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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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geholfen, einem
hohen Tier beim italienischen Geheimdienst, der auf wirklich dumme Art Gefahr
gelaufen war, in ein bis heute ungeklärtes Verbrechen verwickelt zu werden.
Seine Geliebte, eine reiche Dame der besseren römischen Gesellschaft, war in
ihrer Dachgeschosswohnung an der Piazza di Spagna getötet worden, und er hatte
für die Tatzeit kein Alibi. Unglücklicherweise waren unter den Papieren der
Frau kompromittierende Briefe gefunden worden, durch die den Ermittlern ihre
Beziehung mit dem italienischen Agenten bekannt wurde. In dieser Situation
hatte er den Senator um Hilfe gebeten. Dieser war bereit gewesen, für ihn
einzustehen, und hatte ausgesagt, zum Zeitpunkt des Verbrechens seien er und
der Freund zusammen gewesen. Eine Geschichte, die ein gutes Ende genommen
hatte, unter Wahrung absoluter Diskretion, so dass der Name des Spions niemals
in den Zeitungen aufgetaucht war. Der Agent hatte eine glänzende [284]  Karriere
gemacht und leitete nun eine geheime Abteilung des italienischen
Inlandsnachrichtendienstes A.I.S.I. , der dem SISDE nachgefolgt war.
    Als der
Freund sich meldete, tischte der Senator ihm nach dem Austausch der üblichen
Höflichkeitsfloskeln die Geschichte auf, die er sich ausgedacht hatte.
    »Die Sache
muss absolut unter uns bleiben«, bat er sich in einem betrübten Ton aus, »doch
die Drohungen, die ich erhalten habe, haben den Präsidenten so beunruhigt, dass
er mich praktisch gezwungen hat, mich an dich zu wenden.«
    Die
Erwähnung des ersten Bürgers im Staate garantierte die Aufmerksamkeit von
jedermann, der im Land etwas zählte. Alle wussten von der Beziehung, die ihn
mit dem Präsidenten der Republik verband, und niemand hätte auch nur im Traum
daran gedacht, ihm Hilfe zu verweigern, erst recht nicht der Mann, mit dem er sprach.
    »Du kannst
auf mich zählen. Sag mir genau, worum es sich handelt«, bat ihn sein
Gesprächspartner.
    Der Senator
erzählte, er habe zahlreiche Drohbriefe erhalten und er sei sich sicher, dass
er seit einer Weile beschattet werde. Außerdem fügte er, um die Gefahr, in der
er schwebte, noch akuter wirken zu lassen, hinzu, sein Hotelzimmer sei, wenn
auch stümperhaft, gerade an diesem Tag durchsucht worden.
    »Ich habe
es vorhin bemerkt, als ich ins Hotel zurückgekommen bin. Bei all den Irren, die
heutzutage herumlaufen, weiß man nie. Auch wenn ich in der Politik nichts mehr
zähle…«, murmelte er, ohne den Satz zu beenden.
    Der
Protest, den er mit dieser Äußerung falscher Bescheidenheit hatte auslösen
wollen, ließ nicht auf sich warten.
    [285]  »Was für
ein Unsinn, du bist einer der mächtigsten Männer des Landes, und alle wissen,
dass der Präsident dich konsultiert, bevor er eine Entscheidung trifft!«,
widersprach der andere heftig. »Aber falls du nicht von einem Verrückten
belästigt wirst, fürchte ich eher, das Ganze könnte, wegen der Freundschaft,
die euch verbindet, eine an den Präsidenten gerichtete Botschaft sein. Wir
werden sofort eine Untersuchung einleiten, doch inzwischen organisiere ich
umgehend deinen Schutz.«
    »Mein Gott,
du hast recht, daran hatte ich nicht gedacht«, rief der Senator aus. »Aber
wartet ab, bevor ihr den Präsidenten alarmiert. Du weißt besser als ich, was
für heikle Zeiten wir politisch gerade durchmachen, mit der Opposition, die uns
keine Ruhe lässt. Wir müssen es so einrichten, dass der Präsident nicht noch
mehr Probleme bekommt. Du verstehst, was ich meine, nicht wahr?«
    »Du kannst
beruhigt sein, wir werden sehr diskret vorgehen und ihn nur informieren, wenn
die Ermittlungen etwas ergeben. Auf jeden Fall verstärke ich aber auch seinen
Sicherheitsapparat, was übrigens wegen seiner bevorstehenden Reise nach
Sizilien sowieso geplant war. Was dich angeht, so mach dir keine Sorgen, von
diesem Moment an stehst du unter dem Schutz meiner Abteilung.«
    Der Freund
informierte sich über die Pläne des Senators und sagte ihm dann, er solle das
Hotel nicht verlassen, bis seine Männer eintreffen würden. Am Ende, bevor sie
sich verabschiedeten, bedankte sich der Senator ausgiebig und spielte die Rolle
des Veteranen, der im Alter müde und ängstlich geworden ist. Als er auflegte,
war er sehr zufrieden.
    »Euch hab
ich’s gezeigt«, entschlüpfte es ihm. Innerhalb [286]  einer Stunde würde das Hotel
unter Bewachung stehen, und ein Auto würde draußen auf ihn warten, um ihn
hinzubringen, wo immer er hinwollte.
    Er
beschloss, den Sizilianer anzurufen, um ihm mitzuteilen, dass er sich

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