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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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Mafiafamilien geschlossene Waffenstillstandsabkommen, von Trapani vor
Jahren durchgesetzt, würde gebrochen werden. Den ersten Gewalttaten würden
zwangsläufig weitere folgen, ohne dass er auch nur noch einen Finger rühren
müsste. Denn die blinde Brutalität des von Totò ò zoppo und seinen Kumpanen
eingeführten Stils der Mafia war seit einer Weile ein unverzichtbarer und
selbstverständlicher Bestandteil der Macht der Clans, ihr Modus Operandi, in
dem die Familien Kinder und Enkel erzogen hatten. Jetzt würde dieser Zwang zu
töten sie antreiben, sich – konditioniert wie Pawlowsche Hunde – auf die
übelste und widerwärtigste Art gegenseitig umzubringen und zu dezimieren.
    Sobald die
ersten Aktionen liefen, wollte Trapani seinen eigenen Tod inszenieren, also
vortäuschen, dass er von der Bühne abgetreten sei, während er weiter persönlich
die [250]  Operation leiten würde. Dann, wenn alles zu Ende wäre, sollte das
Kommando über die wiederhergestellte palermitanische Mafia an den jungen
Inzaina übergehen, während Trapani unter dem Namen Lorenzo Malacrida
tatsächlich aussteigen würde.
    Alimante
hatte so getan, als wollte er von der Operation »Vendetta«, wie Trapani sie
getauft hatte, nichts hören, obwohl klar war, dass er von ihm und seinen
Söldnern die schmutzigste Arbeit verlangte.
    »Sie tun,
was Sie für richtig halten, und informieren mich laufend«, hatte er gesagt.
»Aber es interessiert mich keine Spur, ob dieses Pack in einem Zementpfeiler
oder auf dem Grund des Meeres endet. Wahnsinnige Mörder, die Kinder in Säure
auflösen, verdienen nichts anderes. Wichtig ist, dass es in den Augen der
Öffentlichkeit und der Richter wie ein Mafiakrieg aussieht und dass die
Ermittler ausschließlich diese Spur verfolgen. Man muss die ganze Schuld den
Leuten geben, die aktuell für Sie arbeiten. Das ist es doch, was Sie schon
immer wollten! Ihre Interessen stimmen zufällig im Moment mit meinen überein.
Doch das wird sich wieder ändern«, hatte er hervorgehoben.
    Trapani
hatte genickt. »Ich habe nicht die Absicht, die Beziehung zwischen uns
fortzusetzen, da können Sie ganz beruhigt sein. Und ansonsten ist es, wie Sie
richtig gesagt haben, mein Bestreben, die palermitanischen Familien zurück an
die Macht zu bringen, und unsere vorübergehende Verbindung wird dies leichter
machen. Es ist jedenfalls sehr freundlich von Ihnen, mir unbeschränkte
Vollmacht zu geben, und dafür bin ich Ihnen dankbar.« Dann hatte er mit einer
gewissen Befriedigung hinzugesetzt: »Es wird jedoch sicher für Sie von Vorteil
sein, wenn die Richter von nun an [251]  arbeiten können, ohne ermordet oder
bedroht zu werden. Natürlich sind auch unter ihnen korrupte Elemente, und wenn
Sie wollen, liefere ich Ihnen die Namen einiger kompromittierter Justizbeamter,
die wahrscheinlich nicht einmal Sie unter Verdacht haben. Wenn es Ihnen
angebracht erscheint, räume ich sie sogar aus dem Weg, Sie müssen es nur sagen.
Doch erlauben Sie mir, Ihnen einen Rat zu geben: Lassen Sie den neuen
Politikern, die Sie an die Macht bringen, nicht so viel Spielraum, wie die
aktuellen hatten.«
    Alimante
war es gelungen, seinen Ärger über die Unverfrorenheit dieses Mafioso zu
verbergen. Er hatte es dabei bewenden lassen, ihm einen kühlen Blick
zuzuwerfen.
    »Keine der
kriminellen Organisationen, ob nun die Cosa Nostra, die ’Ndrangheta, die
Camorra oder irgendeine andere, wird es sich in Zukunft erlauben können, den
Staat zu unterwandern«, hatte er gesagt. »Ihre Geschäfte werden unter
strengster Kontrolle gehalten, und sie werden sich nicht mehr auf diese abnorme
Weise wie in den letzten zwanzig Jahren bereichern können, aber das wird Sie ja
nicht mehr groß betreffen. Da ich eine gewisse Sympathie für Sie hege, freue
ich mich, dass Sie beschlossen haben, sich ins Privatleben zurückzuziehen, wenn
die Dinge geregelt sind.«
    Trapani
lächelte, als er daran zurückdachte. Durch eine unverhoffte Schicksalsfügung
war er einem Mann auf den höchsten Stufen der Macht begegnet, der – wenn auch
aus völlig anderen Gründen als er – das gleiche Ziel hatte, das er seit Jahren
verfolgte: die Vernichtung dieses ganzen Gesindels. Er, der Liebling des
Fürsten von Villalba, war dabei, die entscheidende Vendetta in die Tat
umzusetzen.

[252]  35
    Ogden
und Stuart wurden von Franz nach Mailand gefahren. Im safe
house waren die vier Agenten des Dienstes, Paolo Astoni und die
gefangenen Entführer zurückgeblieben.
    Verena war
schon nach

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