Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
Vom Netzwerk:
Er zuckt darauf grinsend die
Schultern.
    Joan kann sich denken, warum er
abgeneigt ist. Seine kleine Magd wird ihn sicher schon sehnsüchtig im Heu der
Scheune erwarten. Sie streckt sich gähnend. „Ich gehe zu Bett“, meint sie träge
und erhebt sich.

Ulmans
Fehlbarkeit
    Malcom legt
sich mitten in der Nacht zu ihr. Sie rückt eng an ihn heran. Er streicht ihr
wie abwesend durchs Haar, bleibt ansonsten regungslos.
    Sie hebt den Kopf und erkennt
seinen schattenhaften Umriss. „Was bedrückt dich?“
    „Hm?“ Er stöhnt darauf
trübselig und zieht sie zu sich herab. „Ich dachte, du schläfst.“
    Joan gähnt herzhaft, um sich
dann wieder behaglich an ihn zu schmiegen.
    Er küsst ihre Stirn. „Ich sorge
mich um Amál. Seine Männer mussten ihn zurücktragen, so sturzbesoffen war er.“
    Sie nickt träge. Es wäre nicht
das erste Mal. Irgendwie war es abzusehen gewesen.
    „Sie haben ihn im Badehaus
aufgelesen, als er handgreifliche Schwierigkeiten mit einer Bademagd bekam, die
er nicht für ihre Liebesdienste bezahlen wollte. Er hat sie ...“
    „Was?“ Joan ist plötzlich
hellwach. Sie hebt den Kopf und starrt ihn an. „Was sagtest du eben“, fragt sie
ungläubig. „Du treibst deinen Scherz mit mir?“
    Er schüttelt den Kopf. „Leider
nicht“, erwidert er seufzend. „Ich komme nicht mehr an ihn heran. Er lässt sich
von niemandem helfen.“
    Joan ist bestürzt. „Er war bei
einer Hure“, murmelt sie entsetzt. Zu ihrer Verwunderung lacht Malcom
verhalten. „Ich verstehe nicht, was so amüsant ist“, fragt sie verwirrt.
    „Mich erschreckt nicht, dass er
bei einer Hure Erleichterung fand.“
    „Nein?“
    Er schüttelt den Kopf. „Doch
dass er sie schlug, gibt mir zu denken.“
    Joan fährt hoch. „Das wird ja
immer toller!“
    Malcom bläst schwermütig die
Luft aus. „Er trägt seit Miriams Tod so viel Hass in sich. ... Und es wird
einfach nicht besser. Wie weit muss man sinken, um eine Frau grün und blau zu
schlagen?“
    Joan schweigt betroffen. Sie
weiß momentan nicht, was ärger ist. Dass er bei einer Hure lag, oder sie
schlug. Sie räuspert sich. „Hattest du schon einmal eine Hure?“
    Auf sein Schweigen hin jappst
sie aufgebracht nach Luft. Bevor sie loslegen kann, legt er ihr beschwichtigend
einen Finger über den Mund.
    „Das ist lange her. ... Wo
sonst soll sich ein unvermählter Mann Erleichterung verschaffen? Jeder handhabt
das so. Warum glaubst du wohl, habe ich heute die Männer zurückgepfiffen? Nicht
unbedingt aus Angst vor Henry. Denn so dummdreist kann selbst er nicht sein,
uns hier in London vor aller Augen anzugreifen, gar Gefangene zu riskieren.“
    Joan bleibt die Luft weg.
    „Ihr Frauen seid die einzigen,
die etwas Verwerfliches daran finden.“
    „Nun, wohl nicht alle“, wirft
sie spitz ein. „Mir wird jetzt klar, was du damals mit deinen Jugendsünden
meintest“, schnaubt sie verächtlich. „Warum hast du sie denn zurückgepfiffen,
wenn nichts Verwerfliches am Herumhuren sein soll?“
    Er stöhnt gedehnt. „Man kann
sich alles Mögliche in einem Frauenhaus einfangen. Bestenfalls die Krätze, am
ärgsten ein Messer im Rücken“, erklärt er sodann, was ihr bezeugt, dass er sich
in diesem Metier wohl besser auskennt, als sie noch für gut befinden kann.
    „Oh, wie fürsorglich du doch
bist“, faucht sie aufgebracht, woraufhin er ein verstimmtes Brummen vernehmen
lässt.
    „Ich habe es ihnen lediglich
etwas schwerer gemacht. Zwar sind die Frauenhäuser in der Fastenzeit ohnehin
geschlossen, doch gibt es da noch andere Möglichkeiten. Fahrende Dirnen,
Badehäuser ...“, er unterbricht sich auf ihr verächtliches Schnauben hin
befangen mit einem unangenehmen Räuspern. „So können sie sich nicht maßlos Wein
und Weibern zuwenden. Ganz kann ich sie nicht davon abhalten, ... will es auch
gar nicht. Sie werden dadurch ausgeglichener sein“, endet er.
    „Oh Malcom, ich will nichts
mehr davon hören“, ruft sie gereizt. „Verschone mich mit diesen Einzelheiten.“
    Er lacht leise, was ihm ihren
Ellenbogen einbringt, den sie ihm verärgert zwischen die Rippen stößt.
Versöhnlich legt er ihr eine Hand gegen die Wange. „Schön, dass du es nicht so
abgeklärt wie ich betrachtest. Du bist hoffnungslos gutgläubig und verträumt.“
    „Ja, diese Feinsinnigkeit habe
ich mir bewahrt. Ich wünschte manchmal, auch du wärst ein wenig
gefühlsbetonter.“ So, wie Ulman, denkt sie.
    Aus seinem Schweigen schließt
sie, dass er über ihre Worte nachdenkt.
    „Was

Weitere Kostenlose Bücher