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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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von der harmloseren Art. Mit Ausnahme von Angus.
Rian persönlich hatte ihm eine üble, über den gesamten Oberschenkel
verlaufende, klaffende Wunde mit einem feinen Goldfaden vernäht. Eine uralte
Methode aus der Druidenheilkunst, wie sich zu Joans maßloser Verwunderung
herausstellte. Joan hatte daraufhin sogleich Blanches Vorrat an Goldfäden
geplündert. Verhindert doch dieses edle Metall eine Wundentzündung. Angus
selbst scheint die Verletzung nur wenig zu stören. Er zecht mit den anderen,
als wenn es das letzte Mal wäre. Sie hatten einen überlegenen Sieg errungen,
die Schotten mit Unterstützung der Bauern in die Flucht geschlagen. Dabei
gereichte ihnen zum Vorteil, dass ein nicht unerheblicher Teil der
Eindringlinge, abgerissen von der Festung kommend, auswich und feige die Flucht
ergriff.
    Die Zahl der Toten unter
Malcoms Bauern hält sich in Grenzen. Dennoch starben Menschen, ganz zu
schweigen vom durch das Feuer verursachten materiellen Verlust und dem
getöteten Vieh. Zwei seiner Bauern sind spurlos verschwunden. Offenbar nutzten
sie die Gelegenheit, um heimlich in die Stadt zu fliehen. Wenn sie nicht binnen
Jahr und Tag wieder aufgegriffen werden, damit Malcom seine Ansprüche an ihnen
geltend machen kann, hat er sie an die Stadt verloren und sie sind Freie.
Allerdings ist es noch ein weiter, und für einen armen Bauern zumeist kaum
erreichbarer Weg zum Bürger. Für gewöhnlich verbleiben sie als einfache
Einwohner ohne politische Rechte, sind als solche in abhängiger Beschäftigung
oder es harrt ihrer ein Leben als Tagelöhner, schlimmstenfalls gar als Bettler.
    „Halt doch still, Ian“, ermahnt
Joan Besagten mit verdrehten Augen, um ihm endlich den Verband um die
Stichwunde im rechten Oberarm anzulegen.
    „Was? ... Hier, mit meinen
bloßen Händen hab’ ich ihm die Gurgel zugedrückt“, fährt Ian unbeirrt wild fuchtelnd
fort.
    Die Männer würdigen eine
weitere Greueltat mit gebührendem Gröhlen, stoßen die mit Ale gefüllten Krüge
gegeneinander, dass es nur so auf die Tafel schwappt. Joan fixiert den Verband
und schlägt zur lautstarken Belustigung von Malcoms Rittern drei Kreuze.
    „Ihr solltet euch in die Federn
machen“, weist sie diese daraufhin zurecht, während sie Shepherd neben ihr den
noch halbvollen Krug entwendet, damit er seinem auf die Tafel vornüber
gekipptem, schlafenden Besitzer nicht aus der Hand gleitet. „Ein jeder hat eure
Heldentaten vernommen und beeindruckt gewürdigt.“
    „Ja, dieses schlagkräftige
Bauerngesindel hat große Augen gemacht, als wir den verdammten Schweinehunden
das Fürchten lehrten. Die Schmach ist wieder ausgewetzt“, brüllt Rupert
befriedigt, was in erneutem Gejohle endet.
    „Ja. Doch was sagt ihr zu
unserer Heldin hier im grünen Gewand“, übertönt Jeremy sie und schlingt einen
seiner Bärenarme um Joans Schultern, dass sie sich kaum noch rühren kann.
    Die Männer heben daraufhin ihre
Kelche. „Baobhan-Sith“, grölen sie und trinken ihr zu.
    Joan macht sich mit verdrehten
Augen ruppig von Jeremy los und wendet sich von ihnen ab. Mittlerweile ist es
überall herum, für wen die hasenfüßigen Schotten sie hielten. Ein gutes Mittel,
um den Feind herabzuwürdigen und mit Schmähungen zu überziehen. Doch Joan ist
es nun endgültig leid.
    Malcom erhebt sich daraufhin
wankend und hält sich zum lauten Entsetzen seiner Männer an der Tafel fest.
Schwerfällig schnellen sie vor, um diese vorm Kippen von den Böcken zu bewahren.
    „Jjjoan hat Recht“, bekundet er
lallend und leert seinen Krug mit Ale, dass es ihm über der Tunika auf die
Brust fließt. „Die nächsten Tage werden anstrengend. ... Wir sollten
ausgeschlafen sein.“

Joans Vision
    Wie schon
seit einigen Tagen, so scheint auch an diesem Morgen die Sonne noch einmal
ungewöhnlich warm vom Himmel herab, gerade so, als wolle sie der bevorstehenden
kalten Jahreszeit trotzen. Joan ist froh darüber, hatte sie doch aus Sorge um
Robert befürchtet, bei unbehaglicher Kälte nach Dowell aufbrechen zu müssen.
Soeben verstaut sie ihre Habseligkeiten auf einem der Packpferde und sucht
daraufhin den belebten Hof nach Blanche und ihrem Vater ab, um sich von ihnen
zu verabschieden. An der Zisterne lungern zwei ihrer drei Gäste aus Alnwick Castle
faul herum, wobei sie gelangweilt das bunte Treiben auf dem Hof beobachten. Sie
gehören zu Percys Männern und sind auf der Durchreise bei ihnen untergekommen.
Sie werden erst morgen weiterreisen.
    Joan schirmt die Augen gegen
die blendende

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