,
als er zurückgekommen war, als ob nichts wäre, von dem fehlgeschlagenen
Versuch, Betta Malacrida zu entführen, erzählt.
    Am liebsten
hätte er ihn umgebracht – wenn er nicht auf diesen Idioten angewiesen gewesen
wäre, denn nur er konnte ihm jetzt noch zur Flucht verhelfen. Falls Matteo
Trapani sie nicht beide vorher erledigen würde.
    Die beiden
Männer befanden sich in einem alten Haus an der Küste von Portopalo di Capo
Passero an der äußersten Südostspitze der Insel, dort wo die Wasser des
Ionischen Meers auf die der Straße von Sizilien treffen.
    Das alte
Gebäude, das von außen so wirkte, als wäre es seit Jahren verlassen, war innen
perfekt instand gesetzt. Es gab nicht nur eine gutgetarnte gepanzerte Tür,
sondern auch einige bestens und mit allem Komfort eingerichtete Räume, wo schon
andere wichtige Mafiosi auf der Flucht Unterschlupf gefunden hatten. Die Zone
gehörte zum Bezirk der Familie Guerrazzi, dem Clan des Sizilianers, und für
wenigstens vierundzwanzig Stunden konnte dieser Zufluchtsort als sicheres
Versteck gelten. Doch nicht länger.
    »Wenn die
Sache geklappt hätte, hätten wir einen [352]  zusätzlichen Trumpf in der Hand
gehabt«, sagte der Sizilianer, von der Wut des Senators kein bisschen
eingeschüchtert. »Aber es ist schiefgegangen. Vielleicht ist es besser so, im
Grunde wäre es zu kompliziert gewesen.«
    »Bist du
dir klar darüber, was du getan hast?«, schrie der Senator. »Die Reaktion von
Trapani wird nicht auf sich warten lassen, da kannst du sicher sein!«
    Dann
beschloss er, es dabei bewenden zu lassen. Im Grunde war es seine Schuld, er
hätte mit dem Sizilianer nicht über diese unausgegorene Idee reden sollen.
Betta Malacrida ohne eine Organisation, die

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